Mitbewohner

Die Mutter DES JUNGEN MANNES trifft eine andere Mutter.
„Ich habe gehört, deine Tochter zieht dieses Jahr in eine WG“, sagt sie.
„Ja“, antwortet die andere, „endlich hat es geklappt! Das war ja gar nicht einfach.“
„Und mit wem zieht sie zusammen?“, fragt die Mutter.
Die andere Mutter zählt drei Namen der künftigen Mitbewohner auf.
„Die ersten kenne ich, mit denen macht deine Tochter ja auch viel, aber den letzten kenne ich gar nicht.“
„Nein, wir auch erst seit kurzem“, sagt die andere Mutter, „aber wir brauchten noch einen wirklich schwer behinderten Mitbewohner, der Anspruch auf viele Leistungen rund ums Wohnen hat. Sonst hätte das mit den Betreuungsstunden für die WG einfach nicht gereicht.“

Die Geschichte vorgelesen …

Ein Kommentar

  1. Türkis sagt:

    Sehr fragwürdig, der letzt genannte Mitbewohner wird mitsamt seiner sehr schweren Behinderung verbraten, um so den Start einer WG zu ermöglichen.
    Da ich die Umstände nicht genauer kenne:
    vermutlich ist das auch in seinem Interesse, denn er findet so auch selbst Aufnahme in einer WG.
    Ich hoffe , dass die – wahrscheinlich recht jungen – WG-BewohnerInnen gut zusammenfinden – trotz aller Instrumentalisierung.

    Dieses Vorgehen der Eltern / BetreuerInnen, um die WG überhaupt erst ermöglichen zu können, ist aber sehr exemplarisch im geamten chronisch mangelausgestatteten sozialen Bereich:

    eine Situation benötigt für eine gelingende Umsetzung Hilfe (personell, materiell, finanziell), was fehlt ist der Anspruch;
    Ansprüche existieren zwar grundsätzlich, aber sie greifen erst dann, wenn alle Stricke reißen würden und eine komplette Unterversorgung offensichtlich wäre ;
    als Lösung wird also begriffen, den vorhandenen Anspruch zur tatsächlichen Situation zu ziehen, notfalls mit Gewalt und im Interesse Vieler (Kinder, Jugendliche, ErzieherInnen, LehrerInnen), denn der Zweck heiligt die Mittel und ohne die Mittel braucht man realistisch gar nicht erst anfangen, denn ein Scheitern ist vorprogrammiert.
    „Anspruchsbeugung“ statt Rechtsbeugung .
    Ein ernstes Thema, das man auf vielen Ebenen und aus vielen Perspektiven diskutieren kann.

    Für Kirsten1 und Kirsten2 und alle LeserInnen hier ein glückliches 2023 !!!

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