Voraussetzungen

DAS MÄDCHEN ist in der Abschlussklasse der allgemeinen Schule.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Eltern schauen sich eine berufliche Maßnahme an.
Die ist ein spezielles Angebot für junge Menschen mit Behinderung.
Kooperiert wird mit einer Berufsschule.
Die Leiterin führt sie durch die Klassenzimmer und Werkstatträume.
Sie erzählt vom „inklusiven Konzept“.
Da hakt die Mutter ein: „Ja, Inklusion leben wir mit unserer Tochter von Anfang an. Da war auch ihre schwere Beeinträchtigung nie ein Thema. Aber ich lese in Ihrem Flyer immer wieder etwas von ‚Aufnahmekriterien‘? Wie passt das zusammen?“
„Natürlich holen wir die jungen Leute da ab, wo sie stehen“, erklärt die Leiterin, „aber eine hohe Eigenmotivation und eine gewisse Selbständigkeit erwarten wir schon!“
„Heißt das, Sie suchen sich die besonders leistungsstarken Schüler mit Behinderung aus einem Jahrgang aus?“, fragt der Vater noch einmal nach.
„Nein, so ist das wirklich nicht!“ Die Leiterin verneint energisch.
Und weil sie jetzt bei ihrem Rundgang gerade im Lehrerzimmer angekommen sind, zeigt sie auf zwei Männer, die dort Kaffee trinken: „Diese Eltern hier denken, wir würden die Leistung an erste Stelle setzen und nicht die Inklusion. Sagt doch mal was auch eurer Sicht dazu!“
„Klar ist unser wichtigstes Ziel die Inklusion“, beginnt einer der beiden, „also dass es die jungen Leute vielleicht mal auf eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt oder wenigstens einen Außenarbeitsplatz der Werkstatt schaffen. Allerdings müssen die natürlich schon recht fit sein und die richtigen Voraussetzungen mitbringen. Aber den entscheidenden Dreh, den bekommen sie dann bei uns.“
Der Vater schweigt eine Minute nachdenklich. Dann sagt er: „Aha …“
Und dann verabschieden sich die Eltern.


Die Geschichte vorgelesen …

8 Kommentare

  1. Anonym sagt:

    In Niedersachsen gibt es ein Wohnheim wo Inklusion hoch posaunt wird.Es ist ein Studentenwohnheim wo auch behinderte Menschen wohnen. Die Studenten unterstützen die Menschen mit Handicap. Viele Sonderschulen zeigen ihren Schülern diese Einrichtung und verkaufen es als Inklusive Wohnstätte.
    Ähnlich wie hier oben in der Geschichte gibt es bei der Aufnahme bestimmte Kriterien die behinderte Menschen erfüllen müssen.Es wird Selbständigkeit erwartet. Von Inklusion keine Rede!

  2. Anonym sagt:

    Lieber Anonym 17:39
    ich bin Mutter eines behinderten Kindes und habe mir sehr oft die Frage gestellt ob die Pädagogen überhaupt was ändern wollen… und das unabhängig davon was dieser Blog schreibt.
    Ich gebe Ihnen wollkommen Recht wenn Sie die Meinung vertreten dass das System daran Schuld ist. Nur wer unterstützt diese Doktrin? Sind es nicht die Pädagogen?
    Deutschland hat im Schulsystem die Phasen der Exklusion, Separatismus, Integration und jetzt die Möchtegerne Inklusion durchgemacht. Das Schulsystem ist in jedem Bundesland anders. Die Erziehungsmethoden die in deutschen Schulen stattfinden lauten"aus dem Auge aus dem Sinn! Denn Probleme die ihr nicht seht müsst ihr euch denen auch nicht stellen! "
    Wenn ein Schüler die Anforderungen eines Gymnasiums nicht schafft, dann wird es entweder auf eine Gesamtschule abgeschoben oder auf eine ReaLschule. Wenn ein Schüler die Anforderungen einer Gesamtschule nicht erfüllt dann wird es auf eine ReaLschule oder Hauptschule abgeschoben. Wenn ein Schüler die Anforderungen einer ReALschule nicht nachkommt dann wird es auf eine Hauptschule abgeschoben. Wenn ein Schüler einer Hauptschule die Anforderungennicht erfüllt dann wird es auf eine Sonderschule Schwerpunkt Lernen oder geistige Entwicklung abgeschoben. Erfüllt ein behinderter Mensch die Anforderungen eine Behinderten Werkstatt nicht dann wird es in eine Tagesförderstätte abgeschoben. Denn nicht Mal da, werden behinderte Menschen so akzeptiert wie sie sind.
    In manchen Bundesländern hat man aus Gesamtschulen, Realschulen, Hauptschule, Sonderschulen Schwerpunkt Lernen eine einzige Schulform eingerichtet…Stadtteilschulen(Hamburg) oder IGS( Niedersachsen) um diesem Teufelskreis zu entkommen. Auch hier wird immer noch trotz Befürworter der Inklusion noch von Gymnasien auf Stadtteilsc hulen abgeschoben.
    Die Kinder lernen in Deutschland (von ihren P@dagogen) wenn sie mit Probleme im Leben konfrontiert werden, die Probleme von sich abzuschieben. Was Toleranz, Akzeptanz bedeutet lernt man schon im Kindesalter, sei es durch Erziehung durch Pädagogen oder Zuhause.
    Die Pädagogen tun selber nichts anders als das was sie in ihrer Kindheit oder Studienzeit gelernt haben…nämlich keine Verantwortung übernehmen!
    2017 gingen in manchen Bundesländern Pädagogen auf die Strassen und plädieren Inklusion aufs Eis zu legen.Also…. aus dem Auge aus dem Sinn lautete ihre Einstellung zur Inklusion! Dass das Schulsystem so marode in Deutschland ist verdanken wir auch dieser Politik. Wenn man sich einem Problem nicht stellt wird man auch nie was ändern. So waren Politiker auch nicht gezwungen worden die Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen damit Projekte finanziert werden damit behinderte Menschen auch das Recht haben sollen INMITTEN der Gesellschaft leben zu dürfen!

  3. Anonym sagt:

    Genau. Deshalb gibt es auch Wissenschaftler*innen, die Inklusion als Fixstern bezeichnen (den wir wohl leider nie erreichen werden).

  4. Anonym sagt:

    Einfache Rechnung: Erster Arbeitsmarkt: Ich gebe meine Arbeitskraft gegen Geld (in Deutschland hoffentlich Mindestlohn, mit etwas Glück Tariflohn)
    Auch wenn in der Geschichte mal wieder die dort tätigen PädagogInnen verantwortlich gemacht werden, am wie oben beschriebenen kapitalistischen und höchst exklusiven Wirtschaftssystem sind sie nun wirklich nicht schuld.
    Warum sind in diesem Blog eigentlich nie die "großen Probleme" Thema? Das bedauere ich sehr und nein, ich werde keinen eigenen Blog schreiben und ja, sachliche Kritik muss erlaubt sein.

  5. Fan des Illustrators sagt:

    Inklusiv ist diese Maßnahme bei weitem nicht!
    Ein Bewerten nach festgelegten Maßstäben ist immer exklusiv! Denn es gibt Gewinner und Verlierer.
    Inklusion meint alle und jeder wird nach seinen individuellen Möglichkeiten gefördert.

    Sehr hilfreich und pfiffig illustriert!

  6. Anonym sagt:

    Vielen Dank für diese Geschichte.
    Für mich hat sie zwei Ebenen.
    Die erste Ebene ist, nicht alles was sich inklusiv nennt, ist auch wirklich inklusiv gedacht.
    Heutzutage geben sich viele dieses Label, weil es "schick" ist.
    Vor ein Paar Monaten habe ich nach einer Freizeitmöglichkeit für meinen Sohn geschaut.
    Es gab da einen Verein, der sich rühmt, inklusiv zu sein.
    Wenn man dann aber im Kleingedruckten nachliest, werden alle Kinder mit geistigen oder körperlichen Behinderungen ausgeschlossen.
    Auf der Webside wird aber groß mit dem Attribut Inklusiv geworben!

    Die zweite Ebene ist für mich die mangelnde Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen
    wirklich inklusiv auf den ersten Arbeitsmarkt anzukommen.
    In Ba-Wü endet der Anspruch auf Inklusion mit dem Ende der Schullaufbahn.
    Alles was danach angedacht ist, ist eine Rückkehr ins Sondersystem.
    Einige Werkstätten bieten jetzt sogenannte Außenarbeitsplätze an.
    Das bedeutet, die jungen Menschen sind weiterhin bei der Werkstatt angestellt,
    arbeiten dann aber außerhalb der Werkstatt.
    Die Werkstätten nennen das jetzt auch "inklusiv".
    Das suggeriert, das wir alle ein bißchen inklusiver werden.
    In Wirklichkeit steckt dahinter aber immer noch das gleiche alte exklusive System,
    nur ein bißchen rosa bzw. inklusiv angemalt.

  7. Anonym sagt:

    Einfache Rechnung:
    Inklusion x Selektion = Nixklusion

  8. Anonym sagt:

    Ja, dann ist dieses Angebot wohl nicht das richtige für die Eltern. Wird DAS MÄDCHEN auch noch gefragt?

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