Mittelalter

Die Familie DES JUNGEN besucht einen Mittelaltermarkt. Dort ist auch eine andere Familie. Ihr Sohn geht in dieselbe Vorschulgruppe im Kindergarten.
Während sich die Jungs begeistert mit Holzschwertern einen kleinen Kampf liefern, unterhalten sich die Erwachsenen:
„Er freut sich schon so auf die Schule“, sagt die Mutter des anderen Jungen, „ich hoffe, die ganze Gruppe kommt in eine Klasse! Dann fällt der Übergang ja viel leichter. Schau mal, wie die beiden miteinander umgehen und so viel Spaß haben. Sie kennen sich ja jetzt auch schon lange.“
Die Eltern des Jungen schauen traurig. „Wir wären schon froh, wenn wir wüssten, in welchem Stadtteil und in welche Schule unser Sohn kommt. Das entscheidet das Schulamt erst nach Pfingsten, vielleicht auch erst kurz vor den Sommerferien“, sagt die Mutter.
Sie schaut auf die beiden Jungs, die jetzt auch Ritterhelme ergattert haben: „Nur eins steht schon fest: Auf unsere Grundschule, so wie dein Sohn, kommt er nicht.“
Die anderen Eltern sind erstaunt: „Aber gibt es nicht schon seit Jahren ein Recht auf Inklusion im Gesetz?“, fragt der Vater.
Die Eltern des Jungen nicken: „Ja, so nennt man das. Mit den Gruppenlösungen an irgendeiner Schule, die wir nicht aussuchen dürfen.“
Der andere Vater schüttelt den Kopf: „Das ist nicht wirklich ein Fortschritt, oder? Irgendwie ganz schön mittelalterlich!“

Die Geschichte vorgelesen …

2 Kommentare

  1. Stefan sagt:

    In unserer Stadt im Süden von NRW entscheidet auch das Schulamt. Um den optimalen Förderort (weiterführende Schule) zu bestimmen, brauchen die auch gar keine langen AO-SF-Gutachten zu lesen und müssen auch gar nicht auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, sondern tippen einfach die Adresse des Kindes bei Google ein und weisen die nächstgelegenen GL- bzw. Förderschulen zu.

  2. Nele sagt:

    Im Mittelalter gab es keine Schule für alle Kinder. Als es dann soweit war, da hatten körperlich beeinträchtigte Kinder eventuell Probleme, das kam dann auf den Wohnort (Stadt oder Dorf) , den Bildungsgrad und die finanziellen Verhältnisse der Eltern an. Kinder, die heute Lernprobleme haben oder geistig nicht altersgemäß leistungsfähig sind, wurden vor gar nicht allzu langer Zeit mit dem Rohrstock verprügelt. Hier und heute kommt selten die ganze Kitagruppe in eine Klasse. Was das Stichwort Gruppenlösung betrifft……wurde nicht vor wenigen Wochen kritisiert, dass die beratenden Sonderpädagogen zu wenig flexibel sind, weil noch woanders gebraucht?

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