Verhalten

DER JUNGE ist jetzt schon vier Jahre in der Schule. Seine Schulbegleitung war lange krank. Und trotzdem lief alles gut. Die Lehrer sind zufrieden. Die Mutter möchte deshalb die Stunden der Begleitung kürzen.
Der Sonderpädagoge ist damit allerdings ganz und gar einverstanden: „Mit weniger Unterstützung kann ich Ihr Kind weniger gut fördern“, sagt er der Mutter, „ich kann mich nicht um alles kümmern und vorbereiten, da muss die Schulbegleitung mir assistieren.“
Doch die Mutter bleibt bei ihrem Plan. Am nächsten Tag schaut sie ins Mitteilungsheft: „Der Junge hat versucht, einem Mädchen den Ball wegzunehmen“, steht da. „Er hat einen jüngeren Schüler in der Pause angegriffen“, hat der Sonderpädagoge am nächsten Tag reingeschrieben. Und am dritten Tag liest sie, dass er eine Erstklässlerin im Klo eingesperrt hat.
Die Mutter ist entsetzt. Noch nie gab es solche Probleme. Sie ruft die Schulleiterin an. „Von meinen Lehrern hat niemand etwas gemeldet“, sagt diese, „aber der Sonderpädagoge hat so etwas erzählt.“ „Wir achten mal drauf“, verspricht sie.
Dann ist der Runde Tisch beim Sozialamt. Die Mutter und die Schule befürworten die Stunden-Kürzung. Die Sachbearbeiterin wendet sich an den Sonderpädagogen: „Sie hatten mir doch geschrieben, dass Sie die volle Stundenzahl wegen des – ich zitiere mal – „sozial auffälligen Verhaltens“ für nötig halten. Was ist denn damit?“
Da ergreift die Schulleiterin das Wort: „Wir haben die Situation genau beobachtet. Da war aus unserer Sicht nichts mehr.“ Und dann lächelt sie: „Wir konnten uns das, was der Kollege geschildert hat, sowieso nicht erklären. Aber ich habe gelernt, manche Dinge einfach mal so stehen zu lassen. Hauptsache, das Problem ist jetzt gelöst.“

Die Geschichte vorgelesen …

28 Kommentare

  1. Anonymous sagt:

    Wer weiss welche Ansprüche in der Förderung ihres Kindes diese Mutter hat. Vielleicht sind sie nicht zu hoch. Dann braucht das Kind kein Schulbegleiter. Es ist ähnlich wie in der Geschichte Wünsche. Manchen Mütter ist es egal oder haben resigniert und manche kämpfen .

    • Anonym28 sagt:

      Diese polarisierende Diskussion über die Gegebenheiten rund umdie Schulbegleiter sollte vielleicht einmal zu „Hart aber fair“ von Plasberg, Illner & Co. Um der Politik die Problematiken und Mechanismen dahinter näher zu bringen. Übrigens, es gibt auch die Konstellation Schulbegleiter an Förderschulen. ….

  2. Nele sagt:

    Nun dann, wenn die Schulleitung alles lächelnd wegwischt und keine zukünftige Hilfebedürftigkeit des JUNGEN erkennen kann……dann braucht der JUNGE keine Hilfe, die Inklusion ist perfekt gelungen.

    • Anonymous sagt:

      Nein ist es nicht. Die Mutter will nur die Std der Schulbegleitung gekürzt haben. Aber, vermutlich bei dem gleichen Arbeitsaufwand des Sonderpadagogen.
      Das Kind bleibt weiterhin ein Schüler mit erhöhtem Förderbedarf!

  3. Nele sagt:

    Ich weiss inzwischen, dass hier Rückfragen zur Ausgangsgeschichte unerwünscht sind. Aber die Frage, wie “lange” war die Schulbegleitung krank, eine Woche, zwei oder drei oder mehrere Monate? Lief es wirklich ohne zusätzliche Betreuung ohne Probleme? Wurde der trotzdem vorhandene Betreuungsbedarf, weil übergangsweise, von anderen (Lehrern, Sozialarbeitern der Schule, Sonderpädagogen etc) übernommen?

  4. Anonymous sagt:

    Ich lese zum ersten Mal dass eine Mutter kein Schulbegleiter für ihr Kind wünscht.
    Nicht, dass ich den Standpunkt der Mutter nicht verstehe. Klar, das Kind möchte zeigen, dass es den Unterricht auch alleine bewältigen kann.
    DIE MUTTER MÖCHTE LAUT GESCHICHTE DIE STUNDEN DES JUNGEN KÜRZEN!
    Ich bin hier in den Kommentaren meistens auf die Seite der Schüler aber, in diesem Fall muss ich dem Sonderpadagogen Recht geben.
    Er hat die Situation aufgeputscht, weil er sich in eine Zwickmühle befindet.
    Wer sich mit Thema Sonderpadagogen und Schulbegleiter auseinandergesetzt hat, kann die Sicht des Sonderpadagogen verstehen… (gekürzt)

    • Anonymous sagt:

      Entschuldigung! Möchte mich in mein Kommentar oben korrigieren! Ausdrucksfehler!
      DIE MUTTER MÖCHTE DIE STUNDEN DER SCHULBEGLEITUNG KÜRZEN!

    • anonym sagt:

      In unserem Bundesland wird der Antrag auf Schulbegleiter je Kind beim Bezirk gestellt, in der Politik wird über Poollösungen nachgedacht, die anders bezahlt, anders zugeordnet werden… vielleicht liegt darin die vermeintliche Lösung für die vielfältigen Aufgaben eines schlechtbezahlten schulischen Assistenten; auch dabei gibt es pro und contra- nämlich der Bedarf des einzelnen Kindes.
      Ich bin eher auf der Seite des ersten und zweiten Kommentators. Die Wahrhaftigkeit in dem Gesamtkonstrukt darf nicht verloren gehen. Personelle, arbeitsrechtliche Themen gehören in ein Gespräch mit dem Vorgesetzten und nicht in Eltern-Kind-Schule Beziehungen während der Arbeitszeit.

      • Anonymous sagt:

        Stimmt! Solche Probleme regelt man intern! Es zeigt dass die Schule desorganisiert ist. Ein schlechtes Bild für die Schule… (gekürzt)

      • Anonymous sagt:

        Man müsse sich noch die Frage stellen:Liegt es im Ermessen einer Mutter zu entscheiden, wie viele Stunden ihr Kind vom Schulbegleiter betreut werden soll?
        Es liegt nicht mal im Ermessen der Schulleitung.
        Das wäre in der Schule meines Kindes nicht passiert
        Es gibt Ziele, die in Förderplane eingeplant sind wo die Hilfe eines Schulbegleiter eingeplant wurde.
        Was würde die Mutter sagen, wenn sie bei ihrer Arbeitsstelle feststellen würde, dass drei Stellen von heut auf morgen gekürzt werden und sie in der Zukunft deren Arbeit verrichten müsste? Wie würde sie den reagieren?

        • Anonymous sagt:

          Selbständigkeit des Kindes ist vielleicht auch ein Förderziel. Und bei zunehmender Selbständigkeit den Umfang der Assistenz entsprechend zu reduzieren, ist dann nur logisch. Wenn die Schule das auch befürwortet, wo ist dann das Problem?
          Es ist nicht die Aufgabe der Schulbegleitung, den Sonderpädagogen zu unterstützen, sondern das Kind – und zwar angemessen, nach seinem Bedarf.

          • Anonymous sagt:

            Antwort an Anonym 19:30
            Ein Schulbegleiter ist die Rechte Hand eines Sonderpadagogen. Manche Schulbegleiter müssen sogar Fortbildungen während der Schulzeit besuchen.
            Ein Sonderpadagoge kann nicht gleichzeitig vier Klassen betreuen.

          • Anonymous sagt:

            Antwort an Anonym 19:30
            Ein Schulbegleiter muss mehr können als nur Sachen aus dem Schulranzen rauszuholen.
            Ein Fachlehrer der 25 Schüler frontal unterrichten muss hat keine Zeit für eine Einzelbetreuung eines einzigen Schülers.

        • Noname19 sagt:

          „Liegt es im Ermessen der Mutter zu entscheiden“ ?? – ja, in unserem Bundesland stellen der Sorgeberechtigten den Antrag beim Bezirk. Er ist sicherlich durch die elterliche Sorgeberechtigung gedeckt – ein ausführliches Beratungsgespräch und eine objektive sachkundige Berichts-und Gutachtenerstellung davor sollte selbstverständlich sein. … Theorie vs Praxis … ein langer Weg

  5. Anonym55 sagt:

    4 Blickwinkel!

    Die SCHULBEGLEITUNG kommt nach längerer Krankheit zurück und wird von der Mutter in Kurzarbeit geschickt. Bei Krankheit oder Kuraufenthalt des JUNGEN bleibt die Schulbegleitung zu Hause – was für ein prekäres Arbeitsverhältnis.

    Der SONDERSCHULLEHRER übernimmt die zusätzlich anfallenden Aufgaben: Pausenaufsichten, Toilettengänge, … .Je besser er seinen Job macht, desto besser läuft es mit dem JUNGEN. Ist die Schulbegleitung plötzlich überflüssig?

    Der JUNGE hat – wie in so vielen Geschichten – nichts zu sagen. Freut er sich auf seine Schulbegleitung? Vertraut er seinem Lehrer?

    Die MUTTER trifft – über alle Köpfe hinweg – weitreichende Entscheidungen. Wird sie tatsächlich dafür gelobt??

    • Anonymous sagt:

      Es steht doch nirgends, dass der Sonderschullehrer zusätzlich anfallende Aufgaben übernommen hat!
      Außerdem wissen wir nicht, welchen Unterstützungsbedarf DER JUNGE hat, was genau die Aufgaben der Schulbegleitung dementsprechend(!) überhaupt sind, etc.
      Schon mal in Betracht gezogen, dass DER JUNGE sich auch weiter entwickelt haben könnte? Unterstützungsbedarf ist doch nichts Statisches!
      Und nein, die Mutter muss nicht gelobt werden. Sie hat einfach verantwortlich gehandelt. Von “weitreichenden Entscheidungen über alle Köpfe hinweg” ist auch nichts zu lesen, im Gegenteil: die Köpfe sitzen doch beim Runden Tisch alle zusammen.
      Wenn DER JUNGE tatsächlich Schulbegleitung im vorherigen Umfang benötigen würde, hätten die Lehrer*innen und die Schulleitung das sicher kommuniziert.

  6. Anonym63 sagt:

    Ich habe leider auch schon oft feststellen müssen, dass die Sicht von Sonderpädagogen, Schule und Eltern weit auseinander liegt. Allzu oft definieren sich Sonderpädagogen als Allein-Befugte über die Förderung der Kinder (schließlich haben sie das ja auch studiert). Die Sicht von Eltern und normalen Lehrern wird von vielen Förderlehrern oft nicht wirklich Ernst genommen. (Eigentlich eine Anmaßung, wenn man bedenkt, dass Förderlehrer das Kind vielleicht 2 Stunden pro Woche zu Gesicht bekommen und dann meist mit ihm in einem separaten Förderraum lernen) Zudem verlassen sich normale Lehrer meist auch sehr gerne auf die Fachkompetenz der Sonder-Kollegen. Leider. Man will ja nichts falsch machen – was ja auch irgendwie nachvollziehbar ist.
    Toll, dass in dieser Geschichte die Schule den Mut zur Inklusion aufbringt!

    • Anonymous sagt:

      Ja, ich verstehe auch nicht, warum sich der Sonderpädagoge sich um das Sozialverhalten des Kindes kümmert. Er ist nur für die Bildung zuständig. Für alles andere sind die Lehrer verantwortlich.

      • Anonymous sagt:

        Ein Sonderpadagoge ist selbstverständlich auch um das Sozialverhalten eines Kindes mit erhöhtem Förderbedarf zuständig. Autistische Kinder zum Beispiel, haben Schwierigkeiten soziale Kompetenzen zu entwickeln. Hierfür ist ein Sonderpadagoge, ein Schulbegleiter eine grosse Hilfe.

  7. Anonymous sagt:

    Nicht nachvollziehbar ist, wie die Schulleiterin den Sonderpädagogen bloßgestellt hat. Im Schulalltag kommt manches vor, die angeblichen Vorkommnisse sind nicht unüblich, sie können so, vielleicht etwas abgemildert, passiert sein, und sind zum Teil auch nicht gerade schlimm. Solche Dinge werden doch nicht an die Schulleitung gemeldet, die regelt man selber.
    Aus dem Text ergeben sich für mich schon manche Fragen.
    Sonderpädagogenbashing halt, macht Spaß.

    • Elly sagt:

      Entschuldigung: wer ist – auch in Anbetracht des pädagogischen und beamtenrechtlichen Auftrages- zu schützen? Das minderjährige Kind oder der voll verantwortliche Erwachsene? So über die Geschichte zu bügeln ….

    • Noname sagt:

      Das was die Schulleitung macht, nennt man durchaus Führungsverhalten. Am runden Tisch sollen ja durchaus mehrere Interessenslagen gegeneinander abgewogen werden (Kind, Klasse, Mitschüler, Schule, Lehrer, schulbegleiter, Eltern, Finanzgeber….. Ziel eigenständige Zukunft).

      • Anonym sagt:

        Wer sagt denn, dass die Probleme des Kindes mit den Mitschülern nicht schon immer vorgekommen sind? Alles in allem nichts wirklich Schlimmes, aber es muss geholfen/moderiert werden. Für eine Übergangszeit (Schulbegleiter krank) lässt sich das tolerieren/ausgleichen. Aber für immer, das ist schon sehr optimistisch. Wer trägt die Folgen, muss geradestehen dafür, wenn es nicht wie erwünscht läuft?

    • Anonymous sagt:

      Warum diese Nachricht? Aus dem Text ergeben sich durchaus Fragen, aber die hätte der Sonderpädagoge klären sollen. Es ist so wichtig, auch GUTES zuzulassen, Schritte nach vorne, Weiterentwicklung. Wie gut, dass die Schule dies unterstützt. Wie schade, dass dies nicht bei allen so ankommt.

      Tolle Mutter, die sich für ihr Kind einsetzt! Tolle Schulleitung, die die Mutter und das Kind unterstützt!

      • Anonymous sagt:

        Fragen, die der Sonderpadagoge hätte klären sollen? Die Schulleiterin lässt ihn ja gar nicht zu Wort kommen, als er von der Sachbearbeiterin gefragt wird, sondern ergreift selbst das Wort.

  8. Anonymous sagt:

    Was der Sonderpädagoge hier macht, geht gar nicht. Er unterstellt dem Jungen sozial auffälliges Verhalten, obwohl dieser das gar nicht gezeigt hat. Aus Angst heraus, jetzt keine zusätzliche Unterstützung mehr zu haben, obwohl doch die Schulbegleitung eientlich nicht zur Unterstützung des Sonderpädagogen, sondern zur Unrerstützung des Jungen hier ist. Wenn dieser sie jetzt nicht mehr braucht, dann ist das ein gutes Zeichen. Der Sonderpädagoge sollte viel eher mit der Mutter und dem Jungen besprechen, wie es jetzt am Besten weiter gehen soll, welche Bedürfnisse der Junge hat und wieviel Unterstützung er eigentlich wirklich noch benötigt. Es wäre auch wichtig, dass die Schule mit dem Sonderpädagogen bespricht, warum er sich so verhält und warum er – anscheinend so überfordert ist,um den Unterricht alleine zu machen. Vielleicht ist das so, weil er zu viele Schüler*innen unterrichten und unterstützen muss oder weil er nicht nur an einer Schule eingesetzt ist? Dann müsste sich sein Arbeitgeber, wer auch immer das ist, darum kümmern. In jedem Fall hat er nicht das Recht,dem Jungen etwas zu unterstellen und die Mutter damit in Angst und Schrecken zu versetzen.

  9. Onkelkarl sagt:

    Wieviel Vertrauensverlust entsteht bei den Eltern wenn die Schule sich so manipulativ verhält? Ich kenne Verantwortliche, die dann argumentieren, dies sei interessensgesteuertes Agieren der Schule. Hoffentlich kann der JUNGE über die echten Umstände zuhause erzählen, sonst schwimmen die Eltern irgendwo im Nirwana.

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