Realistisch

Ein Männchen, der rechts einen Stapel grauer Kästnchen trägt, links einen bunten Baum.

Die Mutter DES JUNGEN ist in einem anderen Land aufgewachsen. Allein mit zwei kleinen Kindern kam sie nach Deutschland.
Vor der Einschulung hatte man ihr erklärt, der Junge brauche einen Förderschwerpunkt. Dadurch bekomme er mehr Unterstützung. Dass er dadurch auch weniger lernt als seine Klassenkameraden, keine Hausaufgaben erhält und nur selten Klassenarbeiten schreibt, hat die Mutter erst mit der Zeit herausgefunden.
Aber der Junge ist wissbegierig und fleißig. Er lässt sich die Aufgaben von den anderen Kindern geben, löst sie zu Hause und lernt viel mehr, als die Lehrer ihm geben.
Nun will die Mutter erreichen, dass er künftig ohne den Förderschwerpunkt unterrichtet wird. Deshalb hat sie einen Termin beim Schulleiter.
Dieser schaut Sie freundlich an: „Ich verstehe ja Ihren Wunsch! Aber Sie müssen auch realistisch sein: Im besten Falle schafft Ihr Sohn mal einen schlechten Hauptschulabschluss. Und mit seinem Hintergrund – was für Chancen hat er da? Aber mit dem Förderschwerpunkt hat er das Anrecht auf einen Werkstattplatz und viele andere Unterstützungsleistungen. Ist das nicht viel besser als dauerarbeitslos und Hartz 4?“

Die Geschichte vorgelesen …

9 Kommentare

  1. Löweneule sagt:

    Ich finde die Darstellung problematisch, denn nicht bei jedem Förderschwerpunkt lernen die Kinder weniger. Das kommt durch den Text aber so an und kann Eltern, deren Kind z. B. einen Förderschwerpunkt „Sprache“ oder „sozial-emotional“ braucht, unnötig verunsichern, ob sie das Richtige für ihr Kind tun. Wenn die Kinder Pech haben, bleibt ihnen dadurch die Förderung verwehrt, und sie bleiben tatsächlich auf der Strecke.

  2. Anonymous sagt:

    In Regelschulen sind für die Förderung der Kinder mit Schwerpunkt LEG alle Lehrer dafür zuständig. Sehr oft machen die Schüler und Eltern die Erfahrung, dass die Fachlehrer ein Bogen um sie machen. Die Forderschullehrer sind für das Arbeitsmaterial der Kinder mit erhöhtem Förderbedarf zuständig. Wenn ein Forderschullehrer es verpasst hat Arbeitsmaterial für diese Schüler vorzubereiten dann sitzt das Kind sehr oft in der Klasse und kann nicht mitmachen.

    • T sagt:

      Weil Grundsicherung so viel besser als HartzIV ist?!
      Erstaunt mich immer wieder wie wenig die Menschen über dieses ganze System wissen und das obwohl sie es ja so toll finden.

      • A sagt:

        Ich denke, der Schulleiter kennt den Unterschied nur allzu gut:
        wer Grundsicherung bezieht steht dem Arbeitsmarkt aus Gründen nicht zur Verfügung, ist also nicht in der ständigen Pflicht sich um ein neues Arbeitsverhältnis zu bemühen, dies mittels Bewerbungen nachzuweisen und zumutbare Arbeit annehmen zu müssen, da sonst die Leistungskürzung droht.
        Ich denke auch, der Schulleister handelt aus einem stark (über-) beschützenden Ansatz heraus.
        Ich bin generell kein Fan dieses Ansatzes eine Behinderung aufgrund des Ziels einer besseren sozialen Absicherung festschreiben zu lassen, bei einem kleinen Kind ist es ohnehin vom Zeitpunkt her nicht angebracht und bei älteren SchülerInnen kann es eben auch entwicklungshemmend wirken. Auch weiß jede PädagogIn/ PsychologIn, dass Entwicklung zwar einschätzbar, aber eben nicht voraussehbar ist.
        Und trotz allem: manchmal ist es sehr schwer abzuwägen, welche der beiden Varianten für einen Menschen jetzt dauerhaft von Vorteil wäre.
        LG

  3. Anonymous sagt:

    Der Schulleiter hat die Einstellung vieler Schulleiter und Sonderschullehrer im Sonderschulsystem in Deutschland.
    Seit Jahrzehnten haben Schüler einer Sonderschule kein Recht auf Schulbücher. Der Schwerpunkt in der Förderung sind die Alltagskompetenzen zu fördern.

    • OnkelKarl sagt:

      Der berechtigte Bildungsanspruch des JUNGEN wird mit den Füßen getreten, weil der JUNGE samt Familie nicht in das Denksystem der traditionellen Schulen passt. Systemsprenger auf einer anderen Ebene gefordert ….. und für den Rektor einen fachlichen Feedbackgeber, ob er so (bevormundend) mit Kind und Eltern umgehen sollte. Aber wer im Schulamt möchte so etwas hören? Ist dies mal wieder die vielgelobte Beratungskompetenz?

      • Anonymous sagt:

        Der Schulleiter tut eben das was er in seiner Erziehung gelernt hatte. Er hat nicht gelernt Verantwortung zu übernehmen, sich einem Problem zu stellen.
        In Deutschland werden immer noch in vielen Bundesländern Schüler abgeschoben.
        Wenn ein Schüler eines Gymnasiums die Anforderungen eines Gymnasiums nicht nachgehen kann, dann wird es auf eine Gesamtschule oder Realschule abgeschoben. Schüler von Realschulen, die es dort nicht schaffen, werden auf Hauptschulen abgeschoben. Schüler von Hauptschulen, die die Anforderungen nicht erfüllen, werden auf Förderschulen Schwerpunkt Lernen abgeschoben. Und von solchen Förderschulen wird weiterhin immer noch abgeschoben in Förderschulen geistige Entwicklung.
        Viele Schüler in Deutschland lernen in ihrer Erziehung nichts anderes als Probleme von sich abzuschieben,. Es wird ihnen beigebracht die Probleme aus dem Auge aus dem Sinn abzuschaffen. Es wird ihnen nicht beigebracht sich einem Problem zu stellen.

  4. लंबा sagt:

    @kirsten1 Erinnert mich an die Arbeitslosenamtberatung eines Freundes und seiner Geschwister in den 1980ern: "Studieren in Deutschland ist sehr schwer Herr [hier bitte türkischen Namen einsetzen]. Das schaffen sie nicht, sie machen besser eine Lehre."Aus den 3 Geschwistern sind trotzdem eine Ärztin und zwei Ingenieure geworden.

    • Sabine sagt:

      Ein Beweis für „ nicht an Glaubenssätzen und Denkstrukturen“ festhalten. Weiterhin viel Mut und Durchhaltevermögen.

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