Träum weiter
DIE MUTTER des Jungen hat in einer Online-Zeitung über die Träume ihres Sohnes mit Behinderung geschrieben. Und dass Martin Luther King mit seinem berühmten Satz „I have a dream!“ sein großes Vorbild ist.
Nun sammeln sich die Kommentare unter dem Artikel:
„Träume sind Schäume“, schreibt einer.
„I have a dream – hat ihm ja nicht viel genützt. Erschossen haben sie ihn“, schreibt ein weiterer Leser.
Und eine Leserin kommentiert:
„Einen Sinn für die Realität sollte man den Behinderten beibringen, und nicht, ihnen irgendwelche Flausen in den Kopf setzen!“
Die Mutter liest einer Bekannten die Kommentare vor. Auch sie hat ein Kind mit Behinderung. „Schrecklich, was da alles steht“, sagt diese.
Und dann fügt sie hinzu: „Wenn ich das so alles lese, bin ich ja richtig froh, dass mein Sohn keine Träume hat. Dazu ist er einfach zu behindert!“
Am 28. August 1963 sagte Martin Luther King in einer berühmten Rede in Washington DC: „Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden.“ M.L.K. setzte sich für den gewaltfreien Kampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit ein.
Hätte ich keine Träume, wie viel ärmer wäre ich dann! Tagträume sind Entwürfe, was ich mir ausdenke, was noch nicht ist, aber was noch werden kann: Alle Menschen sind verschieden. Und sie haben die gleichen Rechte! – Menschenrechte.
Traurig, wenn Träume immer nur Träume bleiben. Noch trauriger, wenn jemandem das Recht auf Träume abgesprochen wird.
Ich kann mir der Geschichte nicht so viel anfangen. Selbstreflektion der Eltern, das böse Internet, Unterschätzung von Menschen mit Handicap, Gedankenblockaden und Automatismen??
Ob behindert oder nicht: Ich glaube, wir haben alle Träume!
Ich habe bei meiner Tochter und meinem Sohn, aber auch bei mir selbst beobachtet:
Je mehr Raum man seinen Träumen gibt, desto kreativer wird man.
Hilfe, keine Träume zu haben ist armselig.