Übergriffig

Seit diesem Schuljahr sind die Stunden der Schulbegleitung deutlich reduziert.
Eltern, Klassenlehrer und Sozialamt waren sich einig gewesen. Nur der Sonderpädagoge hatte sich vehement dagegen ausgesprochen.
Heute nun ruft er bei der Mutter DES JUNGEN an: „Ihr Sohn ist heute in der Pause gegenüber einem jüngeren Schüler aggressiv geworden! Sie müssen mehr Assistenzstunden beantragen!“
Die Mutter wundert sich. Das ist doch noch nie vorgekommen… Sie fragt über den Klassenlehrer an, was passiert ist. Ein kleiner Streit, ein bisschen Schubsen, so die Antwort. Sie teilt dem Sonderpädagogen mit, dass sie nichts beantragen wird.
In der nächsten Woche der nächste Anruf: Der Junge habe sich einem Mädchen übergriffig genähert. Die Mutter kennt die Familie und fragt nach. „Quatsch“, sagt die Mutter des Mädchens, „die beiden mögen sich und laufen immer wieder hintereinander her.“
Die Mutter informiert den Sonderpädagogen, dass sie weiterhin keine Stundenaufstockung beantragen wird. Und zwar endgültig. Und sich selbst kümmern wird.
In den nächsten Tagen steht sie in der großen Pause am Zaun des Schulhofs. Sie sorgt dafür, dass der Junge sie nicht sieht, aber der Sonderpädagoge. Sie sieht immer nur normales Spielen.
Anrufe vom Sonderpädagogen erhält sie auch nicht mehr. Dafür trifft sie den Schulbegleiter.
„Und, hat sich der Sonderpädagoge inzwischen beruhigt?“, fragt sie?
„Nicht wirklich!“ Der Schulbegleiter lacht: „Sie wissen doch, er ist nicht freiwillig in der Inklusion. Jetzt muss er morgens pünktlich kommen, kann sich nicht ins Lehrerzimmer zurückziehen oder Zeitung im Unterricht lesen. Weil ich ja nicht immer da bin!“

Die Geschichte vorgelesen …

6 Kommentare

  1. Nele sagt:

    Man kann es auch anders sehen. Schule und Schulbegleiter sind genervt vom ach so bösen Sonderpädagogen, der stört den laufenden Betrieb. Die Eltern hätten auch gern ein Kind ohne Sonderbedarf. Da hockt man gerne auch mal hinter der Hecke und sammelt Beweise. Wie sieht es aus, wenn andere Eltern ihr vermeintliches Schneeflöckchen bewachen und Beweise sammeln, weil ihr Liebling zu kurz kommt?

  2. Anonymous sagt:

    Da benötigt wohl der Sonderpädagoge eine enge Begleitung.

    • Anonymous sagt:

      Der will halt nicht. Nachvollziehbar. Er hat sich schließlich mit seinem Studium auf einen vollkommen anderen Berufsalltag vorbereitet.

      • Anonymous sagt:

        Wie bitte, das ist sicher nicht nachvollziehbar. Denn wer sich einen Beruf im Sozialbereich auswählt, sollte bitte aus sozial zu den Klienten sein. Soll das die Rechtfertigung dafür sein, was er sonst tat?

        • Anonymous sagt:

          Ein Beruf im Sozialbereich? Ist er Sozialarbeiter? Er ist im Bildungswesen und möchte selbstbestimmt seinen Beruf ausüben.
          Was ist daran unsozial?
          Jetzt ist er der Geh-her-da und pendelt von einer Schule zur anderen. Dabei geht wertvolle Zeit verloren. Zwei Stunden pro Woche in dieser oder jener Klasse dabei, was hilft das den Schülern mit Behinderungen? Ist das sozial?

          • Anonymous sagt:

            Sich hinten in eine Klasse und die Zeitung lesen ist jedenfalls nicht Bestandteil der „ursprünglichen“ Jobbeschreibung eines Sonderpädagogen 😉

            Und die Sonderpädagogen mit denen ich zusammenarbeite werden nur an jeweils einer Schule eingesetzt und pendeln keineswegs von Schule zu Schule.

            Abgesehen davon ist es einfach ein Unding Lügen über ein Kind zu erzählen nur damit die Eltern mehr Schulbegleitungsstunden beantragen. Völlig egal wie sehr ein Sonderpädagoge jetzt frustriert ist darf er den Kindern dennoch nicht schaden (!!!)

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