Versorgt

Zwei große, drei kleine Nixklusionsmännchen, eins mit Brille. Das mit der Brille hält ein kleines an der Hand.

Die Mutter DES MÄDCHENS ist in einem großen Kaufhaus unterwegs.
„Hallo“, hört sie da plötzlich, „was machst du denn hier?“
Es ist eine Mutter, die früher sehr aktiv in der Elterninitiative war.
Irgendwann aber war sie nicht mehr gekommen.
Die beiden Frauen setzen sich ins Café und reden.
„Ich habe dich vermisst“, sagt die Mutter des Mädchens. „Wo warst du denn die ganze Zeit? Warum kommst du nicht mehr in die Gruppe?“
Die andere Mutter seufzt.
„Ach, weißt du“, sagt sie, „ ich habe ja nicht nur den Jungen, sondern auch noch zwei andere Kinder. Und ich muss mich jetzt einfach mal darum kümmern, dass die auf die Spur kommen im Leben. So schön das mit der Inklusion auch wäre – unser Sohn ist ja immer versorgt.“
„Was meinst du?“, fragt die Mutter des Mädchens nach.
„Naja, er bekommt immer Geld vom Staat für sein Leben, er kann ein Zimmer im Wohnheim bekommen und in der Werkstatt arbeiten. Und wenn wir nicht mehr sind, hat er Anspruch auf einen gesetzlichen Betreuer. Der regelt dann alles für ihn!“

Die Geschichte vorgelesen …

5 Kommentare

  1. kipa sagt:

    Stimmt! Unsere Gesellschaft führt Inklusion nicht weiter – trotz UN-BRK! – auch bei höherem Schulabschluss, der bereits nur gegen viele Widerstände – wenn überhaupt – zu erreichen ist, bleiben hierzulande behinderten Erwachsenen nur die eigenen Eltern und/oder Geschwister übrig, die Inklusion solange leisten, bis sie selbst entweder selbst „pflegebedürftig“ werden oder sich einfach ein eigenes Leben – ohne Geschwister – einrichten.

  2. Care sagt:

    Bei dieser Geschichte höre ich die verschiedensten Institutionen und andere Personen im Hintergrund, über die Lebensphasen des MmB, fluestern: sie müssen loslassen. Vertrauen Sie uns. … und trotzdem waren da die getoeteten MmB in Potsdam !
    Müde geworden in selbstverständlichen Anspruch nach Transparenz, Berichtswesen, Augenhöhe, gesehen werden, Demokratie, Umsetzung geltendes Recht – alles wirksam im Verhältnis gegenüber den Sorgeberechtigten. Carearbeit gegenüber der eigenen Familie und sich selbst kann vielfältig sein.

  3. Die Omi sagt:

    Ja, da kann ich die Mutter des Jungen tatsächlich gut verstehen, denn die Gefahr, dass Geschwisterkinder zu kurz kommen, ist nicht zu unterschätzen. Auch sie haben schließlich das Recht auf ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben – heute und vor allem später, wenn die Eltern nicht mehr für den Bruder oder die Schwester mit Behinderung Betreuung und Verantwortung übernehmen können. Und das hat absolut nichts mit fehlender Liebe zwischen den Geschwistern zu tun.

    • Gundula Mehlfeld sagt:

      So sehe ich das auch.

    • Anonymous sagt:

      Da kann ich voll zustimmen. Und es ist ja nicht immer so, dass bei Geschwisterkindern alles von selbst ganz super läuft. Gerade heutzutage, bei diesen großen Problemen im Schulsystem, eklatanter Lehrermangel, marode Gebäude, zu große Klassen, immer mehr schwierige Kinder, z.T. ungeeignete Lernmethoden beim Lesen und Schreiben lernen – da brauchen oft auch nicht behinderte Kinder viel Unterstützung, leider. Ist eben alles nicht so easy, wie es aussieht, für Kinder ohne Behinderungen. Damit möchte ich aber keinesfalls die Behinderungen der wirklich betroffenen herunterspielen! Aber jede Familie muss ihre Balance finden, mit der sie so gut es geht jedem gerecht wird. Wird irgendein Familienmitglied zu stark vernachlässigt, und selbst wenn es die Mutter ist, die alles“korrekt“ machen will , dann leiden alle darunter. Nicht zuletzt auch das behinderte Kind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert