Rein und raus

Eine Tür in schwarz, die offen steht. Darin ein Nixklusionsmännchen mit heruntergezogenem Mund.

Die Eltern DES MÄDCHENS haben die Rektorin der Schule um einen Termin gebeten.
Schon wieder ist in diesem Schuljahr eine neue Sonderpädagogin in die Klasse gekommen.
„Vieles fängt immer wieder von vorne an“, berichten die Eltern, „und kaum hat sich unsere Tochter an die Lehrerin gewöhnt, ist sie schon wieder weg!“
Die Rektorin seufzt.
„Ja, dieses ‚‘rein und raus‘ ist auch für uns und meine Kollegen anstrengend. Ich habe darüber schon ausführlich mit dem Rektor der Sonderschule gesprochen. Aber auch dem sind die Hände gebunden.“
„Warum?“, fragt die Mutter.
„ Viele seiner Kollegen sagen ganz klar: Wir sind nicht Sonderpädagogen geworden, um vor einer Klasse frecher Hauptschüler zu stehen! Andere wollen schnell wieder weg aus den inklusiven Klassen. So wie die Kollegin im vergangenen Schuljahr: Die war total erstaunt, wie viel hier alle Kinder lernen und wie viel sie an Material vorbereiten musste.“
„Ja“, erinnert sich der Vater, „die war ja auch erstaunt, dass sie einen genauen Förderplan schreiben sollte.“
„Aber es gibt doch auch noch die Jungen, die gerade mit dem Referendariat fertig sind…“, wirft die Mutter ein.
„Da ist lange nicht jeder für Inklusion“, sagt die Rektorin, „das sagen die dem Rektor oft gleich im ersten Gespräch, wenn sie an der Schule anfangen. Und dann gibt es noch die, die sich immer für die schwer mehrfach behinderten Schüler an der Sonderschule einteilen lassen und mit ihnen gerne in den Snoozle-Raum gehen. Die kann ich hier auch nicht gebrauchen.“
Nun seufzen auch die Eltern.
Dann verabschiedet man sich freundlich.

Die Geschichte vorgelesen …

11 Kommentare

  1. Anonymous sagt:

    Die Aussage „Die war total erstaunt, wie viel hier alle Kinder lernen und wie viel sie an Material vorbereiten musste“ spiegelt sicher nicht die Einstellung aller Sonderpädagogen wider. Aber…. Jedes Kind, welches nicht nach seinen Möglichkeiten beschult wird aufgrund einer solchen Einstellung, wird in seinen Möglichkeiten willkürlich eingeschränkt. Schön dass es aber auch Sonderschulen gibt, in denen sehr gut auf die einzelnen Kinder eingegangen wird. Schön, dass es inklusive Schulen gibt, in denen die Inklusion gelebt wird. Schade, dass es immer noch so oft passiert, dass die optimale Förderung nicht geboten oder gewährt wird.

  2. Anonymous sagt:

    Was wäre, wenn die Gymnasien aufgelöst würden, und die gesamte Lehrerschaft müsste ihre Schäflein in anderen Schulen aufsuchen und beschulen?

    • Kerstin sagt:

      Dann hätten wir noch weniger Lehrer. Nicht jeder Mensch kann sich auf jeden einstellen. Die meisten Erzieherinnen können nicht verstehen, dass es einzelne 5-jährige gibt, die lieber Bruchrechnen als Backe-Backe-Kuchen zu singen. Genauso gibt es viele Gymnasiallehrer, die nur schlecht basale Fähigkeiten fördern können.

  3. anonym sagt:

    Mit welcher Geringschätzung an dieser Schule über die Arbeit von Sonderpädagogen gedacht und geredet wird – kaum auszuhalten!,

    • Anonymous sagt:

      Ja, leider. Da haben Sie recht. Ich empfinde es genauso.

    • Marieluise sagt:

      Tja, da fragt man sich, was war zuerst da – die Geringschätzung oder die schlechte Arbeit…

      • Signalfarbe sagt:

        Die Eltern lobten die motivierende, erfolgreiche und förderliche Arbeit einer heilpädagogischen Fachlehrkraft für ihr Kind beim Rektor eines Förderzentrums.Besagte hpFL bat die Eltern daraufhin, sie bitte nicht mehr beim Rektor zu loben. Sie hätte dadurch und danach einen zu schweren – sie auch belastenden – Stand im Kreise ihrer Kollegen im Lehrerzimmer.

    • Anonymous sagt:

      Ja. Kaum auszuhalten. Aber Eltern von Kindern mit Behinderung halten genau das fast immer aus. Man könnte sich solidarisieren.

    • Anonymous sagt:

      So geht es den Eltern meistens. Genau!

    • Anonymous sagt:

      “ Und dann gibt es noch die, die sich immer für die schwer mehrfach behinderten Schüler an der Sonderschule einteilen lassen und mit ihnen gerne in den Snoozle -Raum gehen.“

      Immer? Meine schwer mehrfach behinderte Tochter blieb gerne im Klassenverband. Aber die Arbeitsblätter der anderen konnte sie nicht bearbeiten. Nach Möglichkeit wurde sie neben den anderen her mit eigenen Aufgaben beschäftigt, nur wenn es gar nicht anders ging, ging die Betreuerin mit ihr raus.
      Woher weiß die Rektorin so genau, dass es „immer“ so ist? Meine Meinung: Es ist höchste Zeit, dass die Rektorin wieder einmal vor einer Klasse steht, am besten in einer Sonderschule oder vor einer inklusiven Klasse, sie hat wohl einiges vergessen, seit sie im Rektorat sitzt…..

  4. Türkis sagt:

    Geschenkt, dass die SonderpädagogInnen sich hier mal wieder auf Pfaden jenseits von Gut und Böse bewegen !

    Was falsch ist, ist die Meinung der Rektorin, dass Unterricht an einem Föderzentrum nicht bzw wenig aufwendig wäre und zwar aus dem Grund, weil der Inhalt des Stoffes kognitiv weniger anspruchsvoll ist.

    Das entspricht der landläufigen Meinung vieler GymnasiallehrerInnen, die meinen, so schwer und arbeitsintensiv kann die Aufgabe in der Grundschule ja nicht sein, denn das Einmaleins und das bisschen Rechtschreibung ist ja wirklich nicht die Welt, deshalb sollten LehrerInnen an Grund- oder auch Hauptschulen bitte auch nicht gehaltsmäßig mit LehrerInnen am Gymnasium gleichtgestellt werden.

    Zur Erhellung folgende Unterrichtsinhalte – können jeweils an Regelschulen mit und ohne Inklusion und an Förderschulen (kognitive Behinderung, Sinnesbehinderung, körperliche Behinderung) gedacht werden.
    Reihenfolge nach Alter aufsteigend:

    – Eigenschaften von Oberflächen: rauh – glatt / weich – hart / warm – kalt…
    – Eigenschaften von Wasser inklusive : Was sinkt, was schwimmt ?
    – Erlernen der Uhr
    – der Stromkreislauf
    – mathematische Gleichungen
    – Konjunkitv II der Vergangenheit im Französischen
    – Grundlagen der Physik (Uni , 1. Semester)

    Jedes Thema hat seine eigenen Anspruch an Didaktik und Methodik, natürlich auch bezogen auf die jeweilige Gruppe der Lernenden.
    Jedes Thema kann absolut grottig oder sehr gut vorbereitet und vermittelt werden.
    Und last but not least, wie überall im Leben:
    mehr Aufwand bedeutet nicht zwingend mehr Qualität !

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