Monat: Juli 2021


Olympia

Die 5 olympischen Ringe mit Nixklusionsmännchen darin in diesen Farben.

Nach ihrer Gymnastik-Stunde sitzen die Frauen noch etwas zusammen, auch die Mutter DES MÄDCHENS.
Eine Frau meldet sich zu Wort: „Habt ihr das mitbekommen? Da startet eine ganz junge Läuferin aus unserer Gegend bei Olympia! So toll!“
„Und wie toll sie all die Jahre von ihren Eltern unterstützt wurde“, ergänzt eine andere, „jeden Tag haben die sie zum Training ins Leistungszentrum gefahren. Ich habe da neulich eine Reportage gesehen: So viel Zeit und Geld mussten sie aufwenden. Sogar den Trainer haben sie eine Zeitlang selbst bezahlt, dann die ganze Ausrüstung und so.“
Die Mutter des Mädchens zögert erst ein bisschen. Dann sagt sie: „Ich dachte, Du magst solche ‚Eiskunstlaufmüttter‘ nicht. Das hast Du doch mal über mich gesagt, weil ich meine Tochter jeden Tag zu ihrem Wunsch-Praktikum gefahren habe, private Fortbildungen finanziert und immer wieder auf vieles verzichtet habe.“
Die Angesprochene guckt irritiert.
„Aber“, sagt sie, „das ist doch etwas ganz anderes: Deine Tochter ist doch behindert!“

Die Geschichte vorgelesen …

Rutschen

Eine Rutsche, unten Wasser, zwei Nixklusionsmännchen rutschen dicht aufeinander.

DER JUNGE ist mit seiner Mutter im Freibad. Am liebsten ist er im Kleinkinder-Becken, wo er ohne Schwimmflügel rutschen kann. Er ist älter als die anderen Kinder dort, aber ähnlich klein.
Auf der Rutsche steht ein kleiner Junge. Er weint. Seine Mutter redet ihm gut zu. Der Junge hinter ihm wird ungeduldig. Es dauert. Endlich traut sich der Kleine, runter zu rutschen – und der Junge rutscht gleich ohne Abstand hinterher.
Unten fallen die beiden Jungs aufeinander. Es ist nichts weiter passiert, aber der kleine Junge weint. Dessen Mutter schimpft und ruft nach dem Bademeister. Die Mutter des Jungen entschuldigt sich: „Sorry, gucke immer, aber alles kann man eben nicht verhindern!“
Darauf entgegnet der Bademeister: „Sie kommen doch als Begleitperson umsonst ins Freibad. Da müssen Sie auch besonders gut aufpassen!“
Die Mutter würde nun am liebsten nach Hause gehen, da kommen zwei Frauen zu ihr, die das ganze beobachtet haben. „So ein Depp!“, sagt die eine, „Sie machen das gut. Sie passen doch immer wirklich so auf.“ Und die andere sagt: „Zu eng und zu schnell aufeinander rutschen – das machen hier alle Kinder!“

Die Geschichte vorgelesen …

Und außerdem

Eine Gruppe bunter Nixklusionsmännchen. Darin eine weitere Gruppe, eingekreist, alle in der selben Farbe.

Die Eltern DES MÄDCHENS erhalten einen Anruf vom Schulamt.
Sie möchten für das Mädchen eine inklusive Beschulung und hatten das auch so gemeldet.
Nun erklärt ihnen der Mitarbeiter folgendes:
Für eine inklusive Beschulung seien die Ressourcen zu knapp.
Es gebe aber im nächsten Schuljahr eine ausgelagerte Klasse einer Sonderschule. An einer allgemeinen Schule. Voll versorgt mit einer zusätzlichen sonderpädagogischen Lehrkraft.
„Aber das ist doch eine Sonderbeschulung, das wollen wir nicht!“, wirft die Mutter ein.
„Nein, das ist praktisch das Gleiche wie Inklusion“, sagt der Mitarbeiter, „den Unterschied merken Sie gar nicht.“
„Aber mein Kind wird doch noch nicht einmal Schülerin der Grundschule“, entgegnet der Vater.
„Ja, vielleicht nicht formal… Aber die Schule hat Erfahrung mit ausgelagerten Klassen. Erst im vergangenen Jahr ist eine gestartet.“
„Können wir da mal hospitieren?“, fragt die Mutter.
„Das ist schwierig…!“ Der Herr vom Schulamt windet sich. Er sagt etwas von Datenschutz, engen Zeitplänen bis zu den Ferien und von Corona.
Als die Eltern nicht locker lassen, sagt er: „Außerdem ist die Klasse nicht mehr dort.“
„Was heißt das?“, fragt die Mutter.
„Die Sonderschule hat die Klasse wieder zu sich zurückgeholt. Es hat nicht so gut funktioniert. Aber alle haben daraus gelernt. Dieses Mal wird es bestimmt klappen!“

Die Geschichte vorgelesen …

Was ich nicht leiden kann

DER JUNGE ist noch ein Baby.
Lange war er im Krankenhaus. Als er nach Hause darf, beantragen die Eltern einen Pflegegrad.
Nun kommt der Gutachter zu ihnen nach Hause.
Nach einer kurzen Begrüßung sagt er: „Nur wegen des Down-Syndroms gibt es bei mir übrigens keinen Pflegegrad, das sollten Sie schon mal wissen!“
Die Eltern schauen sich irritiert an.
Dann sagt die Mutter: „Na ja, wir müssen ihn ja auch sehr aufwändig mit abgepumpter Muttermilch füttern, haben täglich Physiotherapie und müssen oft dreimal die Woche zum Kinderarzt. Denn er bekommt ja auch immer wieder noch Sauerstoff…“
„Ja, das können Sie mir gleich alles noch mal genau schildern“, unterbricht der Gutachter ungeduldig, „aber was ich gar nicht leiden kann, sind Eltern, die versuchen, möglichst viel aus ihrem kranken Kind herauszuschlagen!“

Die Geschichte vorgelesen …