Sommerkurzgeschichte 2

DER JUNGE hat Quatsch gemacht.
Der Lehrer setzt ihn dafür in die Ecke auf einen Stuhl.
Niemand darf eine Stunde lang zu ihm gehen und mit ihm sprechen.
Auch seine Schulbegleiterin nicht.
Die atmet tief durch und sagt: „Das ist aber mein Job!“
Dann nimmt sie ihren Stuhl und setzt sich dicht neben den Jungen.

Die Geschichte vorgelesen …

18 Kommentare

  1. Ursula sagt:

    Ich habe ein Kind mit Autismus und ich kann aus langjähriger Erfahrung folgendes sagen. Bei Kinder mit Autismus und/oder geistiger Behinderung hilft eine Strafe im Sinne der Zielerreichung, also zukünftig ein besseres Verhalten an den Tag zu legen rein gar nichts.
    Besser wäre eine Analyse, was genau ist vorher passiert. Ist das Kind über- oder unterfordert gewesen, wurde es geärgert usw.. Also was hat zum Quatschverhalten beigetragen.
    Zur langfristigen Verbesserung sind das Schaffen von Routinen und Strukturen gut, sowie Kommunikationsfähigkeit zu verbessern.
    Ich empfehle das Buch von Bo Hejlskov Elven „Herausforderndes Verhalten“ vermeiden.
    LG,

  2. kirsten2 sagt:

    Dieser Blog und seine Geschichten werden nicht geschrieben, damit jemand Situationen analysieren und anschließend be- oder gar ver-urteilen kann.
    Geschichten aus der Schule sind statistisch überrepräsentiert, weil Schule in der ehrenamtlichen Arbeit der Autorinnen einen Schwerpunkt einnimmt.
    Die Notwendigkeit und das Recht auf Inklusion in ausnahmslos allen Lebensbereichen steht für uns nicht zur Diskussion. Häme, Hohn und abwertende Ironie haben grundsätzlich keinen Platz in unseren Kommentarspalten

    2.668 Kommentare haben wir im Laufe der Jahre hier im Blog freigegeben. Eine handvoll weniger werden es in Zukunft sein – aus den oben genannten Gründen

  3. Anonym sagt:

    Jetzt verstehe ich, weshalb sich Inklusionsschüler samt Schulbegleiter/innen in einem Nebenraum der Schule wiederfinden.

  4. Anonymous sagt:

    Bravo!!!
    Aber 1 Stunde in Ecke … ist das noch erlaubt???

    • Tina sagt:

      einfach mal googeln ‘ kein Kind darf in der Ecke stehen’:
      Es finden sich viele Fachartikel u. a. auch auf den Seiten des niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung. In dem dort zitierten Artikel wird im Literaturverweis u.a. auch die detaillierte Gesetzesbegründung aufgeführt.

      ” Auch seelische Verletzungen sind laut § 1631 Abs. 2 Satz 2 BGB verboten. Eine am Persönlichkeitsrecht des Kindes orientierte Erziehung wird durch diese Art der Gewalt aufs Gröbste verletzt. Als seelische Verletzungen wird demütigendes, kränkendes und herabsetzendes Verhalten gefasst. Darunter fällt beispielsweise das Bloßstellen des Kindes vor anderen Akteuren. ” ( Zitat Verlag Das Netz aus Betrifft Kinder 3-2016).

      Mein persönliches Fazit in einem weiter Zitat: „Man kann Kindern nicht beibringen, sich besser zu verhalten, indem man dafür sorgt, dass sie sich schlechter fühlen. Wenn Kinder sich besser fühlen, dann verhalten sie sich besser.“
      Pam Leo (Entwicklungsforscherin)

      Zusätzlich: Die »goldene Regel« der Gewaltfreiheit
      Hinterfragen Sie Ihr pädagogisches Handeln danach, was es bei Ihnen auslösen würde, wenn jemand so mit Ihnen umgehen würde, wie Sie es mit den Kindern tun.

  5. Ella sagt:

    Die Schulbegleiterin widersetzt sich dem autoritären Agieren und ist mutig genug, sich der “Autorität” des Lehrers entgegen zu stellen. Chapeau!

    • Anonymous sagt:

      Wo war sie als der Junge Quatsch gemacht hat?

      • CD 1 sagt:

        Vielleicht mal kurz auf Toilette?? Dies sei ja angeblich auch einem unterbezahlten Schulbegleiter gestattet. Dann ist Teamplay angesagt. Dieses Detail der Geschichte bleibt aber im Nebel.

        • Anonymous sagt:

          Die Geschichten bieten generell großen Interpretationsspielraum. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass die Situation innerhalb von wenigen Minuten (Toilettengang) derartig aus dem Ruder gelaufen ist. Vielleicht haben die anderen Kinder den Jungen auch gezielt angestiftet zu stören?! Passiert gar nicht so selten. Da wäre eine aktive Schulbegleiterin auch sehr hilfreich.

          • Anonymous sagt:

            Ganz so ähnlich dachte ich auch: was für einen ” Quatsch” hat der Junge gemacht? Quatsch ist ein weiter Begriff. Wie lernfähig ist der Junge hinsichtlich seines Verhaltens? Hat er denselben Quatsch schon öfters gemacht? Lernt er aus Konsequenzen? Ist die Lehrerin verärgert über Inklusion, weil den Lehrern immer mehr Aufgaben aufgebürdet werden, ohne sie an anderer Stelle zu entlasten? Sie trägt schließlich die Verantwortung für ALLE Kinder.
            Oder , genau das überlegte ich auch: wurde der Junge provoziert, in einem Moment, als die Lehrerin gerade wegschaute? Manchmal wundert man sich ja, wie gerade die “guten” Schüler solche Momente abpassen und es geschickt verstehen, sich nicht erwischen zu lassen.

  6. Anonymous sagt:

    Echt jetzt? Sogar in den Ferien gibt es Schulgeschichten? Allmählich bekomme ich den Eindruck, dass es in unserer Gesellschaft ja superinklusiv laufen muss, wenn nur die Schule ein Problem ist…

  7. Moma sagt:

    Sehr schöne Reaktion der Schulbegleiterin. Macht die Absurdität der Strafe wirklich sichtbar.

    • anonym sagt:

      Die Botschaft an den JUNGEN ist eindeutig und klar: ‚ Für Quatschmacher gibt es in unserer Gemeinschaft keinen Platz!‘ Die Schulbegleiterin widersetzt sich – vor dem Lehrer, vor der Klasse. Der JUNGE lernt: ‚ Für mein Handeln gibt es keine Konsequenzen.‘ Schöne Reaktion??

      • Juliane sagt:

        Der Junge lernt: Für Quatsch ist kein Platz, daher muss ich in die Ecke. Der Junge lernt auch: Andere Erwachsene sehen das anders und können meine Strafe abmildern (in der Ecke sitzt er ja immer noch). Meinungspluralität. Ist doch toll. Blöd natürlich, dass dadurch die Autorität untergraben wird. Aber vielleicht isses damit ja eh nicht weit her.
        Ich finds grundsätzlich toll, wenn anonym hier Kritik anbringt, nervt, aber bringt einen aus der Wir-sind-alle-einer-Meinung-Bequemlichkeits-Bubble :).

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