Fit

Als DAS MÄDCHEN noch klein war, ging die Mutter mit ihm in eine Elterngruppe. Alle dort hatten alle ein Kind mit Behinderung.
Es ging viel um Förderung, um das, was man unbedingt machen müsse.
Die Mutter fühlte sich oft nicht wohl, wenn die anderen sagten:
„WAS? Du gehst mit Deiner Tochter nicht zur Logopädie? Dann lernt sie nie sprechen.“
„WAS? Ihr macht keine Krankengymnastik? Da schließen sich irgendwann ganz wichtige Zeitfenster!“
„WAS? Ihr wollt keinen speziellen Kindergarten? Also, ich finde, das ist nicht zu verantworten…“
Die Mutter und ihr Mann aber waren sich einig, dass ihre Tochter so viel Normalität wie möglich erleben sollte.
Sie gingen viel in den Wald, sie tobten und turnten auf dem Bett, sangen viele Lieder mit Gebärden und verabredeten die Tochter oft mit anderen Kindern. Sie entschieden sich für den inklusiven Weg im Kindergarten und in der Schule.
Nun ist das Mädchen eine junge Frau.
Manchmal trifft die Mutter jemanden aus der Elterngruppe wieder.
Und wenn sie so ins Erzählen kommt, hört sie immer wieder:
„Was Deine Tochter alles so macht! Also, das geht mit meinem Kind gar nicht. Das kann ich gar nicht mit Deinem vergleichen! Deins ist ja auch ganz besonders fit. Das war es schon immer.“

Die Geschichte vorgelesen …

10 Kommentare

  1. Tine sagt:

    Finde ich eine echt super Message an alle, die Kinder mit Behinderung haben. Natürlich ist dieser Weg nicht für alle das richtige, aber klasse, dass es für dieses Mädchen so unglaublich gut funktioniert hat.
    Zeigt mal wieder “Die Ausnahme bestätigt die Regel”.

  2. noname sagt:

    Ich möchte Prof. Georg Feuser vom Lehrgebiet Behindertenpädagogik, Uni Bremen, zitieren: ” Die Auseinandersetzung mit nichtbehinderten Altersgenossen ist durch Nichts und Niemand und auch durch keine sonderpädagogische Akrobatik zu ersetzen.” In der Geschichte finde ich auch nicht, dass “nur” Therapien und “nur” Sonderpädagogen und “nur” Inklusion als der alleinseligmachende Weg genannt wird. Jeder persönliche Fall und jede Familie sind anders. Auch mein gesundes Geschwisterkind wurde nicht als Einstein geborenen wird kein Einstein werden. Ich kenne im Behindertenbereich auch den Begriff ‘ Schneckenkind’, welches sich trotz vieler Bemühungen – von allen Seiten – scheinbar nicht entwickeln kann. Muss man hier immer irgendjemandem eine Schuld zuschieben? Trotzdem hoffe ich immer, dass die betroffenen Menschen samt Familien immer das für sie bestmögliche Bemühen erhalten. Warum nicht von allen Möglichkeiten von Fall zu Fall dIe Sahne abschöpfen? Ein Selektieren der wie auch immer genannten Maßnahmen, ist irgendwann nötig, da der Tag nunmal aus 24 Stunden besteht.

  3. Anonymous sagt:

    Ich persönlich finde es schade, dass viele Eltern dazu neigen, zu be- bzw. sogar zu verurteilen, was andere Eltern tun. Was für das eine Kind richtig ist, kann für das andere falsch sein. Ich denke, es ist gut von eigenen Erfahrungen zu berichten und damit vielleicht Ideen anzuregen. Aber die meisten Eltern haben ein ganz gutes Gefühl, was für ihr Kind und ihre Familie passt. Oft werden sie aber dann durch andere verunsichert. Unser Sohn mit Trisomie 21 hatte nach meinem Gefühl ein gutes “eigenes Programm” für die motorische Entwicklung. Daher haben wir nur kurz Physiotherapie gemacht. Auch bei Ergotherapie war ein Gefühl, dass es besser ist, mehr Zeit mit Spielen und draußen zu verbringen als mit Übungen und Anfahrt. Bei der Logopädie sah es anders aus – ohne langanhaltende, intensive Unterstützung, Gebärden, Talker etc. hätte er wahrscheinlich nicht sprechen gelernt – und jetzt spricht er (nicht superdeutlich), liest und schreibt. Bei anderen Kindern ist die Konstellation anders und da passen auch andere Prioritäten. Und wenn eine Familie vielen Kindern gerecht werden muss, dann hat das berechtigterweise auch Einfluss auf die Therapieentscheidungen – aber vielleicht fördern die Geschwister das Kind auch ganz toll im Alltag in der Familie. Das Wichtigste ist m.E. ohnehin, dass sich alle Kinder geliebt und angenommen fühlen, so wie sie sind. Und das gilt nicht nur für Kinder mit “Sonderförderbedarf”. Und auch die leidigen Vergleiche unter Müttern (und Vätern) gibt es auch bei “normalen” Kindern, wo sie auch nicht hilfreich sind.

  4. Anonym55 sagt:

    Die beste Geschichte ever!!
    Endlich eine Geschichte voller Mut und Zuversicht. Endlich eine Geschichte in der ein Vater zu Wort kommt. Ist es dieser Vater, der seine Frau darin bestärkt, sich nicht in die Riege der ewig nörgelnden, unzufriedenen Mütter einzureihen, die über KINDER urteilen, ohne sie zu kennen?
    Diese Familie zeigt, wie man sein Kind akzeptiert – so wie es ist – mit all seinen Stärken und Schwächen.
    Aber vor allem ist es eine Geschichte in der eine starke JUNGE FRAU im Mittelpunkt steht, die ihren eigenen Weg gehen durfte.

  5. Anonymous sagt:

    Ich kenne Eltern die jahrelang die Meinung vertreten haben, dass Therapien sinnlos sind. Das waren aber immer die Eltern, die nie verstanden haben warum Therapien da sind.Sie hatten die Kinder den Therapeuten eine Std die Woche ubergeben. Haben meistens keine Fragen gestellt. Sie taten dies weil der Kinderarzt ihnen die Therapien empfohlen hatten.
    Was viele nicht verstehen ist, dass Therapien nicht da sind um die Kinder zu heilen. Wenn ein Kind ohne Beine zur Welt kommt werden ihm die Therapiestd auch nicht verhelfen, damit ihm die Beine wachsen. Therapien sind da um den Kindern und Eltern zu helfen mit ihrer Behi derung umzugehen.. Ihnen Wege zu zeigen wie sie damit umgehen können.
    Meine Freundin hat ein Kind, dass gelähmt im Rollstuhl sitzt. Jahrelang dachte man, dass ihr Kind nichts mitkriegt. Eine Therapeutin brachte ihrem Kind bei über Schnalzgeräusche zu kommunizieren.
    Das Kind hat durch Therapien die Chance erhalten sich auszudrücken. Man könnte es Bildungschance nennen!
    Hätten sie ihrem Kind nur “Normalität” angeboten, so hätte es keine Fortschritte gemacht.

  6. Anonymous sagt:

    Geht es bei Inklusion nicht darum jedem die gleiche Chance zu geben um sich zu verwirklichen, damit es die Chance hat inmitten der Gesellschaft leben zu dürfen?.
    Ich persönlich Vergleiche diese Geschichte mit der Geschichte “Wünsche” wo die eine Mutter ünermüdet für ihr Kind kämpft. Das waren dann in der Geschichte oben die Eltern die mit ihren Kindern von einer Therapie zur anderen laufen. Die Eltern des Mädchen würde ich in der Geschichte” Wünsche” mit den zwei Müttern vergleichen, die ihre Kinder sozusagen aufgegeben hatten.
    Soll keine Beleidigung sein!
    Wäre ich persönlich bei meinem Kind den gleichen Weg gegangen, wie die Eltern des Mädchen, dann hätte mein Kind kaum Fortschritte gemacht.

  7. Anonymous sagt:

    Weder die eine Mutter des Mädchen noch die anderen Mütter haben den Sinn von Therapien verstanden.
    Es gibt auch zu genüge Eltern die eine Diagnose bei ihren Kindern ablehnen aus Angst dass ihr Kind als Behindert erklärt wird, aber selbstverständlich den Anspruch haben dass ihr Kind inklusiv beschult wird. Inklusiv beschulen bedeutet es dass das Kind die nötige Förderung durch ausgebildete Fachkräfte, ähnlich wie Therapeuten(Sonderpadagogen) , gefördert wird. Also… Was haben die Eltern von dem Mädchen besser gemacht?

    • Anonymous sagt:

      Lesen Sie einfach, was die Eltern alles gemacht haben. Nicht “besser gemacht”. In den Wald gehen, rumturnen, mit anderen Kindern Verabredungen treffen. Nicht für jedes Kind ist das geeignet, aber eben genau in diesem Fall. Kompliment an die Eltern, die sich getrauten, gegen den Strom zu schwimmen.

      • Anonymous sagt:

        Antwort an Anonym 9:03
        Mein autistisches Kind konnte kaum Kontakt zur Außenwelt aufnehmen.Es lebte sozusagen nur in seiner Welt. Verbal konnte es sich auch nicht ausdrücken. Wir gingen von einem Therapeuten zum anderen. Bei manchen Therapeuten klappte die Chemie nicht und bei manchen erlebten wir kleine Wunder. Hätten wir von Anfang an aufgegeben, so hätten wir nie erfahren können, dass unser Kind sich auch verbal ausdrücken kann, auch wenn es in der Kommunikation nur Einzelworte benutzt.
        Worum es geht ist dem Kind die Chance zu geben, es zu versuchen. Woher soll ein Kind wissen, ob es nicht mehr kann, wenn man ihm nicht die Chance gibt es zu erfahren… mit Hilfe von Therapeuten!

        • Fritzi sagt:

          Es ist immer schwierig, im Nachhinein festzustellen, welcher Weg der Bessere gewesen wäre.

          Gerade bei Asperger-Autisten kann der inclusive Weg im Zweifelsfall gut (manchmal auch besser?) funktionieren als der Gang über viele Therapien und Therapeuten.
          Ich denke, es kommt immer auf das Individuum und die Umstände im genauen Fall an. Man kann auch bei der inklusiven Variante ohne viele Therapien Glück haben und auf eine Lehrerin/Mitschüler/… treffen, die durch ihr Verhalten viele Entwicklungsschritte anstoßen.
          Da man nie weiß, wie die Entwicklung gewesen wäre, wenn man den anderen Weg gewählt hätte, ist es müßig, im Nachhinein zweifelsfrei zu sagen: “Unser gewählter Weg war der bessere/schlechtere”.

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