Die da mit dem

Die Mutter DES JUNGEN arbeitet schon lange mit der Kollegin zusammen.
Nun hat sie ein Gerücht gehört.
„Sag mal“, spricht sie die Kollegin an, „stimmt das, dass du auch ein Kind mit Behinderung hast?“
„Ja“, sagt die Kollegin leise, „das stimmt. Meine Tochter ist schon 16.“
„Warum hast du nie etwas gesagt? Auch mir nicht?“, fragt die Mutter erstaunt nach.
„Ich will hier nicht die da, die mit dem behinderten Kind sein und darauf reduziert werden“, antwortet die Kollegin, „ich möchte für meine Leistung gesehen werden, als Führungskraft, als ganz normales Teammitglied. Schon privat bin ich immer nur als die Mutter, die ein behindertes Kind hat, bekannt.“
Die Mutter des Jungen überlegt. „Ja, das kenn ich“, sagt sie. „Diese Woche war ich beim Fleischer. Und die Verkäuferin, die es bestimmt nur nett gemeint hat, hat mir gleich erzählt, dass sie eine Reportage im Fernsehen gesehen hat. Und dass die alle so toll mit den Behinderten umgegangen sind. Und: „Da habe ich gleich an Sie gedacht!“
„Und genau das will ich hier in der Firma nicht erleben“, sagt die Kollegin bestimmt.

Die Geschichte vorgelesen …

2 Kommentare

  1. Anonymous sagt:

    Ich selbst sehe es eher wie Elli: ich freue mich, dass die ganze Stadt unseren Sohn kennt und die Reaktionen fast alle äußerst positiv sind, bin superstolze Mama. Und ich denke, diese Offenheit erleichtert es anderen ihm unvoreingenommen zu begegnen. Mein Kind zu verheimlichen ist für mich undenkbar. Trotzdem kann ich die Mutter in der Geschichte auch verstehen, gerade im beruflichen Kontext. Folgendes habe ich erlebt: um einer Patientin entgegenzukommen, habe ich zugestimmt an einem anderen Tag zu arbeiten, an dem ich normalerweise frei habe. Nachdem die vereinbarte Zeit über eine Stunde überschritten war, habe ich erklärt, dass ich gehen muss, weil mein Sohn (im Vorschulalter) sonst nicht versorgt ist. Die Antwort war: es kann nicht sein, dass die Klinik durch Ihre persönlichen Probleme eingeschränkt wird. Zahlen möchten sie gerne nur 10 Stunden, aber am liebsten 24/7 Bereitschaft.
    Mein Kind ist kein persönliches Problem, sondern ein wunderbarer Mensch. Aber es ist tatsächlich so, dass es im Beruf sehr nachteilig sein kann. Ich möchte trotzdem offen bleiben.

  2. Elli sagt:

    Das ist eine Frage der Perspektive. Ich bin stolz darauf, wegen meiner Tochter m.B. überall wieder erkannt zu werden, selbst von Leuten, an die ich mich nicht mehr erinnere. Das hat mir schon viele sehr nette Gespräche und Kontakte gebracht. ☺️

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