Kleine Urlaubsgeschichte 5
Gut klingen die Angebote des „Ferienspaßes“ für Kinder des Ortes. Tolle Tageausflüge oder spannende Aktionen.
Bei manchen steht in den Ausschreibungen „Auch für körperlich eingeschränkte Kinder geeignet“.
„Hm…“, denkt die Mutter. Was das wohl heißt? Denn körperbehindert ist DAS MÄDCHEN nicht.
Sie fragt bei der Stadt nach, die das Programm herausgegeben hat. Die Mitarbeiterin verspricht, es zu klären. Dann ruft sie zurück.
„Also“, sagt sie“, das heißt, dass Kinder, die körperlich nicht so fit sind, gerne mitkommen können. Aber geistige Behinderte – die traut sich keiner zu!“
Heute morgen habe ich, wie jeden Montagmorgen auf den Blog der beiden „Kirstens“ – oder jetzt drei (?) gewartet – . Eben habe ich die Geschichte „Nächstes Schuljahr“ gelesen. Was soll ich sagen? Mein Herz lacht; auch wenn’s kitschig klingt! Allen Kindern und Jugendlichen wünsche ich einen guten Schulbeginn und ein tolles „neues Schuljahr“. Und wenn es schon begonnen hat, dass es gut angefangen und gut enden wird! Herzliche Grüße Kirsti
Kirsten3 nennen wir scherzhaft unseren Administrator.
Solche Ferien-Aktivitäten werden oft von jungen Erwachsenen durchgeführt, die sich entweder noch in einer päd. Ausbildung oder Studium befinden oder einfach Teil der kirchlichen/ kommunalen Jugendarbeit sind. Ihre Arbeit ist ehrenamtlich bzw. es wird eine Aufwandsentschädigung gestattet.
Sich etwas nicht zuzuztrauen bedeutet ja, sich einer Aufgabe nicht gewachsen zu fühlen und diese Selbsteinschätzung kann in diesem Kontext durchaus realistisch sein, die Entscheidung wird verantwortungsbewusst im Hinblick auf die anstehende Aufgabe getroffen.
Jede/r „Alte“, gerade Eltern der Altersgruppe der 18- bis Anfang-/Mittezwanzigjährigen, wird junge Erwachsene darin bestärken, Verantwortung, die man nicht bewältigen kann, abzulehnen und eigene Grenzen zu benennen. Niemand wird dazu ermuntern, sich potentiell zu übernehmen.
Ganz klar: diese Geschichte beschreibt Nixklusion, denn dem Mädchen wird das Ferienangebot vorenhalten.
ich vermute, die Grund dazu liegt hier nicht in einer inklusions-
ablehnenden Haltung der BetreuerInnen (gerade junge Menschen sind offen für neue Wege), sondern im finanziell vorgesehenen Budget, das dann zu einem geringen Einsatz von hauptamtlichen BetreuerInnen bei dieser Aufgabe führt.
„Jede/r “Alte”, gerade Eltern der Altersgruppe der 18- bis Anfang-/Mittezwanzigjährigen, wird junge Erwachsene darin bestärken, Verantwortung, die man nicht bewältigen kann, abzulehnen und eigene Grenzen zu benennen.“
Ich hoffe doch stark, dass dem nicht so ist! Gerade junge Menschen sollten doch ermutigt werden, ihre Grenzen zu erweitern – das nennt man dann Entwicklung. Im Übrigen ist es ja Quatsch zu denken, nur ausgebildete und erfahrene Spezialisten wären der Betreuung „geistig Behinderter“ gewachsen. Sowas weiß man jedenfalls, wenn man das Glück hat, in inklusiven Kontexten aufzuwachsen.
Du beziehst dich auf meinen Kommentar .
Und tatsächlich, das, was du schreibst, kann ich komplett auch so unterschreiben 🙂 : natürlich brauchen junge Leute Ermutigung, um ihre Grenzen zu erweitern und auch ich denke, dass die Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung nicht ausschließlich ausgebildete Kräfte erfordert.
Mir ging es in meinem Kommentar eher darum, die Geschichte in einen Kontext zu setzen, aufzuzeigen, wie diese Freizeitangebote häufig durchgeführt werden und Gründe zu benennen, warum es hier zur Nixklusion kommt. Ferien-Angebote für Kinder sind immer mit hoher Verantwortung verbunden, mit und ohne Inklusion.
Etwas abzulehnen, weil man sich dem nicht gewachsen fühlt , ist ja keine Selbstbegrenzung, sondern auch Teil von sozialkompetentem Verhalten, es braucht manchmal Mut es auszusprechen und hierbei sollen die Eltern und „Alten“ die Jungen bestärken.
Ich finde,es ist schon eine gewisse Skepsis angebracht. Wenn ein fittes Kind mit geistiger Behinderung von Betreuern mit wenig Erfahrung versorgt wird, ist es ganz was anderes als wenn ein Kind z.B. nicht reden und sich auch wenig mit alternativen Methoden verständlich machen kann. Da sollte der Betreuer schon Erfahrung etc. besitzen.
Das würde ich als Mutter schon erwarten. Da ist mir Ehrlichkeit schon lieber als eine leichtfertige Selbstüberschätzung. Selbst Lehrkräfte, die noch nicht genug Erfahrung haben, schätzen manchmal Situationen vollkommen falsch ein.
Gerade weil ich das Glück hatte schon in jungen Jahren ausgiebigen Kontakt zu unterschiedlich beeinträchtigten Menschen zu haben, würde ich sagen, dass Selbstüberschätzung in diesem Fall gefährlich ist und mein Erfahrungsgewinn nicht auf Kosten eines anderen Menschen gehen darf.
Eltern sind auch nicht immer fair, da ist schnell mal „alles gar kein Problem mit dem Kind“ oder aus ihrer Perspektive ist es auch so. Ich kenne den Fall, da haben Eltern ihren zehnjährigen Diabetiker ohne Insulin mit einem sehr jungen Betreuer losgeschickt. Das Insulin hatten sie leider vergessen und konnten es auch nicht mehr bringen abends in die Mitte von Nirgendwo. Der sehr jungen Betreuer hatte dann ein sehr großes Problem. Leider hatten die Eltern auch vergessen zu sagen, dass „Überzucker“ kurzfristig nicht toll ist, aber nicht lebensbedrohlich ist wie „Unterzucker“.
Ich denke es ist vor allem MEHR Personal nötig, wenn Menschen mit besonderen Bedürfnissen dabei sind. Inklusion gibt es nicht umsonst.
Verstehe ich richtig:
Sie würden als Vater oder Mutter ihrem erwachsenen Kind, das ehrenamtlich bei einer Ferienfreizeit Kinder betreut, davon abraten, ein geistig behindertes Kind zu betreuen?
Behinderte müssen Ihrer Meinung nach von Hauptamtlichen betreut werden?
Ich bin nicht der Vorredner, ich möchte das nur aus meiner Sicht beantworten.
Kinder sollten durch Personen betreut werden, die über genügend Informationen verfügen, worauf zu achten ist. Das ist abhängig von allgemeinen Faktoren (Aufsichtspflicht, gib Kindern unter XY Jahren keine Flammenwerfer) und individuellen Faktoren (was ist Diabetes? worauf musst du achten? Liegt eine Allergie vor? Was bedeutet diese Behinderung für die Betreuung/mich als betreuende Person?)
Wenn die Informationen nicht durch die Institution/Verwaltung den Betreuenden weitergegeben werden, was häufig bei solchen Freizeiten fehlt, und der Kontakt zu den Eltern nicht gegeben ist, dann ist die einzige Informationsquelle das Kind selbst. Und da es noch nicht selbst für seine Betreuung Rechnung tragen kann, können die Betreuenden sich nicht auf diese Informationsquelle verlassen.
Kurz: Ja, ich würde meinem Kind davon abraten, in einem institutionell schlecht durchgeführten Umfeld zu arbeiten. Ich würde mein Kind deshalb dazu raten, mehr Informationen einzuholen, damit so eine %&/§!# Aussage der Verwaltung nicht zustande kommt, die alle Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung und alle Betreuenden über je einen (separaten) Kamm schert, nicht noch einmal passiert.
Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich in einer Verwaltung arbeite und es mein Job ist, so etwas zu unterbinden, bevor es passiert. 😉
Nixklusion .