Training

DER JUNGE lernt seit Monaten zu Hause.
Er ist Autist und hat noch weitere gesundheitliche Probleme.
Gemeinsam mit dem Arzt haben die Eltern besprochen, dass Home schooling jetzt für ihn sicherer ist.
Doch irgendwann wird er wieder in Schule zurück kehren.
Darüber beraten die Eltern gemeinsam mit dem Rektor und der Sonderpädagogin.
„Ich habe schon einen genauen Plan erstellt“, sagt die Sonderpädagogin, „was der Junge unbedingt lernen muss, wenn er wieder hier ist. Als erstes werde ich ein umfangreiches Masken-Trage-Training mit ihm machen.“
Die Eltern schauen sich an.
„Aber er hat ein Masken-Befreiungs-Attest vom Arzt“, sagt die Mutter, „er kann keine Maske tragen.“
„Das muss er aber lernen, so wie vieles andere auch!“ Die Sonderpädagogin wird etwas lauter.
Da schaltet sich der Rektor ein: „Das klären wir dann hier noch einmal intern. Ich glaube, es ist besser, wird sprechen erst einmal über die Fächer…“

Die Geschichte vorgelesen …

3 Kommentare

  1. Anonymous sagt:

    Ein ähnliches Problem hatte ich sehr oft bei meinem autistischen Kind. Mein Kind trägt wie viele andere autistische Menschen Gehörschutz. Wegen Reizüberflutung hat er das Bedürfnis diese zu tragen zumal dann, wenn wir unterwegs sind.
    Ich habe bei meinem Kind auch erlebt dass manche Pädagogen und Schulbegleiter mit Ratschläge kamen meinem Kind den Gehörschutz abzutrainieren.
    Kein Mensch käme auf die Idee einem Brillenträger die Brille wegzutrainieren oder einem Rollstuhlfahrer den Rollstuhl wegzutrainieren.
    Da leider immer noch viel zu wenig in Deutschland über Autismus bekannt ist, haben viele Autisten mit solchen Vorurteile zu kämpfen.

  2. noname91 sagt:

    Maske tragen ist Lebenspraxis – aus Sicht der SoPä: Andere wichtige Bezugspersonen haben andere Sichtweisen und Einschätzungen. Welcher hat die besseren, förderlichen und langfristigen für den Menschen mit Beeinträchtigung? Und welche gehören in ein schulisches, soziales Umfeld? Fragen über Fragen. Ein ‘schönes’ Beispiel über Sichtweisen und Perspektiven und Einflussmöglichkeiten – sie scheinen wichtige Bezugspersonen von Menschen mit Beeinträchtigungen samt die betreffenden Personen selbst ein Leben lang zu verfolgen. Schön die Reaktion des Rektors – alles wohl in einer inklusive Beschulung. Welche Rückkehrsituation fände der JUNGE in einem Förderzentrum? Was würde dort als Nachholbedarf und -potential definiert werden?

    • vverkopft sagt:

      Es ist bedenklich, dass die Sozialpädagogin keine Ahnung von Autismus zu haben scheint, wenn sie denkt, dass sich Reizüberflutung z.B. durchs Maskentragen wegtrainieren lässt. Das wird sicher nicht die einzige Situation sein, wo sie so etwas versucht. Hoffentlich bedeutet der Einspruch des Rektors, dass zumindest er eine Vorstellung davon hat, was sinnvolle Ziele sind und was nicht!

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