Jacken

DER JUNGE war schon mit vielen Freunden gemeinsam in der Grundschule.
Jetzt besucht er eine weiterführende Schule.
Vor allem die Mädchen treffen sich gerne mit ihm, auch nachmittags.
„Ihr seid ja unzertrennlich“, sagt seine Mutter, „bestimmt auch mittags in der Mensa!“
„Ne“, antwortet eines der Mädchen, „da dürfen wir uns nicht zum Jungen setzen. Da legen die Lehrerinnen immer ihre Jacken rechts und links von ihm auf die Stühle. Sie sagen dann ‚besetzt‘, wenn wir uns da hinsetzen wollen. Nur sie sitzen dann, wenn sie das Essen geholt haben, mit ihm am Tisch.“
Die Mutter schüttelt den Kopf. In der Schule spricht sie die Lehrerinnen an. Sie kommen beide von einer Sonderschule und sind für die sonderpädagogische Unterstützung hier her gekommen.
„Sonst ist der Junge einfach zu abgelenkt“, erklärt die eine, „und isst dann nicht richtig.“ „Wir haben an unserer Schule damit gute Erfahrungen gemacht!“, ergänzt die andere.
„Aber wir sind nicht an Ihrer Schule“, antwortet die Mutter und versucht, ruhig zu bleiben, „hier an dieser Schule dürfen sich alle Kinder aussuchen, wo und mit wem sie in der Mensa sitzen wollen!“
Als die Mädchen das nächste Mal wieder beim Jungen zu Hause sind, fragt die Mutter:
„Und wie ist es jetzt so in der Mensa?“
„Alles klar“, sagt das Mädchen, mit dem sie schon vorher gesprochen hatte und streckt den Daumen in die Höhe: „Jetzt sind wir überall unzertrennlich!“

Die Geschichte vorgelesen …

Ein Kommentar

  1. Anonym sagt:

    Die größten Probleme bei der Umsetzung der Inklusion machen meistens die Erwachsene.
    Ich habe bei meinem behinderten Kind ähnliche Erfahrungen machen müssen.
    Mein Kind hatte auch ein Sonderpädagogen gehabt ,der sich nicht vorstellen konnten dass Inklusion in Regelschulen funktionieren kann.
    Es gab aber eine Menge Lehrer,die hinter meinem Kind standen . Die Kinder in der Schule unterstützen es in jeder Situation.
    Inklusion kann funktionieren! Man muss es nur wollen!

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