Wünsche

Die Mutter des JUNGEN MANNES trifft bei einer Veranstaltung zwei andere Mütter. Früher waren sie gemeinsam in einer Selbsthilfegruppe. Während der Junge einen inklusiven Weg gegangen ist, hatten sich die anderen für die Sonderschule entschieden.
Nun sehen sie sich einmal wieder.
„Wie geht es denn so?“, fragt die Mutter, „was machen denn eure Jungs?“
„Die sind zusammen in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung“, berichtet die eine Mutter.
„Sie kennen da viele andere, die früher auch auf ihrer Schule waren. Und sie waren dort schon im Praktikum.“
„Ok“, sagt die Mutter, „und gefällt es ihnen dort gut?“
„Ach“, antwort die andere Mutter, „das ist doch gar nicht die Frage. Die Frage ist doch, was sie hätten anderes machen können? Mein Sohn wollte zuerst immer Polizist und dann Chirurg werden!“
„Und meine Tochter Schlagersängerin! Das ist genauso absurd wie ihr Wunsch, einmal ein Kind zu bekommen“, ergänzt die andere Mutter.
Und dann lachen die beiden Frauen sehr herzhaft.
Die Mutter verabschiedet sich schnell. Von den Wünschen des jungen Mannes erzählt sie nichts. Auch nicht von ihren vielen Kämpfen, wenigstens einen Teil davon Wirklichkeit werden zu lassen. Und auch nicht, dass sie niemals zugelassen hatte, dass irgendjemand seine Wünsche „absurd“ nannte.

Die Geschichte vorgelesen …

27 Kommentare

  1. julemary sagt:

    Es stimmt schon, es ist leicht, hier die Mütter zu verurteilen. Besser wäre es, das System zu verurteilen, was sie dazu gebracht hat, den Kampf aufzugeben, dass System, was so einen Kampf leider erst nötig macht. Aber ich sehe diesen Blog hier als den Versuch, Alltag mehr oder weniger objektiv zu beschreiben und dadurch die Fehler im System immer wieder vor Augen zu führen.

  2. Anonymous sagt:

    Inklusion betrifft uns Alle!
    In 40 Jahren wird jeder zweite in Deutschland pflegebedürftig sein und somit ein Behindertenausweis mit sich tragen. Deutschland altert. Europa altert. Wer sich gegen Inklusion stellt, stellt sich gegen seine eigenen Rechte!
    Inklusion betrifft nicht nur Thema Schule sondern auch Thema Renten und Pflege.
    Man hat in der Vergangenheit plädiert Inklusion aufs Eis zu legen und somit hat man auch die Pflegepolitik und Rentenpolitik aufs Eis gelegt.
    Es fehlen Pfleger, Sonderschullehrer in Deutschland. Man hat die Finanzierung von vielen Projekte aufs Eis gelegt! Leider!
    Die Mütter in der Geschichte , die ihre Kinder früh aufgegeben haben, hätten vielleicht eine andere Einstellung vertreten wenn sie die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt getroffen hätten.
    Mein schwerstbehindertes Kind ging auf eine Regelschule und hatte immer die nötige Unterstützung erhalten.

  3. Anonymous sagt:

    Was man manchmal schwer versteht: muss man hier immer zustimmen? Warum wird es so schlecht ausgehalten, wenn jemand anderer Ansicht ist?
    Es gibt ja auch Mütter, die mehrere Kinder haben und die Erfahrung machen, dass nicht jedes seine Traumziele erreichen kann.

    • Sandrine sagt:

      Das frage ich mich auch immer wieder. Welche Bedeutung hat die Information, dass welchen Weg die Kinder eingeschlagen haben? “Gute Mutter” = inklusiver Weg, “schlechte Mutter” = Förderschule? Wir wissen doch gar nichts über die Mutter und die Tochter bzw. was die Eltern für ihr Kind versucht haben. Mütter Bashing finde ich ganz schlimm, besonders wenn man quasi “im selben Boot sitzt”!
      Übrigens habe ich schon oft von Teenagern gehört, dass sie gerne Rockstar werden wollen, nicht weil sie gerne singen, sondern wegen des Ruhmes und das finde ich gelinge gesagt unrealistisch (klingt besser als absurd).

    • julemary sagt:

      Wie kommst du darauf? Jede:r darf seine Meinung hier schreiben und da gibt es dann halt wieder eine Meinung dazu. Ganz normal. Finde ich auch wichtig. Wo kämen wir hin, wenn hier immer nur die gleichen Meinungen stünden. Meinungsaustausch. Diskussion. Das ist alles.

      • Anonymous sagt:

        Das sagen gerade Sie? Lesen Sie mal Ihre eigenen Kommentare.
        Ich kenne “Nele” nicht, aber ich wundere mich, was sie für intolerante Antworten bekommt. Dabei hat sie doch nur manches sachlich hinterfragt. Sowas macht doch eine Diskussion erst spannend. Wieso soll man hier nicht lesen, wenn man IN TEILEN anders denkt?
        Vielleicht trägt es zu einer besseren Inklusion bei, wenn man auch kritische Fragen zulässt.

        • julemary sagt:

          Ich fand Neles Beitrag nicht besonders sachlich. Daher meine Reaktion. Dass wiederum diese jemand nicht besonders sachlich fand… so ist das eben. Meinung erzeugt manchmal Gegenmeinung. Normal.

    • Anonymous sagt:

      Sie verstehen leider nicht was Inklusion bedeutet. Es geht hier nicht dass man eine andere Ansicht respektieren soll, sondern darum, dass diese Mütter die Chance auf Bildung von vornherein ihren Kindern wegnehmen.
      Hätten Sie sich zufrieden gegeben, wenn Ihre Mutter Sie auf eine Sonderschule eingeschult hätte? Dann hätten Sie vermutlich hier kein Kommentar schreiben können!
      In einer gut funktionierenden Gesellschaft ist jeder Beruf wichtig.
      In Hamburg hatte man Stadtteilschulen eingeführt. Aus Gesamtschulen, Realschulen, Hauptschule und Förderschulen Schwerpunkt Lernen wurden Stadtteilschulen. Es gibt Einserschuler und Viererschüler. Es gibt Schüler die nach dem Abschluss Ärzte werden und andere Elektriker. Kann ein Arzt im Krankenhaus ohne ein Elektriker seinen Beruf ausüben? Mein schwerstbehindertes Kind hat eine Stadtteilschulen besucht. Es hat kein Abschluss geschafft. Es hat den Schulniveau eines Zweitklassler erreicht. Trotzdem hatte er die gleiche Chance zur Bildung zu kommen wie alle andere in der Regelschule auch. Und darauf kommt es an!

    • https://autismuskeepcalmandcaryon.wordpress.com/ sagt:

      Im Text geht es doch darum, dass die zwei Mütter überhaupt gar keine Anstalten gemacht haben die Träume und Wünsche der Kinder auch nur im Ansatz anzuerkennen und zu schauen was in welcher Form realisierbar ist.

      Das finde ich richtig schlimm.

      Die Kinder einfach ernst nehmen, also alle Kinder, finde ich wichtig.

      LG Anita

      • Sandrine sagt:

        Das wissen wir doch gar nicht. Wir sehen die beiden Mütter doch nur durch die Brille einer anderen Mutter und gefiltert durch eine Geschichte, die wenige Zeilen umfasst. Warum hacken Mütter auf Müttern rum? Das finde ich richtig schlimm.

        • Anonymous sagt:

          Ja, so denke ich auch. Wer weiß, was die Mütter schon gedacht und überlegt haben? Nur sie selbst wissen es.

          Die meisten Mütter wollen ihre Kinder ernst nehmen, vermute ich mal. Nicht jede Mutter versteht dasselbe darunter wie eine andere.

  4. Fan des Illustrators sagt:

    Wünsche und Träume sind niemals absurd!
    Sie sind wichtig zur Identitätsfindung bzw. zur Persönlichkeitsentwicklung.
    Und das ist wiederum wichtig, damit man sich gegen Fremdbestimmung zur Wehr setzen kann!
    Sehr schöne Illustration!

  5. kipa sagt:

    Besonders schlimm finde ich die Stelle: „Und dann lachen die beiden Frauen sehr herzhaft.“ Die beiden Frauen sind doch die Mütter.

  6. Maria sagt:

    Genau, Wünsche und Träume ernst nehmen und versuchen zu realisieren, was möglich ist – wie bei jedem anderen “normalen” Kind. Das sehe ich als meine Aufgabe als Elternteil.
    Bei uns ist es jetzt so schlimm, dass eine neue Erzieherin (mit eigenen behinderten Kind) versucht, im Regelkindergarten Exklusion zu machen, nur mit Fachbegriffen um sich wirft und praktisch nichts leistet.
    So ist die Realität 😭

  7. Anonymous sagt:

    Eine starke Mutter! Ich erlebe mit meinem Sohn, wie sehr unser System die Menschen klein macht. Selbst kürzlich in einer Beratung für Arbeit in Betrieben des 1. Arbeitsmarkts: Kaum habe ich geschildert, wie gut mein Sohn mit anderen Menschen und Tieren interagiert und wie wenig Arbeiten, bei denen nur Feinmotorik gefordert wird, für ihn passen, wird er gefragt, ob er sich vorstellen könnte zu gärtnern. Seine Antwort: “Im Garten arbeiten?” “Ja,” so der Berater, das sei ganz wunderbar, man arbeite ja bereits erfolgreich mit vielen Betrieben des Garten- und Landschaftsbaus.
    Ok, Menschen und Tiere sind keine Bäume und Büsche, aber da kommt es wohl nicht so drauf an.

  8. Anonyma sagt:

    Und was ist nun aus dem JUNGEN MANN geworden? Polizist? Schreiner? Chirurg?

    • Anonymous sagt:

      Interessiert Sie es wirklich, was aus dem Jungen geworden ist?! Ihr Kommentar ist wohl ironisch gemeint und spiegelt doch nur die selbstzufriedene Betrachtungsweise derer, die meinen es sei alles schon gut so, wie es ist. Die Menschen sollen mal ein bisschen dankbarer sein, gell?

    • julemary sagt:

      Darum geht es nicht. Es geht darum, ob ich einen Weg finde, dass meine Tochter vielleicht Gesangsunterrocht bekommt oder in einem Chor singen kann. Dass ich schaue, ob die Stadt vielleicht einen Versuch wagt und jemanden auf Ordnungsamtstreife mitgehen kann… Wünsche, Träume, … sich annähern. Nicht von vornherein klein machen. Aber ich kann es auch nicht verurteilen, jeder Mensch, jede Mutter ist anders. Manche kämpfen und manche nicht.

    • Nele sagt:

      Ich denke mal, die Eltern klagen gerade eine Chefarztstelle ein. Schließlich hat jeder das Recht, seine Träume zu verwirklichen. Hilfspfleger zu werden war doch nicht der Plan. Das nicht jedes Kind seinen Traumberuf bekommen kann, wen interessiert es. Mit Sehschwäche kann keiner Pilot werden.

      • Almut sagt:

        Jede*r hat das Recht, Träume und Wünsche zu haben, darum geht es. Und dann schauen, was machbar ist – oft nämlich mehr, als man denkt.
        Dass nicht alle Wünsche realisierbar sind, ist eine Binsenweisheit, denn das gilt für Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen. Warum muss es dann aber in Bezug auf Menschen mit Behinderung dauernd thematisiert werden, anstatt es als selbstverständlich vorauszusetzen?

      • Anonymous sagt:

        An Nele 19:32
        Gehen Sie selber einen Beruf nach, von dem Sie als Kleinkind geschwärmt hatten?
        Wie viele können das von sich behaupten.
        Es geht hier in der Geschichte NICHT UM IRGENDEINEN BERUF! Wo steht es bitteschön in der Geschichte so etwas geschrieben?
        Lesen Sie sich bitte den Text nochmal durch!
        In der Geschichte geht es um Chancengleichheit, das Recht auf Bildung.
        Glauben Sie im Ernst dass behinderte Menschen glücklicher in Behindertewerkstätten sind als in anderen Berufe? Behinderte Menschen müssen sich mit dem zufrieden geben was sie kriegen. Sie kennen nicht was anderes.
        Ich persönlich wäre nicht glücklich wenn ich in einer Institution arbeiten würde, oder eine Schule besuchen dürfte wo ich nur mit Krankheit und Behinderung konfrontiert wäre. Dürfen diese Menschen nicht auch mal was anderes erleben? Die meisten haben schon Probleme ihre eigene Behinderung zu verstehen, wie sollen sie die anderen noch verstehen!

    • Nele sagt:

      Ein Choleriker bekommt den Job in der Kita nicht, jemand, der eine Sprachstörung hat, darf nicht im Callcenter arbeiten…… Inklusion für alle!!

      • julemary sagt:

        Mensch Nele, wie hat es dich eigentlich auf diesen Blog verschlagen? Behinderte fordern mehr Inklusion, Sensibilität und Achtung…das ist echt krass! Warum nur fühlst du dich so angegriffen?

      • Anonymous sagt:

        Liebe Nele, dann vertritt St du bestimmt auch die Meinung, dass ein Mensch in Rollstuhl kein Bus fahren darf. Es ist auch nicht selbstverständlich dass Busse Rampen haben. Hätten sich andere davor nicht in Deutschland eingesetzt dann müssten Rollstuhlfahrer Zuhause sitzen.
        Ein Choleriker kann aber irgendwo in der Küche einer Kita arbeiten wenn ihn eine Menschenmenge wegen Reizüberflutung stört.
        Jmd mit Sprachstörungen kann auch in einem Callcenter arbeiten. Es speichert am PC Daten ein, die die Kollegen weitergeben.
        Inklusion bedeutet, dass jeder das tun kann was es kann.
        Gebe es Inklusion nicht dann gebe es auch keine Projekte in Haftanstalten. Auch hier wird vielen Menschen eine Chance auf Rehabilitation gegeben. Jeder soll eine Chance auf Bildung kriegen, eine Chance kriegen inmitten der Gesellschaft leben zu dürfen!

    • Anonymous sagt:

      Und was ist aus Sie geworden?
      Es ist egal was aus ihm geworden ist!
      Er hat die gleiche Chance auf Bildung erhalten, wie alle andere in einer Regelschule auch! Keine Mutter der Welt,hat das Recht ihrem Kind diese Chance wegzunehmen! Leider geschieht das immer noch!

  9. Sabine sagt:

    Mögliche Ursache: das vermittelte Selbstbild und der „vorbestimmte“ Weg und die vermittelte Denkweise an den Förderschulen? Es kostet viel Kraft, Optimismus und Durchhaltevermögen um dauerhaft gegen das System zu denken. Potential und Fähigkeiten des Menschen mit Beeinträchtigung und ggf nachlassende Kräfte des Elternhauses müssen leider auch Beachtung finden.

    • Anonymous sagt:

      Liebe Sabine, selbstverständlich kostet es viel Kraft, Optimismus und Durchhaltevermögen um dauerhaft gegen das System zu denken und zu kämpfen.
      Hätte die afroamerikanische Bevölkerung in den Vereinigten Staaten nicht diesen Optimismus, Kraft, Durchhaltevermögen in den 60,er Jahren durchgesetzt, dann würden sie immer noch in getrennten Schulen unterrichtet werden. Sie kampfen noch heutzutage für Gleichberechtigung!
      Wir haben zum Thema Inklusion in Deutschland kleine Fortschritte gemacht und das Dank deren die diesen unermudeten Kampf Tag für Tag auf sich nehmen. Wir haben erst einen Fuss in der Tür. Der nächste und nächste Schritt wird noch kommen.

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