Mamas Seele
Die Mutter DES JUNGEN ist geschafft.
Heute war einfach alles zu viel.
Die sonderpädagogische Versorgung an der allgemeinen Schule, in die der Junge geht, ist im nächsten Schuljahr wieder mal völlig ungeklärt.
Dann hat sie heute lange mit einer anderen Mutter diskutiert, deren Kind mit Behinderung in einer Sondereinrichtung lebt. Begründung: Es soll nicht den Blicken der Menschen auf der Straße ausgesetzt sein.
Und dann ist abends, als die Mutter sich im Garten etwas entspannen wollte, eine Brombeere beim Pflücken direkt auf ihre helle Hose gefallen.
Nun sitzt sie frustriert am Küchentisch.
Der Junge kommt mit seinem Kinder-Arztkoffer. Er will helfen: Er guckt der Mutter in die Ohren, horcht sie ab und prüft mit dem Hammer die Reflexe.
Er findet nichts. „Wo bist du denn krank?“, fragt er die Mutter.
„Nicht am Körper, Schatz“, sagt die Mutter, „ein bisschen an der Seele.“
Da holt der Junge ein großes Pflaster aus der Küchenschublade, geht damit zur Mutter und klebt es ihr mitten auf den Bauch.
„Da sitzt Mama Seele?“, fragt der Vater lachend, als er in die Küche kommt, „bist du sicher?“
„Ja!“, sagt der Junge entschieden.
Am nächsten Morgen geht es der Mutter wieder deutlich besser.
Der Junge ist ein ganz Lieber, der spürt, dass es Mama nicht gut geht. Aber warum geht es Mama nicht gut? Den Brombeerfleck lassen wir mal außen vor. Und Sonderpädagogen stören doch eh nur im Schulalltag. Ist das Problem die andere Mutter, die ihr Kind an einer "Sondereinrichtung" , einer ihrer Meinung nsch den Bedürfnissen ihres Kindes entprechenden Schule am besten beschult sieht? Aber warum macht das die Mutter des JUNGEN so fertig?
Mal eine ganz andere Geschichte zwischen Inklusion und Nixklusion. Wie schön, dass uns unsere Kinder immer wieder zeigen, dass es sich lohnt sich für sie einzusetzen.