Seufzen
DAS MÄDCHEN besucht die 8. Klasse an der allgemeinen Schule.
Es kann einfache, kurze Sätze lesen und im Bereich bis 20 rechnen.
Die Lehrer müssen den Lernstoff der Klasse stark anpassen, damit das Mädchen gemeinsam mit den anderen lernen kann.
Eine sonderpädagogische Lehrkraft kommt stundenweise, unterstützt und gibt auch Einzelförderung.
Dieses Schuljahr ist ein neuer Sonderpädagoge vor Ort.
Mit den anderen Lehrern arbeitet er nicht zusammen. Stattdessen sitzt er in den gemeinsamen Stunden neben dem Mädchen und hört einfach nur zu.
Für die Einzelförderung bringt er Leselernhefte mit. Doch die Aufgaben sind zu leicht für das Mädchen. Es kann alles erraten.
Beim Rechnen verbietet er dem Mädchen, mit den Fingern zu rechnen. Das hatte es seit Jahren geübt und damit viele kleine Fortschritte erzielt.
Jetzt macht das Mädchen Rückschritte, sowohl beim Lesen, als auch beim Rechnen.
Ein Gespräch der Eltern mit dem Sonderpädagogen ändert nichts: „Ich glaube nicht daran, dass geistig Behinderte wirklich lesen und rechnen lernen können“, sagt dieser.
Die Mutter kennt die Schulleiterin der Sonderschule und ruft sie hilfesuchend an.
Nachdem sie alles geschildert hat, hört sie lange nichts. Dann ein tiefes Seufzen.
„Das tut mir wirklich leid für Ihre Tochter“, sagt die Schulleiterin schließlich, „aber ich kann und will mich nicht in die Unterrichtsgestaltung meiner Lehrer einmischen. Sie wissen doch: Pädagogische Freiheit…“
Ich behaupte nicht, dass Förderung nichts bringt und auch nicht, dass der Sonderpädagogen alles richtig macht. Aber von außen sieht vieles viel einfacher aus, als es tatsächlich ist. Diese Sichtweise auf den Lehrerberuf kommt mir in diesem Blog viel zu kurz.
In der Geschichte scheint weder der Sonderpädagoge noch die Schulleiterin der Sonderschule sehr gestresst zu sein. Es ist immer der weniger stressige Weg, zu behaupten, dass Förderung eh nichts bringt!
Wenn man weiß, wie stressig der Lehrerberuf ist, versteht man diese Reaktionen sehr gut.
Die Reaktion der Schulleiterin ist eine typische für Menschen, die von Inklusion genervt sind. So etwas haben wir auch zur Genüge erlebt.
Pädagogische Freiheit bezieht sich nicht aus das WAS, sondern auf das WIE!
Nicht WAS vermittle ich dem Schüler, sondern WIE vermittle ich ihm diesen Stoff möglichst nachhaltig.
Das hat der neue Sonderpädagoge nicht beachtet!
An den Anonym 11.12.2019, 22:43:00
In Ba-Wü sind Inklusionsschüler mittlerweile auch Schüler der Regelschulen und nicht Schüler der Sonderschulen.
Vorausgesetzt es wurde keine Koopklasse installiert, was es in Ba-Wü auch noch gibt.
Leider kommen aber fast alle Sonderschullehrer von den Sonderschulen. Das bedeutet, sie sind dort angestellt.
Der direkte Chef ist somit nicht der Schulleiter der Regelschule.
Der Schulleiter der Sonderschule hat aber meistens kein besonderes Interesse am Unterricht in der Regelschule,
geschweige den, daß dieser qualitativ gut ist.
Das Problem ergibt hier dann aus der gleichen Konstellation wie bei der IGS in Niedersachsen.
Wäre das anders, daß heißt der Sonderschullehrer wäre auch an der Regelschule angestellt, dann könnte man sich an den Schulleiter der Regelschule wenden.
Dieser hat vlt. dann noch mehr Interessem, daß an seiner Schule qualitativ gut unterrichtet wird.
Diese Vermischung Sonderschule und Regelschule wirkt sich nachteiltig auf die Qualität der inklusiven Beschulung aus.
Hallo ich bin der Anonym vom 09.12.2019, 08:55:00.
Also ich denke die Rechte der Eltern sind da schon sehr eingeschränkt.
Bei uns war es von Anfang an so, daß mein Sohn inklusiv beschult wurde.
Er hatte die gleichen Fächer wie die Regelschulkinder und wurde im Unterricht auf seinem Level beschult.
So lief das bei uns.
Aber wirklichen Einfluß wie die inklusive Beschulung läuft hat man als Eltern leider nicht.
Das heißt, wenn es schlecht läuft, wie in der obigen Geschichte, bleibt einem nur das Gespräch zu suchen.
Das hat die Mutter ja versucht. Wenn Dein Gegenüber dann bereit ist, es besser zu machen, dann hat man Glück gehabt.
Wenn es aber wie in der Geschichte läuft, fürchte ich, haben Eltern leider keine Hebel mehr das anders zu gestalten.
Ein Beratungslehrer oder der Klassenlehrer ist nicht der direkte Chef des Sonderschullehrers, also können sie auch nicht viel bewirken.
Evtl. leidet der Klassenlehrer selbst darunter, daß die Zusammenarbeit mit dem Sonderschullehrer schlecht läuft.
Daß die Rektorin der Sonderschule die schlechte Arbeit des Sonderschullehrers als "Pädagogische Freiheit" deklariert,
zeigt daß sie kein Interesse hat, die Qualität des Unterrichts zu verbessern. Und damit wird sie durchkommen, weil niemand der Rektorin auf die Finger klopft.
Zu wem sollte die Mutter denn jetzt noch gehen?
Weiß da jemand eine Antwort drauf?
Warum haben Sie Bedenken, wenn Sie es nicht ausprobieren? Wir hatten jedes Mal Glück damit, uns wurde viel weitergeholfen. Mit Tests, mit Gesprächen, u.a. auch am Runden Tisch mit beteiligten Lehrern. Meine Frage, wer die Förderpläne erstellt hat, soll heißen, vielleicht kann diese Person mit ins Boot geholt werden.
Rechnen mit Pizzastücken hilft Menschen mit Rechenproblemen überhaupt nicht. Wenn es so einfach wäre, gäbe es nicht so viele Menschen mit Rechenschwierigkeiten. Ich mache gerade eine Dyskalkulie Fortbildung und arbeite seit vielen Jahren mit Menschen mit Lernschwierigkeiten. Die Arbeit ist deutlich komplexer und schwieriger als mancher sich hier vorstellt.
Mein autistischer Sohn besuchte eine Stadtteilschule in Hamburg.Er hat sich super da integriert,hatte tolle Fortschritte gemacht.
Der Unterschied zwischen einer Stadtteilschule und einer IGS Schule( Niedersachsen) ist,dass es auf den Stadtteilschulen keine Koppklassen gibt. Die Lehrpläne der Kinder mit erhöhtem Förderbedarf richten sich nach den Lehrpläne der Stadtteilschule. Wenn Eltern Probleme haben dann wenden sie sich an die Schulleitung der Stadtteilschule
Sehr oft beschweren sich Eltern in meinem Bekanntenkreis,die ihre behinderte Kinder auf IGS Schulen in Koppklassen haben. Wenn sie ein Problem haben, dann werden sie an die Schulleitung der Sonderschule verwiesen. Da die Schulleitung der Sonderschule meistens kein Schimmer davon hat was in den Lehrerzimmer der IGS Schulen besprochen wird,kommen die Eltern einfach nicht weiter. Es sind wie zwei Welten. Die Sonderschulen sind ganz anders organisiert als die Regelschulen. Ein Schulleiter einer Sonderschule hat nicht Mal Ahnung was behinderte Kinder in Regelschulen in den Fächern durcharbeiten, da sie ganz andere Lehrpläne haben. Es ist einfach nur Chaos
Ich hab mein Bedenken,dass überhaupt ein Beratungslehrer was bewegen kann. Wenn die Schulleiterin der Sonderschule kein Interesse zeigt was zu ändern dann ist der Weg meistens sehr schwer für die Eltern.
Habe auch mein Bedenken,dass die Förderpläne was bringen. Wenn der Förderplan sich nach den Lehrpläne einer Sonderschule und nicht die einer Regelschule orientieren dann werden kaum Lernziele im Bereich Mathematik,Deutsch gesetzt. In den Sonderschulen läuft es wie immer nach den alten Methoden. Keiner will was ändern. Man sitzt das schamlos aus!
An Anonym 23:16:00
Kinder mit erhöhtem Förderbedarf werden begutachtet?
Möchte Sie wirklich nicht beleidigen! Es gibt wenige Sonderschulen in Deutschland ,dieKinder noch begutachten…und wenn sie das tun dann nur dann wenn sie als Erstklässler aufgenommen werden.Und selbst die sind sehr schlecht geschrieben!
In Deutschland heisst es dass bei denKindern mit erhöhtem Förderbedarf Jahr für Jahr der sonderpädagogische Förderbedarf( in schriftlicher Form) überprüft wird.Eltern hätten Anspruch auf solch ein Gutachten! Das Problem ist dass es keine gibt! Ich würde liebend gerne diese Schule und Sonderpädagogen kennenlernen, die ihre Arbeit auch wirklich tun. Die gibt es aber nicht! Wer so was hat,bitte melden!
Würde man ein Kind begutachten um den sonderpädagogische Förderbedarf festzustellen dann müssten drei Pädagogen das Kind während des Unterrichts beobachten und unabhängig voneinander ein Bericht schreiben. Am Ende müssten sie sich zusammen tun und ein Gutachten zusammenfassen. So entsteht dann eine objektive Meinung und keine subjektive.Diese Beobachtungen müssen sowohl von Sonderpädagogen als auch vom Fachlehrer durchgeführt werden, damit sie die Lernziele im Förderplan festlegen können!
Leider ist es so, dass so was nicht gemacht wird. Meistens schreiben die Sonderpädagogen nur drei Lernziele(was inzwischen nach den neuen Regelungen überholt ist). Sie machen sich das leicht!
Mit manchen Lehrern muss man mehrere Gespräche führen, bis die Einstellung zum Kind sich bessert. Das ist leider so. Das ist bei nicht behinderten Kindern, die Probleme mit Lernen, Gesundheit oder Verhalten haben, oft nicht anders. Manchmal helfen selbst mehrere Gespräche nichts. Dann gibt es noch andere Wege. Ich hätte mich jetzt eher an den Klassenlehrer oder einen Beratungslehrer gewandt. Vielleicht auch an einen Beratungslehrer von der Sonderschule, die kooperiert. Wer hat das Kind begutachtet? Wer schreibt die Förderpläne? Oder der vorherige Sonderpädagogen? Wer könnte unterstützend zu einem Gespräch mitkommen?
Ähnliche Erfahrungen habe ich bei meinem King auf der Regelschule gemacht. Der erste Sonderpädagoge den ich bei meinem Sohn hatte,war sehr bemüht mit ihm zu arbeiten. Er kam immer wieder mit neuen Ideen .Mein Kind machte in der Zeit unglaublich tolle Fortschritte. Wenn mein Kind was nicht verstand hatte er sich bemüht nach Alternativen zu suchen. Das ist schließlich Pädagogik!
Den zweiten Sonderpädagogen,den er ein Jahr später hatte, war faul und betonte immer wieder das behinderte Kinder in Regelschulen nichts zu suchen haben. Dementsprechend war auch seine Arbeitsmotivation. Durch seine schlechte Arbeitsmoral zog er meinen Sohn runter. Worum es ihm immer ging war zu beweisen dass behinderte Kinder in Regelschulen nicht integrierbar sind. Gott sei Dank hatte die Schulleitung ihn nach kurzer Zeit versetzt!
Was die Leitung der Mutter sagt ist völliger Quatsch. Das hat nicht mit Unterrichtsgestaltung zu tun. Es hat mit schlechter Unterrichtsmethoden zu tun.
Ein Lehrer hat Lehramt studiert damit er lernt wie man unterrichtet. Selbst eine Therapeutin wenn ein behindertes Kind einen Ball nicht auffangen kann, dann sucht sie nach Alternativen damit das Kind Fortschritte in der Entwicklung machen kann! Es wird dann zuerst ,zum Beispiel,mit einem leichten Papierkneul geübt und dann später mit einem Luftballon!
Ähnlich ist es auch bei nichtbehinderten Kindern in Mathematik Unterricht. Wenn sie Bruchrechnung auf Anhieb nicht verstehen dann wird versucht den Schülern dies zu visualisieren, indem man Pizzen oder Torten an der Tafel malt und sie in Stücke teilt.
Also ich habe einen Sohn mit Förderschwerpunkt "geistige Entwicklung".
Außerdem hat er eine Autismusspektrumstörung.
Und mein Sohn kann einfache Texte lesen und rechnet im Zahlemraum bis 100 im Kopf.
Wenn demnach die Aussage des Herrn Sonderpädagogen wahr wäre, dürfte das mein Sohn nicht können.
Zum Glück hatte er keine Lehrer wie aus dieser Geschichte!
Das man das Fingerrechnen verbietet ist auch vollkommender Quatsch und beruht auf einer veralteten Vorstellung aus den 70er.
Damals gab es eine pädagogische Richtung, die das Fingerrechnen zu Beginn verbieten wollte, weil man glaubte, das würde das Rechnen im Kopf verhindern.
Heute weiß man, daß in einer gewissen Phase des Rechnenlernens Hilfsmittel wie Finger Rechnen notwendig sind. Im Laufe der Zeit erwerben die Kinder immer mehr eine innere Vorstellung von Mengen und können dann auf Hilfsmittel verzichten.
In der Dyskalkulie Förderung gibt es übrigens Literatur dazu, wie man richtig mit den Fingern rechnet.
Ich frage mich wo der Sonderpädagoge eigentlich studiert hat.
Soviel Inkompetenz ist wirklich erschütternd.
Die Rektorin ist aber noch krasser. Mit fehlen die Worte das angemessen zu beschreiben, was ich davon halte.
Darum lasse ich das.
LG und danke für Eure Geschichte