Der Raum 2
„In der Bildungswegekonferenz wurde uns gesagt: Ein Differenzierungsraum ist DAS Mittel für Inklusion“, erzählt die Mutter DES JUNGEN in der Elterngruppe.
Die inklusive Klasse drohte sogar zu scheitern, weil der Raum zunächst nicht frei war.
Aber jetzt könne er genutzt werden.
„Und wie läuft das so?“, fragt ein Vater.
„Leider nicht so, wie wir uns das gedacht haben“, berichtet die Mutter:
„In dem Raum sitzen fast immer die Kinder mit Behinderung mit ihrer Schulbegleitung. Sie sollen dann die Arbeitsblätter bearbeiten, die die Sonderpädagogin dagelassen hat. Sie ist ja nur stundenweise da.“
„Und deshalb ist der so wichtig für Inklusion?“, fragt der Vater weiter.
„Nein!“ Die Mutter des Jungen lacht bitter. „Er ist das perfekte Werkzeug, um möglichst viel zu trennen!“
Trotz allen Argumenten: Mir ist durchaus nicht klar, wie „differenzierte Didaktik“ „inklusiv“ funktionieren kann oder soll; (bin keine „Lehrperson“). – Es erlärt sich natürlich, dass jedes Kind und jeder Mensch unterschiedlich in eigener Weise lehrt und lernt; aber „Differenzierung“ bdeutet für mich persönlich „auseinanderdividieren“ – das Gegenteil von „Inklusion“…
Die Lösung ist doch naheliegend! Der Gruppenraum wird künftig vor allem für Schülerinnen und Schüler genutzt, deren Eltern händeringend nach genau diesem Angebot suchen: Lernen in der Kleingruppe, individuelle Übungsmaterialien, zusätzliches Personal. Zufriedene Eltern garantiert.
Wenn die Kinder einer Klasse fast immer in zwei unabhängige Räume gesetzt werden und noch dazu die eine Kindergruppe nur stundenweise von einer LehrerIn unterrichtet wird, der anderen Kindergruppe aber durchgängig eine LehrerIn zur Verfügung steht, dann hat das nichts mit „differenziertem Unterricht“ im Sinne der ErfinderIn zu tun.
Die Zusammengehörigkeit der Klasse reduziert sich hier letzlich auf rein administrative Aspekte.