Kategorie: Geschichten


Kleine Urlaubsgeschichte 2

Die Serie stammt aus 2020. Die Geschichten sind aber alle noch so aktuell wie damals. (Leider).

„Hallo, ich habe Sie bei der letzten Sitzung vermisst!“ Die Mutter DES MÄDCHENS trifft einen Herrn im Rollstuhl, den sie aus diversen Gremien kennt.
„Ich war im Urlaub“, sagt dieser, „das erste Mal seit vier Jahren wieder. Ich habe ein Hotel gefunden, wo es ein Pflegebett und einen mobilen Lifter gibt. Und einen Assistenten muss ich natürlich auch immer mitnehmen.“
„Das ist teuer, oder?“, fragt die Mutter.
„Oh ja!“ Der Mann nickt:, „Aber darüber spreche ich nicht so gerne. Ich muss mir dann nämlich oft anhören: Andere Leute können sich schließlich auch nicht jedes Jahr eine Urlaubsreise leisten!“

Ein Rollstuhl mit Nixklusionsmännchen, ein Hotel, eingerahmt von einer Sonne

Die Geschichte vorgelesen …

Kleine Urlaubsgeschichte 1

Die Serie stammt aus 2020. Die Geschichten sind aber alle noch so aktuell wie damals. (Leider).

Die Mutter hat DAS MÄDCHEN vorsichtig angezogen und gut zugedeckt.
Sie hat die Notfallmedikamente dabei, ein bisschen püriertes Essen und Wechselsachen.
Auch wenn das Mädchen nicht sprechen kann, spürt die Mutter jedes Mal, wie sehr es Tiere mag.
Deshalb schiebt sie jetzt den Liegerollstuhl Richtung Zoo-Eingang.
Der Mitarbeiter macht ihr extra das breite Tor auf und wirft nur einen kurzen Blick auf den Schwerbehindertenausweis.
Hinter ihr in der Schlange tuschelt es.
„Die haben es gut: Kommen umsonst in den Zoo!“

Ein Rollstuhl mit einem Nixklusionsmännchen, ein anders schiebt Zoo-Schild, eingerahmt von einer Sonne
 

Die Geschichte vorgelesen …

Wir brauchen

Nixklusionsmännchen mit zwei Sprechblasen, in dene Icons sin: Schulung und Begleitung (Collage).

DER JUNGE möchte einmal in einen Betrieb reinschnuppern.
Nur ein paar Tage lang.
Ausprobieren, ob der Arbeitsbereich etwas für ihn wäre.
Seine Eltern fragen dort an.
Nach ein paar Tagen kommt die Absage.
„Ich habe mit unserer Personalabteilung gesprochen“, sagt die Chefin der Abteilung.
„Damit Ihr Sohn hier arbeiten könnte, bräuchten alle unsere Mitarbeiter eine besondere Schulung.“
Der Vater schüttelt den Kopf.
„Und eine Integrationsassistenz brauchen wir auch“, fährt die Chefin fort.
„Was soll denn das sein?“, fragt die Mutter.
„Na, so ein Betreuer …“, versucht die Chefin zu erklären.
„Und wo soll der herkommen?“, fragt der Vater nach.
„Sowas gibt es für Behinderte, hat mir der Personalchef gesagt. Ohne ist das rechtlich auch gar nicht zulässig im Betrieb.“
Die Eltern schauen sich an. Dann beenden sie das Gespräch.

Die Geschichte vorgelesen …

Im Prinzip

Blick hinter den Vorang (Collage): Rotes Nixklusionsmännchen schiebt den Vorhand zurück, dahinter steht: WfbM.

2020

DER JUNGE beginnt eine berufsvorbereitende Maßnahme.
Sie soll in eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt münden.
Sie findet an einer Berufsschule statt. Doch die Sonderschule zeichnet für den Lehrplan verantwortlich und stellt auch die Lehrer.
Beim ersten Elternabend wird alles noch einmal genau erklärt.
„Wir arbeiten hier völlig ergebnisoffen“, sagt einer der Lehrer, „wie es hiernach weitergeht, entscheiden Sie und Ihre Kinder allein.“
„Aber es geht schon um Alternativen zur Werkstatt für Behinderte, oder?“, meldet sich ein Vater.
„Ja, natürlich. Im Prinzip“, antwortet der Lehrer, „aber nicht alle werden eine finden.“
Die Eltern des Jungen schauen sich an.
Die Mutter meldet sich. „Genau deshalb sind wir aber hier. Weil wir uns eine Werkstatt für unseren Sohn eben nicht vorstellen können. Und auch er möchte dort nicht hin.“
Die zweite Lehrerin mischt sich ein: „Ja, das sagen viele der jungen Leute. Aber nach einem Praktikum dort, das auch Bestandteil dieses Jahres und der Berufsvorbereitung ist, sehen das viele anders. Und Sie dürfen natürlich nicht vergessen: Im Prinzip ist ein Job auf dem ersten Arbeitsmarkt toll. Aber die Werkstatt ist, was die soziale Sicherung angeht, immer noch unschlagbar!“

Die Geschichte im Prinzip vorgelesen …

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