Selbständig

2021
DER JUNGE ist in einer berufsvorbereitenden Klasse.
Gemeinsam mit anderen jungen Mädchen und Jungs mit Behinderung.
Die Klasse soll auf eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt vorbereiten.
Die Sonderpädagogen haben den Lehrplan überarbeitet und Schwerpunkte gesetzt.
Vor allem Selbständigkeit ist ihnen wichtig.
Beim Lernen, bei der Arbeit, auf allen Wegen.
Alle Praktika sollen die Schülerinnen und Schüler selbständig erreichen.
Deshalb haben sie für den Jungen den städtischen Bauhof ausgesucht.
Dort soll er sich bewerben.
Selbständig.
„Wie soll das gehen?“, fragen die Eltern in einem Elterngespräch.
„Na, er geht dahin, fragt sich zur Leitung durch und trägt dann vor, dass er dort ein Praktikum machen möchte“, sagen die Lehrer.
„Aber er kann doch kaum ganze Sätze bilden“, wirft der Vater ein.
„Und die meisten Menschen verstehen ihn erst, wenn sie ihn eine Weile kennen“, ergänzt die Mutter.
„Er muss das können!“ Die Lehrer bestehen darauf.
„Und wenn nicht?“, fragt die Mutter.
„Dann ist er für den ersten Arbeitsmarkt nicht geeignet!“

Unverschämt! Leider ist das ja nicht die erste Geschichte dieser Art hier. Scheint eine beliebte Strategie zu sein, Eltern den ersten Arbeitsmarkt auszureden. Ich glaube auf dem Bauhof gibt es genug Arbeiten, bei denen man nicht sprechen muss.