Betreuerin
„Entschuldigen Sie, darf ich Sie mal etwas fragen“ – die Kassiererin im Supermarkt spricht die Mutter DES JUNGEN MANNES an.
„Hat Ihr Sohn eine neue Betreuerin? Er war heute hier.“
„Äh, nein …“ – die Mutter stutzt. Aber sie weiß, dass ihr Sohn bei der Arbeit zurzeit immer einiges einkaufen muss. „Das war sicherlich eine Arbeitskollegin, mit der er hier war.“
„Ja, das erklärt es“, sagt die Kassiererin, „die haben so toll miteinander geredet und überlegt, was sie alles brauchen.“
Und während die Mutter ihre Einkäufe einpackt, sagt sie noch:
„Wissen Sie, so Behinderte alleine oder mit Kollegen – das kennen wir hier nicht. Wenn Behinderte kommen, dann immer nur in einer Gruppe aus dem Wohnheim oder aus der Sonderschule. Und die haben immer ihre Betreuer dabei.“
Wieso gibt es hier noch keine Kommentare? So eine schöne Geschichte! Mich bewegt sie total, denn sie zeigt was Inklusion bedeutet. Und nur Muttis kann es wahrscheinlich passieren, dass eine Freudenträne rollt, wenn man erzählt bekommt, dass jemand ganz normal mit einer Kollegin einkaufen war. Klingt so unspektakulär und zeigt doch so klar wie schön die Welt sein könnte und manchmal zum Glück auch ist.
Gleichzeitig hat die Geschichte natürlich auch was Trauriges, denn es sollte selbstverständlich sein und der Kassiererin nicht auffallen. Sie kennt aber behinderte Menschen nur mit Betreuern.
Vielleicht hat niemand geantwortet, weil die Story nicht so richtig glaubwürdig ist.
Wie erkennt die Kassiererin behinderte Menschen? Haben die ein Schild um den Hals hängen? Bei der Dame können tagtäglich ganz viele “Behinderte” ganz unauffällig einkaufen, allein oder in Begleitung von Freunden, Familienangehörigen, Arbeitskollegen.
Nur Muttis können die Story verstehen, keine Vatis?