Ganz groß

Seit vielen Jahren möchte DER JUNGE bei einem Verein in seinem Heimatort mitmachen.
Die Mutter war bislang immer skeptisch.
Doch nun fragt der Junge sie wieder und endlich telefoniert sie und erkundigt sich.
Eine Begleitung brauche ihr Sohn im Verein nicht, trägt sie vor, nur jemand, der ihn ein bisschen einführt und sich am Anfang kümmert. Vielleicht so eine Art Pate. Auch Barrierefreiheit sei kein Thema. Vielleicht könne ihn mal jemand an die Hand nehmen, aber das sei nur manchmal nötig.
Der Jugendwart des Vereins hört sich alles an und verspricht, sich wieder zu melden.
Nach ein paar Tagen ruft er zurück: „Das ist gar kein Problem, dass Ihr Sohn mitmacht“, sagt er fröhlich, „wir haben das im Vorstand besprochen: Wir ziehen das ganz groß auf, als Inklusions-Projekt. Da gibt es ja bestimmt auch noch andere Behinderte, die Interesse hätten. Dann wollen wir einen Assistenz-Pool aufbauen, Fortbildungen organisieren, inklusive Gruppen einrichten und natürlich auch Öffentlichkeitsarbeit machen. Wir melden uns wieder!“
Die Mutter bedankt sich. Dann geschieht lange nichts. Nur der Junge fragt weiter nach.
Und irgendwann auch die Mutter.
Der Jugendwart erklärt: „Nein, so schnell geht das nicht! Wir haben das jetzt als Jahresthema 2025 geplant. In diesem Jahr ist so viel anderes. Aber dann wird das ganz groß!“

Die Geschichte vorgelesen …

Ein Kommentar

  1. Entwicklungen sagt:

    Wie heißt es in bunten Broschüren so schön: Gemeinsam einfach machen.

    Nur geht man ggf ohne Vorbereitung und Absprachen in den Verein , muss der JUNGE ggf die Frusterlebnisse aushalten.

    Das tätige Vereine positive PR daraus ziehen wollen, ist leider Zeitgeist. Mich stört zum Teil mehr, dass nur das „Sahnehäubchen „
    der vielfältigen Mosaiksteinchen an Behinderten gesehen wird. Und die Lebenszeit der Betroffenen läuft unablässig weiter.

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