Gemeinsame Klasse
Die Mutter DES JUNGEN trifft eine ehemalige Nachbarin wieder. „Inzwischen bist du schon Oma und dein Enkel geht in die erste Klasse“, staunt sie.
„Ja“, antwortet die ehemalige Nachbarin, „und stell Dir vor: Mit ihm zusammen wurden vier geistig behinderte Kinder eingeschult. So richtig inklusiv. Meine Tochter und die meisten anderen Eltern waren zuerst alles andere als begeistert. Aber mittlerweile ist das in der gemeinsamen Klasse super organisiert. Da kommt stundenweise eine extra Lehrerin. Und zwei Betreuerinnen sind immer da, so dass die Behinderten meist als Gruppe für sich sind.“
„Eine gemeinsame Klasse ist das ja eigentlich nicht wirklich“, merkt die Mutter an. „Das hätte ich für meinen Sohn nicht haben wollen.“
„Es hat aber viele Vorteile, so wie die das machen“, entgegnet die Nachbarin: „Die Klassenlehrerin kann sich mehr um ihre eigentlichen Schüler kümmern. Die Behinderten sind unter ihresgleichen und auch gut versorgt. Außerdem: In den Fächern, wo das nicht so drauf ankommt, also Musik und Sport, sind wieder alle zusammen. Und auf dem Pausenhof.“
Perfekte Bedingungen, alle Kinder lernen in einer Klasse, in einem Raum . Jedes Kind wird auf seinem Stand abgeholt und individuell gefördert. So soll es sein.
Machen Sie doch mal an einer Klasse mit 30 Schülern vor, wie das gehen soll.
Üben mit individueller Betreuung, intensives Lernen mit einer zweiten Lehrkraft, leistungsorientiertes Training unter seinesgleichen – genau das hätte ich für meinen Sohn gewollt!
Sprache ist verräterisch:
“Die Klassenlehrerin kann sich mehr um ihre eigentlichen Schüler kümmern….”
Frage: Gibt es “eigentliche” und “uneigentliche” Schüler?
Wie empfinden es denn die behinderten Kinder?
Frag doch mal Platons Höhlenmenschen, ob sie irgendwas vermisst haben…
Ich weine…