Döner

DER JUNGE fährt ganz allein zur Schule.
Wochenlang hatten die Eltern das mit ihm geübt.
Alles klappt gut.
Doch seit ein paar Tagen fällt der Mutter auf, dass der Junge bei seiner Rückkehr immer nach Knoblauch riecht.
„Hast du was gegessen?“, fragt sie. Der Junge antwortet nicht.
Die Mutter beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Am nächsten Tag fährt sie mittags zur Schule.
Aus einiger Entfernung beobachtet sie, wie der Junge fröhlich zur Bushaltestelle hüpft. Und an ihr vorbei, geradewegs zu einer Döner-Bude. Er beginnt ein Gespräch mit dem Besitzer. Die beiden sehen miteinander vertraut aus. Dann hat der Junge plötzlich ein Dönersandwich in der Hand und geht futternd zur Bushaltestelle zurück.
Die Mutter geht zur Bude und sagt: „Nun weiß ich, wo mein Sohn immer isst. Aber er hat doch gar kein Geld dabei, oder?“
„Nein, Geld hat er nicht, aber dafür viel Hunger“, antwortet der Besitzer lachend. „Deshalb bekommt er seinen Döner auch umsonst.“
„Das ist mir unangenehm“, entgegnet die Mutter, „ich zahle Ihnen das natürlich, und in Zukunft wird er Geld dabei haben, wenn er einen Döner will. Ich möchte nicht, dass es zu Problemen kommt, wenn mein Sohn alleine unterwegs ist!“
„Probleme?“, der Besitzer lacht wieder. Dann wird er ernst: „Ich habe gern geholfen. Ihr Sohn hat keine Probleme gemacht. Er hatte nur kein Geld dabei.“

Die Geschichte vorgelesen …

5 Kommentare

  1. Zara sagt:

    Sehr interessant, die Geschichte hat mir sehr gefallen. Es ist bemerkenswert mit welcher Leichtigkeit der Junge Kontakt zu seiner Außenwelt aufbaut, im Gegensatz zu seinen Mitschüler*Innen die dann eher zurückbleibender sind.

  2. Elly sagt:

    Danke, dass es diese Herzenswärme in unserer Gesellschaft noch gibt.

  3. Anonym sagt:

    Die Geschichte ist herzerwärmend, aber vielleicht sollte mit dem jungen Mann das Thema “unterwegs von Fremden einladen lassen” noch einmal besprochen werden.

  4. Anonym sagt:

    Wend der JUNGE im passenden Alter ist, könnte er doch auch ein Praktikum beim Döner-Mann machen.

  5. Wiebke sagt:

    Ich bin sonst nur stille Leserin. Aber heute möchte ich sagen, dass mir die Geschichte richtig gut getan hat zum Wochenstart. Danke ☺️

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