Kennenlernen
DAS MÄDCHEN geht in die 6. Klasse.
Gemeinsam mit Kindern mit Behinderung und Kindern ohne Behinderung.
Nun steht der Wechsel in die nächste Stufe an. Dort wird jahrgangsübergreifend gelernt.
Das heißt: Das Mädchen wird künftig mit einigen ihrer jetzigen Mitschüler und mit einigen, die bereits in der nächsten Stufe sind, gemeinsam in eine Klasse gehen.
Ein großer Wechsel. Das Mädchen macht sich viele Gedanken.
Auch die Lehrer machen sich Gedanken – und organisieren einen Kennenlern-Vormittag.
Am Morgen des Kennenlernens springt das Mädchen fröhlich sehr früh aus dem Bett.
Es zieht seine schönsten Sachen an, frühstückt blitzschnell und ist pünktlich um 8 Uhr in der Schule.
Die Mutter holt es mittags wieder ab.
Und schaut in große traurige Augen. Ihre Tochter hat die Lippen vor Ärger zusammengekniffen.
Was ist los?
Bevor sie fragen kann, sieht sie es:
Aus der jetzigen Klasse des Mädchens ist nur ein Junge dabei – ein Junge mit Behinderung.
Die Führung durch die neuen Räume und Fachräume hatte eine Schülerin mit Behinderung aus der neuen Stufe gemacht.
Andere Schülerinnen und Schüler aus der Klasse des Mädchens waren gar nicht eingeladen gewesen.
Als die Lehrerin auftaucht, flüstert die Mutter ihr zu: „Warum sind denn nur die Schüler mit Behinderung hier?“
„Na, nur die haben es doch nötig!“, flüstert die Lehrerin zurück.
Ein Missverständnis ist nun ein Beispiel für misslungene Inklusion. Eine Kennenlern-Runde kann ein Gesprächskreis für die zukünftige Klasse sein oder ein Rundgang im zukünftigen Schulgebäude. Aber wer sich gern Kampfgegner statt Mitstreiter sucht macht es genau richtig.
Antworten an Anonym 17:34
Egal wie Eltern reagieren, produktiv zum Thema Inklusion sind sie meistens nicht. Sonst wären wir mit Inklusion viel,viel weiter!
Wie oft regen sich Eltern behinderter Kinder über das Fehlverhalten ihrer Mitmenschen auf.
Wenn die Eltern schweigen,dann wird ihnen manchmal interpretiert ,dass sie die Probleme ihrer Kinder ignorieren. Wenn die Eltern emotional reagieren und dabei noch weinen ,dann wird ihnen interpretiert ,dass sie depressiv und überfordert sind. Sind sie laut,dann werden als cholerisch abgestempelt. Reden sie normal, dann werden ihre Wünsche manchmal nicht Ernst genommen.
Egal wie sich manche Eltern verhalten ist es falsch. Diese Erfahrung habe ich selber gemacht und zig meine Freunde in meinem Bekanntenkreis auch!
Liebe Anonym 20:47, nur wenn sich andere Personen schlecht benehmen bzw. unpassende Kommentare schreiben, ist das für mich kein Grund das auch zu tun. Es ist wie Anonym 00:03 schreibt, kontraproduktiv. Emotional reagierende Eltern oder Lehrer*innen kann man noch besser nicht ernst nehmen
Anmerkung der Kirstens: Bei "Kennenlernen" handelt es sich um eine LeserInnen-Geschichte. In diesem Sinne ist der vorstehend Kommentar zu verstehen.
Hallo in die Runde, danke euch fürs Mitdenken und Mitfühlen! Ja, die fehlende Kommunikation kann sicherlich ein Grund sein für diese hier beschriebene Situation. Doch wurde das Treffen als "Kennenlernrunde" angekündigt und da neben dem MÄDCHEN auch noch ca. 10 weitere Schüler*innen in die neue Gruppe wechseln und die Schule "inklusiv" arbeitet, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass die Kennenlernrunde nur aus den beiden Schülern mit Behinderungen bestehen könnte. Auf meine Bitte um ein Gespräch, um die Situation aus der Sicht meiner Tochter zu spiegeln und diese Situation vielleicht für nachfolgende Schüler*innen so nicht wieder zu organisieren, wurde leider bis heute nicht reagiert.
Einprägsame Zeichnung!
Fröhlich rein – traurig/enttäuscht raus.
Einen "Kennenlern-Vormittag" kann man die Veranstaltung wahrlich nicht nennen!
Klar, dass es eine große Enttäuschung ist, wenn nicht gehalten wird, was versprochen wurde!
Richtig, an sich beschweren, emotional reagieren oder dem Ärger Luft machen ist nichts verwerflich.
Bashing aber, wie auf Twitter zur Geschichte gelesen, ist eine Abwertung der beteiligten Personen.
Bashing – aus allen Richtungen – ist immer kontraproduktiv in der Diskussion und verhindert eine gelingende Inklusion !
Bei meinem Kind ,als es die Schule wechselte ,würden wir immer gefragt, ob es bei welchen Veranstaltung dabei sein möchte oder nicht. Nicht alle Kinder mögen überfüllte Räume.
Ich hätte es schön gefunden ,wenn die Sondetlehrerin mit der Mutter vorher Kontakt aufgenommen hätte . Aber am Schulanfang ist es wie so oft. Die Lehrer sind in den Ferien nicht erreichbar, manche Kinder wissen wie so oft nicht in welche Klassen sie kommen.Zumal bei behinderten Kindern ist eine Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern sehr wichtig! Findet diese rechtzeitige Kommunikation nicht, kann es manchmal schlimme Folgen für diese Kinder haben! Das müsste ein Sonderlehrer wissen!
Stimmt, es geht in dieser Geschichte nicht um Backen! Es geht, wie so oft um fehlende Kommunikation!
Aber,solche Geschichten ,zeigen uns ,dass noch viel zum Thema Inklusion getan werden muss! Wenn es zum Schulanfang die Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern nicht klappt,wie soll es denn während des Schuljahres funktionieren?
Die Enttäuschung des Mädchens ist berechtigt!
Die Klassenlehrer,die Sonderpädagogin hätte Kontakt zu der Mutter aufnehmen müssen. Ist Aufgabe der Mutter gewesen einer Sonderpädagogin in den Ferien hinterher zu laufen um sie darüber zu informieren,wie sehr sich ihr Kind auf die neue Schule und die neuen Schulkammaraden freut? Die meisten Kindern sind am ersten Schultag ganz aufgeregt!
Bei meinem behinderten Kind haben die Lehrer schon vorher Kontakt aufgenommen und mir zig Fragen gestellt damit mein Kind sich auf der neuen Schule wohl fühlen kann!
Zum Thema Bashing lieber Anonym 12:31.
Es gibt dieser Blog der Situationen aus dem Alltag behinderter Menschen beschreibt. Es sind wahre Geschichten! Es sind Geschichten über gelungene Inklusion oder misslungene Inklusion. Wenn Eltern sich Mal auf gut Recht sich austauschen und sauer über solche Vorfälle sind ,dann weil viele Eltern behinderter Kinder sehr oft solche schlechte Erfahrungen machen.( Zumindest in meinem Bekanntenkreis, auf Facebook,Foren)
Es gibt aber ein Blog http://www.news4teachers.de wo Lehrkräfte sich über die miserable Schulpolitik und die schlechte Erziehung der Schüler sich auskotzen. Die Kommentare sind ähnlich wie hier Anonym.Und Gott weiss ,die sind nicht immer harmlos.
Ich finde nichts verwerfliches daran wenn Eltern behinderter Kinder sich auch Mal beschweren!
Danke für diese Geschichte !
Sicht des Mädchens:
große Freude auf feierliche Kennenlern-Zermonie (besonderes Kleid) mit der ganzen Klasse, dann aber große Enttäuschung über das nüchterne Kennenlernen der Räumlichkeiten im kleinen Kreis;
Sicht der Lehrerin:
Binnendifferenzierung, da es für die SuS ohne Behinderung keine Herausforderung sein wird, sich in den neuen Räumen zu orientieren; Ziel ist Selbständigkeit der SuS mit Behinderung, daher Kennenlernen der neuen Räume in leerem Zustand und in Ruhe; das ältere Mädchen mit Behinderung ist sicher mit Bedacht ausgewählt worden und hat seine Führung vorher mit einer Lehrerin geprobt; die Gunst der Stunde wurde genutzt dem älteren Mädchen eine Aufgabe zu übertragen, die es komplett allein bewältigen kann (Selbständigkeit erweitern, positive Erlebnisse schaffen…)
Was ist hier passiert ?
Das Mädchen hatte eine ganz andere Vorstellung von dem Tag, sie entspricht nicht dem, was tatsächlich geplant war. Vielleicht hat die Lehrerin nicht klar genug vermittelt worum es geht oder das Mädchen hat einfach etwas anderes assoziert (Ihr könnt die neuen Räume kennenlernen, das ist wichtig für das nächste Schuljahr) ?
Eine Rückmeldung der Mutter an die Lehrerin würde helfen, vermutlich hat die Lehrerin gar nicht bemerkt, welche Enttäuschung der Tag bei dem Mädchen ausgelöst hat, denn sie hat die Vorfreude des Mädchens bei sich zu Hause nicht miterlebt. Hat die Lehrerin ein Wissen um solche Missverständnisse, kann sie in Zukunft genau dem vorbeugen.
ergo:
Kommunkikation hilft, Bashing (Blick auf twitter) nicht,
aber immerhin sind sich hier alle einig:
in dieser Geschichte geht es nicht ums Backen !
LG