Studientag

Nixklusionsmännchen, guckt grummelig, hält Zettel in der Hand. Viele Fragezeichen drumherum.

Als es um die Einschulung DES MÄDCHENS ging, haben die Eltern lange mit sich gerungen.
Dann schließlich haben sie sich für die Sonderschule entschieden.
Die Ganztagsschule, die umfassende Förderung und die kompetenten Sonderpädagogen hatten den Ausschlag gegeben.
Heute nun bringt die Tochter einen Zettel mit nach Hause.
Ein „Studientag“ wird darauf angekündigt. Die Mutter liest neugierig.
Dann schüttelt sie den Kopf. „Hör mal“, sagt sie zu ihrem Mann, „da steht: Bedauerlicherweise sind derzeit viele Lehrkräfte erkrankt, auf Fortbildung oder auf schulischen Veranstaltungen außer Haus. Wir verfügen nicht mehr über ausreichend Vertretungskräfte. Ihre Kinder werden also für Mittwoch mit Aufgaben versorgt und vom Unterricht in der Schule befreit.“
„Und das nennt sich ‚Studientag‘?“, fragt der Vater ungläubig.
„Ja“, antwortet die Mutter, „das steht oben groß drüber. Wer studiert denn an dem Tag mit unserer Tochter, wer beaufsichtigt sie, erklärt ihr die Aufgaben und kümmert sich?“
„Ich fürchte“, antwortet der Vater, „einer von uns. Der, der sich Urlaub nehmen kann!“

Die Geschichte vorgelesen …

3 Kommentare

  1. Kerstin sagt:

    Hat nur wenig mit Inklusion zu tun. Das haben wir regelmäßig seit dem Kindergarten.
    In der Grundschule gab es dann meistens ein Mandala für den ganzen Tag. Also hatten die Kinder nichts zu tun.
    Auch im Homeoffice wird erwartet, dass man arbeitet und ich schaffe es nicht konzentriert zu arbeiten, wenn ich gleichzeitig ein Kind betreuen muss. Also werden die Arbeitsstunden abgeleistet, während die Kinder schlafen. Das entspricht eher einem Schichtwechsel, ist extrem anstrengend, wird nicht sehr gerne gesehen und meist nehme ich lieber Urlaub.
    Von regulärer Ganztagsbetreuung können wir nur träumen. Betreuung nach 12 Uhr durch qualifizierte Kräfte bedeutet hier, die Personen haben einen 1.-Hilfekurs besucht.

    • Alltag sagt:

      Bittere Wahrheiten laut ausgesprochen. „ Marketing“ im Ganztagsbereich. Es gibt nicht nur die Sichtweise der Lehrkräfte und Schulleiter, sondern auch der normal arbeitenden Elternschaft samt Kollegenkreis. Eltern decken regulär schon den Zeitraum außerhalb der Ganztagsbetreuung ab. Auch für Arzttermine in weiter entfernte Spezialambulanzen werden URLAUBSTAGE pro Jahr geopfert. Wer fragt danach? . Wer rechnet auf ?

  2. Türkis sagt:

    Genauso schaut`s aus: MitarbeiterInnen werden krank, auch schwanger, und bilden sich beruflich fort. Alles legitim, die Schwangerschaft erfreulich, die Fortbildung wesentlich.
    Lösen kann man dieses Problem natürlich, das Zauberwort heißt “Überhangpersonal” und als solches gern auch in notwendiger Anzahl. Lange wollte das niemand bezahlen, inzwischen gäbe es wohl tatsächlich zu wenig Berwerbungen, selbst wenn man plötzlich wollte.
    Jetzt wird die Mutter oder der Vater des Mädchens zu Hause bleiben müssen. Arbeiten die Eltern auch als LehrerInnnen, in der (ambulanten) Kranken- oder Altenpflege, in Kinderheimen und -gärten, als ÄrztInnen oder anderen personenbezogenen Berufen, die kein Home office zulassen, dann tragen sie dasselbe Problem munter in ihre eigenen Kollegien weiter – denn auch dort wird es kaum Überhangpersonal geben.

    Man sollte das Problem also beim Namen nennen:
    “Notprogramm” statt “Studientag”

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