Falsch ausgedrückt
Die Mutter, die heute in die Elterngruppe kommt, ist verzweifelt: Zwei Runde Tische schon, und ihre Tochter darf immer noch nicht in die Stadtteilschule.
„Sie kann doch ganz normal lernen, nur nicht so gut laufen“, sagt sie, „aber es MUSS, darauf besteht das Schulamt, der Förderbereich körperlich-motorische Entwicklung festgestellt werden. Und dann muss sie in eine Gruppenlösung irgendwo hin. Am Ende der Stadt!“
Während die Mutter weint, sind die anderen Eltern empört. „Alles Quatsch“, sagt ein Vater. Auch die Mutter DES MÄDCHENS schüttelt den Kopf. „Das kommt mir irgendwie bekannt vor…“, sagt sie und bietet an: Zum 3. Runden Tisch kommt sie mit.
Und dort erläutert sie dann: Dass es nicht um sonderpädagogische Förderung geht. Dass man vielleicht beim Sport eine Assistenzkraft braucht. Dass hier keine Gruppenlösung im Schulgesetz vorgeschrieben ist. Dass das Fehlen einer Behindertentoilette gar keine Rolle spielt und das Baurecht schon gar nicht.
„Oh“, sagt die Schulrätin, die den Runden Tisch leitet, „da haben wir uns wohl beim letzten Treffen versehentlich falsch ausgedrückt!“
„Ja, so wie bei dem Fall vor zwei Jahren auch schon“, murmelt die Mutter des Mädchens leise.
Am Ende des Gesprächs ist klar: Das Mädchen wird die Schule im Stadtteil besuchen.