Hausschuhe

2017

Der Träger der Behindertenhilfe feiert.
Am Ortsrand, zwischen Einkaufszentrum und Gewerbegebiet, ist eine neue Zweigstelle entstanden.
Es gibt dort eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung, ein Wohnheim und Appartements für betreutes Wohnen.
Die Eltern DES MÄDCHENS nutzen den Tag der Offenen Tür, um sich den Komplex genauer anzuschauen.
Die Werkstatträume sind modern und hell mit großen Fenstern.
Es gibt eine Cafeteria und einen Hof mit Blumenwiese und Gartenbänken hinter dem Haus.
„Super, nicht wahr?“ Die Mitarbeiterin, die die Eltern herumführt, ist begeistert: „Und schauen Sie sich das hier an: Der Ausgang des Wohngebäudes und der Eingang zur Werkstatt sind nur ein paar Meter auseinander. Wir müssen nur noch ein Glasdach über den Weg bauen, dann können die Bewohner in Hausschuhen zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Ist das nicht wunderbar für Ihre Tochter, wenn sie erwachsen ist?“
Die Eltern sagen erst einmal nichts.
„Unsere Tochter wird sicherlich später viel Hilfe brauchen“, sagt die Mutter schließlich, „aber wir möchten, dass sie mehr von der Welt sehen darf als nur das, was man mit Hausschuhen erreichen kann.“

 

Die Geschichte vorgelesen …

Ein Kommentar

  1. Anonymous sagt:

    Diese Geschichte erinnert mich an den Tag der offenen Tür ,der letztes Jahr in der Behindindertenwerkstatt meines Kindes stattfand.
    Wir haben als Eltern eine Einladung erhalten. Wir wurden schon vorher in Kenntnis gesetzt ,dass wir die Möglichkeit haben die Arbeit der Beschäftigten zu bewundern. Es wurde geplant eine riesen Bühne aufzustellen mit Musik, Popcorn, Kuchen. Tische mit Stühle wollte man draussen den Besuchern zur Verfügung stellen
    Als wir mit unserem Kind da ankamen, konnte unser Kind keine 10 Minuten da verweilen.
    Die Musik war furchtbar laut. Kaum Personal war zu sehen. Viele Menschen aus dem Ort kamen zu dieser Veranstaltung .
    Die meisten Eltern mit behinderten Kindern standen ratlos da.
    Als ich am nächsten Tag die Mitarbeiter der Werkstatt wegen der lauten Musik ansprach,da wurde mir gesagt,dass sie uns nächstes Mal keine Einladung zur Tag der offenen Tür schicken werden. Es wäre ja schließlich besser für mein Kind so.
    Und zu den Weihnachtsfeieiern wäre es dann auch besser, wenn es Zuhause bliebe.
    Bei der Aussage stand ich einfach nur geschockt da.
    Eltern haben über die Jahre gelernt zu resignieren. Man steht einfach nur sprachlos da.
    Wenn man über Jahre schon in der Schulzeit der Kinder für jede Kleinigkeit kämpfen muss, hat man einfach keine Kraft mehr Leute zu erziehen was Inklusion bedeutet.
    Es hat sich in Deutschland zum Thema Inklusion kaum was bewegt !
    Die behinderten Menschen müssen sich immer noch der Gesellschaft anpassen und nicht andersrum.
    Wenn behinderte Menschen in einer Behinderteneinrichtung nicht so angenommen werden, wie Sie sind,dann wo denn sonst!?

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