Die Anfrage
Die Mutter DES JUNGEN erreicht eine Medienanfrage:
Ob der Junge und sein bester Freund ohne Behinderung zu einem Interview bereit seien.
Es geht um Freundschaft.
Warum sie befreundet seien…
„Na, weil sie sich mögen und von klein an gemeinsam aufgewachsen sind“, antwortet die Mutter.
„Ja“, sagt der Journalist, „aber warum sich der nichtbehinderte Junge einen behinderten Freund ausgesucht hat. Wie das so für ihn ist. Und natürlich auch für Ihren Sohn. Ob er mit dem anderen darüber spricht, dass er behindert ist. Welche Rolle das spielt…“
„Hm“, sagt die Mutter nachdenklich. „Mein Sohn definiert sich nicht über seine Behinderung. Und ob das seine Reflexionsebene ist, weiß ich wirklich nicht.“
Und nach einer Weile fügt sie hinzu:
„Ich glaube nicht, dass Sie bei mir und meinem Sohn richtig sind. Und bei seinem Freund schon gar nicht.“
So viele Jahre ‚people first‘! So viele Jahre: ‚Wir können für uns selbst entscheiden! Nehmt uns ernst!‘ Alles umsonst??
Die Mutter/ die Eltern/ die Sorgeberechtigten hatten – aus welchen Gründen auch immer – ein Störgefühl bei der Anfrage. Auf seine Bauchgefühle sollte man durchaus vertrauen. Die Entscheidung der Mutter ist nicht zu hinterfragen. Jedem ist es aber freigestellt, eigene Pressekontakte aufzubauen oder zu pflegen.
Ich möchte eher sagen die Entscheidung der Mutter ist zu respektieren. Sie wird ihre Gründe haben. Die Sorge als Statisten für die Story eines “Medienmenschen” benutzt zu werden ist nicht unbegründet. Aber kein Mensch auf diesem Planeten ist so unfehlbar, dass man seine Entscheidung nicht hinterfragen darf. Den letzten Satz empfinde ich als “Totschlagargument”. Darf man Ihrer Meinung nur etwas kritisieren, wenn man es selbst besser macht?
Schade! Chance verpasst!
Wäre doch eine gute Gelegenheit gewesen, dem Journalisten die Gelegenheit zu geben, einem größeren Kreis von Menschen die schöne Geschichte von selbstverständlich gelebter Freundschaft erzählen zu können.
Ach, hätte er die Jungen doch selbst erleben und befragen dürfen . . . . . .
Stimmt schon. Aber das Interview wäre sehr kurz geworden. Wenn man miteinander aufwächst, ist es einfach normal. Warum darüber schreiben? Für alle die, die das nicht erleben können. Aber ich kann auch die Mutter verstehen. Warum kann Behinderung nicht endlich so normal sein wie blonde Haare? Da fragt ja auch kein Journalist nach: Mensch, ihr Sohn ist mit einem blonden Kind befreundet, dürfte ich da eine Story draus machen … 😄