Diskussionen

In der Elterngruppe gibt es heute viele Diskussionen.
Eine junge Mutter nennt ihr Kind „entwicklungsverzögert“ und „anders begabt“. Außerdem sei es so niedlich und reizend. Alle würden es lieben.
Eine andere Mutter mit einem Kindergartenkind sagt laut: „Mein Kind kann alles lernen! Deshalb will ich auch unbedingt Inklusion in der Schule!“
Die Eltern der älteren Kinder sind weniger laut.
Sie sprechen von „Kindern mit Behinderung“. Und sie sagen: Niedlich reicht nicht. Als Erwachsene sind viele unserer Kinder nicht mehr niedlich. Und sie müssen es auch nicht sein.
Nicht alle haben sprechen gelernt, nur einige wirklich gut lesen und schreiben.
„Aber ich habe schon gehört, dass manche Menschen mit Down-Syndrom einen Realschulabschluss geschafft haben“, wirft eine der jungen Mütter ein. „Und in Israel dürfen die sogar studieren!“
Die Mutter DES MÄDCHENS zuckt mit den Schultern: „Ich habe noch keinen dieser Menschen getroffen.“
„Aber deshalb will ich ja Inklusion: Weil meine Tochter so fit ist“, wirft die Mutter des Kindergarten-Kindes wieder ein.
„Nein“, sagt ein Vater ruhig, „ deshalb nicht. Sondern weil es ihr Recht ist. Und wie fit sie ist, spielt gar keine Rolle!“

Die Geschichte vorgelesen …

5 Kommentare

  1. Katrin Müller sagt:

    Inklusion schön und gut, mein Sohn wurde inklusiv beschult und schaffte es gerade deshalb nicht auf der Regelschule. Nachdem er in eine Behinderten-WG zog, exklusiv (Fern)beschult wurde und unter “seinesgleichen” war, da blühte er auf und wurde zu dem tollen jungen Mann der er heute ist.
    Mein zweiter Sohn – ebenfalls behindert – läuft inklusiv auf einem Gymnasium mit. Für ihn passt es, auch ohne besondere Unterstützung.
    Menschen mit Behinderung sind genauso verschieden wie jene ohne. Sie sollten alle die gleichen Möglichkeiten geboten bekommen, aber ebenso die Möglichkeit haben, außerhalb der Norm (also exklusiv) lernen zu können.
    Inklusion passt nämlich nicht für jeden und zu jeder Zeit!

  2. Fanny sagt:

    Wichtige Geschichte! Leider hört man oft von „ inklusionsfähig“ (oder eben nicht). Dabei schließt ja allein der Bergriff alle ein.
    Außerdem macht meist erst die Inklusion die Kinder zu „fitten“ Kindern.

  3. Karo sagt:

    Tja, niemand ist vor Ableismus gefeit… übrigens, “gefeit” heißt: durch Feenkraft immun sein. Wäre das nicht schön, wenn das ginge? Mit einem kleinen Zauber?

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