Kreisspiele

DAS MÄDCHEN ist in einer integrativen berufsvorbereitenden Maßnahme.
Dafür geht es in eine spezielle Klasse mit anderen jungen Leuten mit Behinderung.
Die Klasse ist an einer Berufsschule.
Der Theorieunterricht wird allerdings von externen Sonderpädagogen gegeben, und die Schüler mit Behinderung sind dabei unter sich.
Vom Angebot ist die Mutter nicht sehr begeistert:
Weil die meisten der anderen Schüler kaum lesen oder schreiben gelernt haben, wird wieder viel mit Bildern und Fotos gearbeitet.
Auch die Themen sind eher speziell: „Mein Haustier“. Das Mädchen hat hierbei nur die Augen verdreht.
Oder die Klasse geht spazieren. Gerade für Menschen mit Behinderung, findet die Lehrerin, ist Bewegung ja so wichtig.
Umso mehr freut sich die Mutter darüber, dass der praktische Unterricht gemeinsam mit den Berufsschülern stattfindet.
Die Klasse ist einer Klasse mit angehenden Erzieherinnen und Erziehern zugeordnet.
Zuerst versteht die Mutter nicht wirklich, was das Mädchen von den praktischen Stunden berichtet.
Es dauert eine Weile, bis ihr klar ist, was dort gemacht wird:
Die angehenden Erzieher üben verschiedene Kreisspiele.
Sie selbst sind die Anleiter.
Die jungen Leute mit Behinderung sind die Kindergartenkinder.

Die Geschichte vorgelesen …

13 Kommentare

  1. Anonym sagt:

    Nicht nur die Jugendlichen werden wie Kindergartenkinder behandelt. Auch in Wiedereingliederungsmaßnahmen für Erwachsene wird zu einem großen Teil "Lebenspraktisches" geübt. Natürlich war es hilfreich, dass jemand die Bewerbungen ansah und Tipps gab, und meine EDV-Kenntnisse haben sich auch verbessert, aber auf Koch-, Bastel- und Spielstunden hätte ich verzichten können. Dass man sich auch auf Neues einlassen muss oder im Beruf auch mal Aufgaben erfüllen muss, die weniger Spaß machen, brauchte man mir mit fast 50 Jahren bzw. 27 Jahren auf dem 1. Arbeitsmarkt auch nicht mehr beizubringen. Ich sehe zwar ein, dass es schwierig ist, den spät diagnostizierten Autisten,der bis Wegfall des gewohnten Rahmens zurecht gekommen ist, und den Förderschüler, dessen "Förderung" sich auf "lebenspraktische" Dinge beschränkte, unter einen Hut zu bekommen. Aber hier geht es um Kinder, und gerade damit sich die Problematik nicht durch das ganze Leben zieht, ist es wichtig, jeden frühzeitig nach seinen Fähigkeiten zu fördern und einzusetzen.

  2. Fan des Illustrators sagt:

    In Baden-Württemberg ist für junge Menschen mit Behinderung immer noch keine ernstzunehmende berufliche Bildung vorgesehen.
    Jugendliche werden in kooperative Maßnahmen gesteckt und egal, was sie einmal werden möchten, sitzen sie gemeinsam in einer Klasse und trainieren lebenspraktische Fähigkeiten.
    Was den Berufsschülern dieser Maßnahme im praktischen Teil widerfährt, kann auf die gesamte Berufsbildung in Baden-Württemberg übertragen werden:
    Unsere Gesellschaft behandelt Jugendliche mit Behinderung wie Kindergartenkinder!

    Eine wichtige Geschichte, hübsch illustriert!

  3. Anonym sagt:

    Im Jahr 2019 diskutiert die Wissenschaft facettenreich über Definitionen des Begriffes "Behinderung" und überlegt hin und her, ob Beeinträchtigung nicht angemessener wäre als Behinderung und ob man Mensch mit Behinderung sagt oder behinderter Mensch und so weiter und so fort. Aber die Probleme liegen doch ganz wo anders, wie die Geschichten hier zeigen. Wir sind von gleichberechtigter Teilhabe noch Lichtjahre entfernt. 🙁

  4. Anonym sagt:

    Dann ist das wirklich sehr bizarr !

  5. Kirsteneins sagt:

    Nein, die Rollen gewechselt wurde nicht. Nie.

  6. Anonym sagt:

    Ich kenne diese Art von Rollenspielen aus unterschiedlichen Ausbildungs-u. Studiensituationen:
    ÄrztIn /SanitäterIn – PatientIn / LehrerIn- SchülerIn / LehrerIn- Eltern usw., die unterschiedlichen Rollen werden wechselseitig eingenommen, daher würde ich hier vermuten, dass nicht nur die SchülerInnen mit Behinderung , sondern alle SchülerInnen die Kindergartenkinder spielten.

    Unabhängig davon stellt sich natürlich die Frage, an welcher Stelle die SchülerInnen mit Behinderung auf eine berufliche Tätigkeit vorbereitet werden, wenn sie nicht selbst auch die Rolle der AnleiterIn übernehmen.

  7. Anonym sagt:

    Das ist ein riesen Problem auf solche berufsvorbereitenden Schulen. Es wird meistens oberflächlich der Unterricht gehalten.
    Es gibt so viele Sonderschulen in Deutschland wo vier Jahrgänge in einer Klasse von einer einzigen Sonderpädagogin unterrichtet werden. Der Grad der Behinderungen und die Behinderungen sind dabei noch unterschiedlich. Hier posaunen die Sonderschulen in ihr Schulkonzept,dass sie differenziert arbeiten,was völliger Quatsch ist. Will nicht bestreiten dass ihnen das ab und zu gelingt. Der meiste Unterricht läuft ähnlich wie oben in der Geschichte. Hauptsache die Zeit wird irgendwie todgeschlagen.

  8. Anonym sagt:

    Schlimm ist es für Schüler ,die von einer Schulform wechseln wo die Kinder ihre Unterrichtszeit ähnlich wie im Kindergarten verbringen( Sonderschulen) und dann auf Schulformen (Regelschulen)wechseln wo es Frontalunterricht gibt,wo die Kinder am Tisch sitzen.
    Dieses Problem hatte ich bei meinem Kind als es von einer Sonderschule auf einer Regelschule wechselte. Die ersten Monate lief es durch die Klasse hin und her wie im Kindergarten. Er verstand nicht warum die Kinder am Tisch sitzen und arbeiten. Mein Kind brauchte Zeit um zu lernen was Lernen bedeutet!

  9. Anonym sagt:

    Solch eine berufsvorbereitenden Maßnahmen macht auch die behinderte Tochter meiner Freundin.
    Sie ist ähnlich ,wie die Mutter in der Geschichte enttäuscht. Die behinderte Kinder sind ständig unterwegs. Mal besuchen sie einen Park ,dann reden sie über Politik( wobei diesen Kindern die Grundlagen fehlen,weil sie in Sonderschulen nie ein Schulbuch in der Hand hatten und die meiste Zeit der Unterricht ähnlich wie im Kindergarten verlief).Die Lehrer auf diesen Berufsschulen sind fassungslos,weil die Zeugnisse der Kinder sehr schön geschmückt sind mit tolle Standardtexte die kaum durchblicken lassen, was die Kinder wirklich können. Die behinderte Kinder sind frustriert und die Lehrer ebenfalls.
    In vielen Sonderschulen wird den Kindern schön vorgegaukelt,dass sie selbstverständlich alles schaffen können. Sie müssen es nur wollen!
    Man frage sich nur wie?

  10. Anonym sagt:

    Bezweifle es dass die behinderte Jugendlichen nach solch einer berufsvorbereitenden Maßnahme auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelbar sind.in Behindertenwerkstätten auch nicht! Was ihnen noch übrig bleibt ist die Tagesstätte oder Zuhause bleiben! Einfach nur traurig!

  11. Anonym sagt:

    Klingt megaschräg. Ich arbeite selber an einer Sozialen Fachschule. Natürlich sollen sich die Studierenden erproben, aber dann bitte zielgruppengerecht. Jugendliche sind keine Kindergartenkinder. DAS würde es bei uns nicht geben. Das war doch für alle Beteiligten (mit und ohne Behinderung) absolute Zeitverschwendung. Schade, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass in dieser Konstellation tolle Projekte möglich sind.

  12. Anonym sagt:

    Wie schade und was für eine Verschwendung von Potentialen. Für meine kleinen Kinder würde ich mir einen erwachsenen Menschen mit Behinderung als BetreuerIn in der Kita sehr wünschen. Dann würden hoffentlich Kinder heranwachsen, für die Behinderte Alltag sind und die behinderte Menschen als Mensch wahrnehmen.

  13. Anonym sagt:

    Wem fällt denn ein Mensch mit Behinderung als Anschaungsmaterial zu missbrauchen?

    Ich kann gar nicht so viel fre…. wie ich k….. möchte

    Anita
    (https://twitter.com/AnitaWorks9698)

Schreibe einen Kommentar zu Anonym Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert