Beim Schwimmen

DER JUNGE ist in einer Schwimmgruppe. Die Mutter bringt ihn dorthin. Sich umziehen kann er ganz alleine. Weil sich aber die Schränke so schwer abschließen lassen, packt er seine Sachen immer in einem offenen Schrank direkt neben der Umkleidekabine.
Nun war eine lange Schwimmpause wegen der Ferien. Beim ersten Schwimmtag denkt die Mutter: Jetzt schau ich mal, ob das alles mit dem Umziehen noch klappt.
Als der Junge schon in der Halle ist, geht sie zur Umkleidekabine und sieht seine Schuhe dort noch stehen. Von den anderen Klamotten keine Spur. „Ich wusste es doch…“, denkt sie.
Sie geht zur Hallentür, ruft den Jungen zu sich und fragt: „Wo sind denn all Deine Sachen?“
„In 102“, sagt der Junge.
„Sicher?“, fragt die Mutter.
„Ja, sicher“, sagt der Junge, „in Schrank 102.“
Die Mutter geht wieder in den Umkleidebereich und sucht den Schrank 102. Er ist in der hintersten Ecke. Und ordentlich gefaltet liegen die Anziehsachen des Jungen darin.
Als das Schwimmen zu Ende ist, kommt ihr ein gut gelaunter Junge entgegen. Er hat alle seine Sachen wieder an, auch die Schuhe.
Sie nimmt ihn in den Arm und geht mit ihm zum Auto. Dabei schüttelt sie ein bisschen den Kopf. Über sich selbst.

Die Geschichte vorgelesen …

4 Kommentare

  1. Fan des Illustrators sagt:

    Sehr authentische Geschichte mit einer äußerst anmutigen Zeichnung!

    Wie vergnügt der Junge im Wasser schwimmt!
    Und genial, wie das Wasser die Umrandung ignoriert,
    während die fürsorgliche Mutter ihren Sohn kontrolliert, um zu erkennen:
    Zutrauen ist Vertrauen.

  2. Anonym sagt:

    Mein Kind ist noch nicht so weit ohne Begleitung eine Schwimmhalle zu betreten,geschweige denn sich alleine umzuziehen.Ich kann aber die Mutter nachvollziehen. Man ist so glücklich über die kleinen Fortschritte,sei es auch nur ein Umziehen der Schwimmsachen. Viele behinderte Kinder haben eine schlechte Auge-Hand Koordination oder Wahrnrhmungsprobleme usw.Vieles ist nicht selbstverständlich!Diese kleinen Fortschritte sind riesengroße Fortschritte in den Augen behinderter Kinder und deren Angehörige.Und wie sehr sie geschätzt werden!

  3. Anonym sagt:

    Ich bin Mutter eines behinderten Kindes und erlebe es auch sehr oft,dass ich mich verrückt mache.Anfang jedes Schuljahres bin ich angespannt. Klappt die Chemie zwischen meinem Kind und dem neuen Schulbegleiter? Schafft er es nach den Ferien ohne Schwierigkeiten im Schulrythmus zu kommen? Ich bin ebenfalls sooo glücklich wenn mein Kind gut gelaunt(wie in der Geschichte oben) mir nach der Schule entgegen kommt!

  4. Anonym sagt:

    Es ist immer wieder erstaunlich welche Überbrückungstaktiken sich unsere Kinder einfallen lassen um irgendwie klar zu kommen . Dafür haben sie allle meinen größten Respekt . Nur so ist vermutlich zu erklären warum es möglich ist das sich einige durch die Schulzeit schummeln und nicht auffallen , obwohl sie es eigentlich müssten …?!

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