Die Spülmaschine

Lehrerkonferenz. Die Sonderpädagogin meldet sich zu Wort.
Sie bittet die Hauptschullehrer, ab sofort immer ihre schmutzigen Kaffeetassen und Becher im Lehrerzimmer neben der Geschirrspülmaschine stehen zu lassen. Künftig werde sie jeden Tag mit zwei der behinderten Schüler kommen und die Maschine einräumen. Diese Kinder müssten dringend in lebenspraktischen Dingen unterrichtet werden.
Heute ist auch DAS MÄDCHEN dabei. Es ist sehr langsam und mit den Händen nicht so geschickt. Immer wieder versucht es, die Becher so in die Maschine zu räumen, wie Sonderpädagogin es immer wieder erklärt: So, dass jeder Becher von zwei Gitterstangen gehalten wird, und alle Abstand voneinander haben.
Doch das klappt nicht wirklich. Das Mädchen wird immer verzweifelter. Die Sonderpädagogin erklärt es noch einmal.
Eine Lehrerin, die gerade Klassenarbeiten korrigiert, hört das Ganze mit an. Sie kann sich nicht mehr gut konzentrieren.
In der nächsten Pause trifft sie das Mädchen auf dem Gang. Sie nimmt es kurz zur Seite und sagt leise zu ihm:
„Weißt Du was –  ich stell‘ das Geschirr zu Hause oft auch einfach kreuz und quer in die Spülmaschine…“
Das Mädchen lacht.
Es klingt ein bisschen verlegen. Und ein bisschen erleichtert.

Die Geschichte vorgelesen …

4 Kommentare

  1. Anonym sagt:

    Da hat der Pädagoge wohl mehr Ahnung vom Leben als die lebenspraktisch ferne Sonderpädagogin. Mein Geschirr steht auch kreuz und quer

  2. Claudia sagt:

    Toller Blog! Diese kurzen Geschichten, leichthändig, liebevoll witzig und doch immer voll auf den wunden Punkt treffend, sind meine erste Montagsfreude. Empfehlenswert nicht nur für jene, die Inklusion anzielen wollen/sollen/müssen, sondern ein Augenöffner für alle. Der Weg ist noch sehr, sehr weit.

  3. Anonym sagt:

    Ich denke, Inklusion funftioniert solange nicht, solange die Bildungspläne von den Pädagogen thematisch nicht aufeinander abgestimmt werden.
    Es ist für meine Begriffe keine Inklusion, wenn die einen Schüler die Spülmaschine einräumen, während die anderen z. B. Englisch lernen…

  4. Boahhhh!!!!!!
    Da könnt ich schon wieder lospoltern. Wieso müssen behinderte Schüler in lebenspraktischen Dingen unterrichtet werden?
    Deshalb geht Jolina nicht auf die Förderschule, weil der Leiter ganz stolz war, dass die Kinder so nebenbei beim Tischdecken rechnen lernen.
    Jolina kann nicht rechnen, aber Tisch decken und die fast 8 Jährige mit Behinderung, räumt den Tisch der fast 11 Jährigen ohne Behinderung ab, weil die Große sowas von nicht interessiert ist am "normalen" Leben.
    Ich bin der Überzeugung, dass es nicht Aufgabe von Sonderpädagogen ist den kindern das Einräumen einer Spülmaschine bei zu bringen, das ist Aufgabe des Elternhauses. Von Lehrern erwarte ich anderen input, den meine Tochter von mir nicht hören will, weil ich ja die Mama bin. Ich bin schon wieder auf der Palme 😀

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