Puh!

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Die Mutter DES MÄDCHENS ist auf dem Wochenmarkt. Sie hat ihre kleine Tochter an der Hand.
Sie trifft eine Bekannte. Auch die hat ihre Tochter mitgenommen.
„Hallo“, sagt sie, „ist deine Kleine gar nicht im Kindergarten?“
„Ne, nix Kindergarten“, seufzt die Bekannte, „die haben heute wieder dicht. Dort herrscht ja sowieso Personalmangel, und nun sind auch noch fast alle Erzieherinnen krank. Puh, ist das anstrengend. Wieder war meine Tochter jetzt drei Tage zu Hause! Zwei Tage konnte ich zum Glück die Großeltern gewinnen, aber heute haben die auch keine Zeit.“
Die Mutter des Mädchens nickt.
„Und bei euch?“, fragt die Bekannte nun, „ist die KiTa auch zu?“
„Nein“, sagt die Mutter des Mädchens, „bei uns fehlt die Integrationskraft. Schon seit sechs Wochen. Und der Anbieter kann keinen Ersatz stellen. Alleine darf meine Tochter nicht kommen.“
„Sechs Wochen?“, staunt die Bekannte, „puh! Das könnte ich nicht aushalten! Niemals!“
„Mich hat auch niemand gefragt, ob ich das aushalten kann“, antwortet die Mutter des Mädchens.

Die Geschichte vorgelesen …

Im Schulranzen

„Wie sieht es denn in deinem Schulranzen schon wieder aus?“
Die Mutter DES JUNGEN ist genervt.
„Jetzt kommst du bald in die vierte Klasse und in deiner Tasche fliegen tausend einzelne Zettel herum. Räum die auf!“, schimpft die Mutter.
Der Junge, der in eine inklusive Klasse geht, widerspricht: „Nein, brauch ich noch!“
Die Mutter schnappt sich den Ranzen: „Quatsch, das kommt jetzt alles ins Altpapier.“
Sie holt die Zettel raus und zerknüllt sie.
„Nein, behalten!“ jammert der Junge immer lauter.
Da hält die Mutter inne und streicht die Zettel wieder glatt. „Lieber Junge, du bist mein liebster Nebensitzer. Du bist immer so lustig“, steht auf dem ersten. Der Zettel stammt von einem Mädchen ohne Behinderung, neben dem der Junge schon seit der ersten Klasse sitzt.
Die Mutter liest auch die anderen Zettel: „Du bist ein guter Freund!“ und „Du bist super.“
Sie nimmt den Jungen in den Arm und lächelt: „Ja, mein Schatz. Wir bügeln die Zettel wieder glatt und dann suchen wir einen schönen Platz in deinem Zimmer, wo du sie aufheben kannst.“

Die Geschichte vorgelesen …

Da ist er ja

DER JUNGE geht in den Kindergarten. In den „inklusiven Kindergarten“ im Ort. Die Gemeinde ist sehr stolz, dass sie jetzt auch Kinder mit Behinderung in die Gruppen aufnimmt.
Heute ist der Bürgermeister zu Besuch in der Bären-Gruppe.
Er schüttelt viele große und kleine Hände. Dann sieht er den Jungen.
„Ach“, sagt er, „da ist er ja: Unser kleiner Vorkämpfer für Inklusion!“
Die Erzieherinnen schauen sich an.
„Das ist eigentlich nur der Junge“, sagt schließlich eine der Erzieherinnen nicht ganz so laut. Vielleicht hört der Bürgermeister, der schon auf dem Weg in die nächste Gruppe ist, sie auch gar nicht mehr, als sie hinzufügt: „Der spielt, tobt und malt hier so wie alle anderen auch.“

Die Geschichte vorgelesen …

Helfer

Eigentlich müsste DER JUNGE MANN schon zu Hause sein. Die Mutter macht sich Sorgen und geht ihm ein Stück entgegen.
Da kommt er schon um die Ecke: Aufgeregt, an den Händen Blut. „Mann blutet“ und „Bushaltestelle“, ruft er, der nur schwer verständlich sprechen kann.
Die Mutter schickt ihn nach Hause, damit er sich wäscht und die Hände desinfiziert. Sie selbst geht zur Haltestelle, wo mehrere Menschen, ein Polizeiwagen und Sanitäter um einen alten Mann mit einem Rollator herum stehen.
Was ist geschehen? Der Polizist berichtet: Sie seien von Passanten gerufen worden. Die hätten Schreie gehört und einen Jugendlichen gesehen, der sich an einem alten Mann zu schaffen machte. Und der Mann blute … Doch inzwischen sei die Sache geklärt.
„Genau“, mischt sich der alte Mann ein, dem gerade ein Verband angelegt wird, „er wollte mir doch nur wieder hoch helfen und hat laut nach Hilfe gerufen, als er das Blut gesehen hat. Ich bin gestürzt und konnte nicht mehr alleine aufstehen.“
Die Mutter atmet tief durch. Dann geht sie nach Hause, nimmt ihren Sohn in den Arm und sagt: „Ich bin sehr stolz auf dich, Großer!“

Die Geschichte vorgelesen …