Kunst

Die Mutter DES JUNGEN ist aufgebracht:
„Schon wieder haben wir uns über den Förderplan gestritten – die Sonderpädagogin und ich“, erzählt sie in der Elterngruppe, „über die Förderziele in Kunst!“
„Über die Förderziele im Kunstunterricht?“, fragen die anderen Eltern erstaunt nach.
„Ja, genau“, berichtet die Mutter, „die Lehrerin möchte unbedingt, dass mein Sohn lernt, hübsche bunte Bilder zu malen. Das wird sie im Förderplan festhalten. Und dass er nicht am Ende, wenn sie gerade mal nicht hinguckt oder mit anderen Kindern beschäftigt ist, alles blitzartig schwarz übermalt.“
Ein paar der Eltern kichern.
„Das ist gar nicht zum Lachen“, sagt die Mutter streng, „so hat mir das die Sonderpädagogin erklärt, als ich gesagt habe, dass ich das eher lustig finde. Gerade für Geistigbehinderte sei künstlerischer Ausdruck sehr wichtig, weil sie ja meistens nicht gut lesen und schreiben lernen können. Deshalb ist das mit den Bildern das Förderziel Nummer 1 in diesem Schuljahr!“

Die Geschichte vorgelesen …

4 Kommentare

  1. Jule sagt:

    Eigentlich die typische Reaktion von Eltern, die ihr Kind für hochbegabt halten. Der Prinz/die Prinzessin macht genau das Gegenteil von dem, was die Lehrer sagen…..ach wie toll.

  2. electrolite sagt:

    Das IST doch gerade sein künstlerischer Ausdruck. Er sagt es schon deutlich, was er davon hält. Bunte Bilder fühlt er einfach nicht. Einmal kurz innehalten und drüber nachdenken, Frau Lehrerin.

    • Jule sagt:

      Kunstunterricht beinhaltet doch nicht nur, dass jedes Kind irgendwas malt. Es werden Techniken vermittelt, Themen vorgeben, mit unterschiedlichen Materialien. Sollen die Förderkinder da echt außen vor gehalten werden? Alles super? Wenn das Kind es nicht besser schafft, ist es okay. Nur klingt es im Post, als muss jeder alles bejubeln. Ein Ziel im Förderplan, das beinhaltet, ein Thema, eine Erklärung dazu, umzusetzen, ist falsch?

      • electrolite sagt:

        Ich verstehe das anders. Es klingt für mich, als wäre das nur das Ziel für diesen einen Schüler, “hübsche bunte Bilder zu malen”. Das ist sicher nicht das einzige, was alle anderen machen. Klar, wenn er alles immer kaputt macht, was er mit verschiedenen Techniken und Materialien hergestellt hat, dann finde ich auch, dass man ihn ermutigen sollte, das Werk z.B. der Mutter zu schenken oder zusammen mit denen der anderen auszustellen.
        Aber wenn ich “gerade für Geistigbehinderte” und “Förderziel Nr.1” lese, beschleicht mich das ungute Gefühl, dass er eben nicht das mitmachen darf, was die anderen tun, sondern dass er im Kunstunterricht solange “hübsche bunte Bilder” malen muss, bis es endlich klappt. Und da hätte ich an seiner Stelle auch Frust. Und da geht es auch nicht um Bejubeln, sondern um Verständnis.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert