Inklusive Mannschaft
DAS MÄDCHEN möchte Handball spielen.
Die Mutter ruft beim Verein an: „Ihre Tochter ist behindert? Nein, dann kann sie bei uns nicht spielen. Bei uns starten die Mädels ganz schnell in der Liga und machen Punktspiele!“
Die Mutter googelt ein bisschen und findet zwei Ortschaften weiter eine „inklusive Handball-Mannschaft für Mädchen“.
Sie seufzt ein bisschen. Da muss sie ihre Tochter immer fahren. Aber das muss dann eben sein. Immerhin ist es eine inklusive Mannschaft.
Sie telefoniert wieder. „Ja“, sagt die Dame am Telefon, „wir freuen uns immer über neue Mitspielerinnen.“ Und sie erzählt ein bisschen. Am Ende sagt sie: „Und dann haben sie auch dieses Jahr das erste Mal bei einem Wettbewerb der special olympics mitgemacht.“
„Ah“, sagt die Mutter, „in der Unified-Disziplin, oder? Sonst könnten ja die nicht behinderten Spielerinnen nicht mitmachen.“
„Nein“, sagt die Dame, „bei uns sind alle Spielerinnen behindert!“
So lief das erste Gespräch “Ihre Tochter ist behindert? Das passt nicht.”? Soll das so gewesen sein, nur ein Anruf “meine Tochter ist behindert und möchte gern Handball spielen?” Ohne genaue Angaben, ohne Rückfrage? Behindert ist sowieso ein falsches Wort. Das Kind hat eingeschränkte Möglichkeiten, Fähigkeiten. Bei uns im Verein spielen einige Kinder, die lernbehindert/geistig behindert sind, die schießen Tore wie alle Kinder oder treffen daneben, wie alle Kinder. Bei körperlichen Beeinträchtigungen wird es schwieriger, aber auch da gibt es Angebote. Diese gibt es leider nur bei den größeren Vereinen, nicht immer vor Ort. Die kleinen Ortsvereine haben sehr gebremste Möglichkeiten, finanziell und personell. Da hilft leider all der gute Wille nichts.
“Die Special Olympics World Games sind die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung. Tausende Athlet*innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten miteinander in 26 Sportarten an.”
Diese Veranstaltung soll inklusiv sein? Aber gewisse Einrichtungen wollen dies auch nicht, diese möchten nur nach außen gut dastehen.
Genau wie vor Wochen in der Lokalpresse: “total inklusives Fußballturnier”! Das stand ganz oben. Weiter im Text dem Wortlaut nach: endlich waren die Behinderten mal ganz unter sich und konnten ihre Stärken zeigen. Und das Ganze dann im örtlichen SBBZ für G. “Total” klingt am übelsten in der deutschen Geschichte. Und im Heimatblättchen ganz groß mit Bild. Sicher null Leserbriefe. Ungeniert. Unerhört. Beschämend für unsere Demokratie.
Ja, so kenne ich das leider auch. Wenn bei „inklusiv“ draufsteht, weiß man von vornherein, dass das was exklusives ist. Das hat doch wirklich gar nichts mit Inklusion zu tun. Und weil das inzwischen alle wissen, trauen sich auch keine Nicht-Behinderten mehr zu so Inklusionsevents.
Besser ist es doch „ Sport für jedermann“ oder dergleichen anzubieten, denn es gibt viele Menschen auch ohne Behinderung, die einfach nur aus Spaß Sport machen wollen und nicht den Wettbewerbscharakter suchen. So hätten viel mehr was davon. Und wenn man dann doch eine exklusive Gruppe machen will, dann sollte man das doch bitte beim Namen nennen.
Zusätzlich muss man von der Studentfuttermischung noch die Familienangehörigen und bezahlte Assistenten und Eventmanager abziehen !
So entsteht ein realistischer Soll-Ist-Vergleich.
Man stelle sich vor, jemand bewirbt Studentenfutter. Auf der Packung steht: Nussmischung. Du machst es auf, und drin sind: Erdnüsse.
Erdnüsse sind nicht schlecht. Ich mag sie.
Aber wenn ich Studentenfutter kaufe, wenn drauf steht: Nussmischung, dann ist es nicht richtig, wenn ausschließlich Erdnüsse drin sind. Dann ist das eine Mogelpackung. Nur Haselnüsse wäre übrigens genauso falsch.
Ähnlich ist das immer wieder mit dem Begriff “Inklusion”. Inklusion ist wie die “Nussmischung”: Es muss alles drin sein. Nur Behinderte ist dann genauso eine Mogelpackung wie nur Nichtbehinderte.
Schade, dass so viele Leute das nicht verstehen.