Zu viel

Das MÄDCHEN braucht sehr viel Hilfe bei allen Alltagsdingen. Immer muss jemand bei ihm sein, auch um auf die ständigen Anfälle zu achten. Die allgemeine Schule sieht sich nicht in der Lage, das Mädchen zu unterrichten. “Nein,” sagt die Schulleitung zu den Eltern, „es braucht zu viel Hilfe. Wir können ihm und den anderen Schülern nicht gleichzeitig gerecht werden.”

Die Eltern argumentieren: Sie schaffen das doch auch in der Familie. Natürlich sei es anstrengend, aber man könne ja auch zusätzliche Unterstützung beantragen. Aber die Schule bleibt bei der Ablehnung.

Inzwischen besucht das Mädchen die Sonderschule schon im letzten Jahr. Heute ist Elternabend. Alle Eltern sind aufgeregt. Denn die Schule hat eine große Spende erhalten: Eine Woche Urlaub auf einer Ferieninsel: Flug und Aufenthalt – alles umsonst. Die Schulleitung hat beschlossen: Die Klasse des Mädchens darf in den Süden fliegen! Schon nächste Woche geht es los.

Am Ende des Abends nimmt die Schulleiterin die Mutter des Mädchens zur Seite.

“Leider kann Ihre Tochter nicht mitkommen”, sagt sie bedauernd. “Sie braucht zu viel Hilfe. Wir können ihr und den anderen Schülern nicht gleichzeitig gerecht werden.”

Die Mutter bietet an, selbst mitzukommen oder nach anderen Lösungen zu suchen. Natürlich sei es anstrengend, aber man könne ja auch zusätzliche Unterstützung beantragen. Aber die Schule bleibt bei der Ablehnung. Das Mädchen muss zuhause bleiben.

Die Geschichte vorgelesen …

6 Kommentare

  1. Anonym sagt:

    Sehe ich auch so, entweder ALLE oder KEINER. Besonders traurig finde ich aber auch, dass die anderen Eltern anscheinend kein Problem damit haben, dass die Mitschülerin ausgeschlossen wird und ihre Kinder seelenruhig auf eine schöne Reise schicken. In so einem kleinen Kreis sollte man doch ein bisschen Solidarität erwarten können, wo doch alle Beteiligten mit Sicherheit ausreichend Erfahrung mit Ausgrenzung gemacht haben?! Offensichtlich nicht. So bleibt Inklusion wohl noch lange eine Utopie.

  2. Kommt mir leider bekannt vor.
    Die Alternative, die an unserer Schule (zumindest in der Klasse meiner Tochter) gewählt wird: Es finden GAR KEINE Klassenfahrten o.ä. statt. Auch ganz großes Kino.
    Im geschilderten Fall würde ich mich wohl tatsächlich an Schulleitung, Schulamt, Sozialgericht wenden, denn so etwas sollte einfach nicht mehr gehen. (Ich weiß, dass es leider doch so ist.)

  3. Fan des Illustrators sagt:

    Die Zeichnung ist großartig!
    Wie erbärmlich bleibt das MÄDCHEN zurück!
    Wie ungerecht!

    Ein guter Pädagoge, ob "Sonder-" oder nicht, sollte doch seine Aufgaben kennen und umsetzen können:

    – Chancengleichheit
    – Entfaltung von Würde und Selbstwertgefühl
    – wirkliche Teilhabe

    Es ist ganz egal, ob Pädagoge oder Sonderpädagoge, die pädagogischen Aufgaben sind immer die gleichen.
    Der feine Instinkt der Eltern sollte den Pädagogen eine Hilfestellung sein…

  4. Anonym sagt:

    Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention von 2007, Artikel 24. 2) verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten, dass auch (…)
    b) „Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben;
    c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen getroffen werden; (…)“

    Vielleicht ist es individuelle Überforderung. Dann müssten die Träger genauer hinschauen.
    Wenn es aber einfach Bequemlichkeit der Schule ist, die "angemessenen Vorkehrungen für die Bedürfnisse des einzelnen Kindes zu treffen", dann
    – müssten alle anderen Kinder auch auf die Reise verzichten, oder
    – alle Eltern der Kinder, die auf die Reise gehen können, könnten gemeinsam öffentlich protestieren, oder
    – die Eltern des Kindes könnten einen Brief an den/die spender schreiben und sagen, wie sehr sich das Kind, das nicht mitgehen darf, diskriminiert fühlt, oder
    – die Schulträger, Schuladministration oder die Schulaufsicht muss auf die grundlegenden pädagogischen und rechtlichen Mängel des Entscheids aufmerksam machen, und eine Wiedererwägung verlangen, oder
    wenn all dies erfolglos bleibt:
    – die Elterninitiative kann mit dem Entscheid an die Öffentlichkeit gehen, oder
    – ein Jurist geht mit dem Fall vor Gericht!?
    – Sie haben noch bessere Ideen?
    Schreiben Sie doch einen Leserbrief in die Zeitung.
    Trösten Sie nicht, sondern fordern Sie für alle Kinder die gleiche Würde und die gleichen Rechte.

  5. Anonym sagt:

    Traurig und ein Armutszeugnis!

    Wir haben auch schon gemerkt, dass es bei der nächstgelegenen Förderstätte auch nur darum geht, wie man die Kinder in IHR System unterbringt anstatt wirklich individuelle Lösungen FÜRS Kind zu finden.

  6. Michaela sagt:

    DAS ist keine Inklusion…. noch nicht einmal Integration….

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