Im Kopf

Heute ist eine neue Mutter in der Elterngruppe.
Auch die Mutter DES MÄDCHENS ist dabei.
Die neue Mutter berichtet von ihrer Tochter: Schwer körperbehindert sei diese, habe immer wieder Anfälle und brauche viele Medikamente und Therapien.
„Aber im Kopf ist sie total fit“, erzählt sie weiter, „sie redet wie ein Wasserfall, fängt schon an zu lesen und ist wirklich klug. Zum Glück. Und deshalb wollen wir sie auch unbedingt inklusiv einschulen!“
Die anderen Eltern werden ein bisschen unruhig.
„Auch unsere Kinder sind in ganz normalen Schulen“, sagt die Mutter des Mädchens, „auch wenn sie nicht ‚wirklich klug‘ sind, wie Du sagst. Das spielt übrigens für ihren Anspruch auf Inklusion keine Rolle. Und zwar gar keine.“
„Na ja“, antwortet die Mutter, „wenn meine Tochter nicht in die Inklusion darf, wer denn dann?“
„Alle“, sagt ein Vater, der bislang nur zugehört hatte.

Die Geschichte vorgelesen …

4 Kommentare

  1. Anonymous sagt:

    Ja. Minderheiten müssen nicht besser, schneller, herausragender sein, um “gerettet” zu werden.
    Dieses “Wertigkeits-Denken” ist sehr gefährlich. Was, wenn jemand anderer als die Eltern selbst dann die Grenze zieht? Ist das “kluge” Kind doch nicht ausreichend klug/gesund/unproblematisch für die Inklusion? Dann ist es diese nicht mehr.

    Oder eine Minderheit erhebt sich über die andere Minderheit: deklassiert andere, weil “klug”.
    Darauf warten ja alle Inklusions-Gegner, dass wir diesen Prozess des Sortierens selber als Betroffene tun.
    Vorsicht.

    • Anonymous sagt:

      Stimmt. Dieses Problem des Sortierens ist immer noch da. Selbst in Behindertenwerkstätten und Tagesförderstätten wird noch sortiert und sortiert und sortiert.
      Es gibt in der deutschen Sprache die Entwicklungsverzögerten, die Behinderten, die Schwerbehinderten und die SchwersTbehinderten.
      Als mein Kind noch klein war ich immer genervt davon wenn manche Spinner mich fragten ob mein Kind schwerbehindert oder schwersTbehindert sei.
      Und was kann er sooo? Diese Frage machte mich wütend.
      Vielleicht sollte man dies doch vereinfachen.
      Es soll vielleicht in der deutschen Sprache Veränderungen vorgenommen werden um diese Separation zu vereinfachen 😉
      Vielleicht fangen wir an und ändern die Schreibweise in behindert,schwerstbehindert,schwersTTbehindert,schwersTTTbehindert,schwersTTTTbehindert. Wir müssten nur den Buchstaben T mehrfach benutzen.
      Wäre zum totlachen oder? Ich stelle mir das in Behörden vor wenn eine Mitarbeiterin eine andere Mitarbeiterin befragt.
      Ist Herr…oder Frau…. behindert,schwerstbehindert oder schwerst t t t t behindert. NEIN! Der Herr… ist schwerst t t t t t behindert.Die würden sich dann wie in ein Loriot Sketch hin und her gegenseitig bespucken.

      • Anonym sagt:

        An unserer Förderschule G gibt es die (interne) Einteilung: Leser, Schreiber, Rechner. Demzufolge hat man eine gute Berechtigung irgendwann im schulischen Zeitablauf die pädagogischen und didaktischen Bemühungen zur Wissensvermittlung bei Nichtfortschritt einzustellen. Auch die Einteilung zwischen fit, fitter und nicht so fit ist (sprachlich) leider so schön einfach.

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