Rechnen

(zum Welt-Down-Syndrom-Tag)

DER JUNGE lernt rechnen.
In der Grundschule wurde zuerst mit roten und blauen Holzplättchen addiert.
Der Junge mochte aber keine Farben und hatte immer alles in grau in sein Heft gemalt. Verstanden hatte er es auf diese Art nicht wirklich.
Später rechnete er dann mit dem Abakus. Das ging ganz gut. Bis zehn konnte er auch ziemlich sicher mit den Fingern rechnen.
Die Mutter hatte den Lehrern einmal das „Yes-we-can“-Material vorgeschlagen. „Das haben wir uns schon angeschaut“, sagten diese, „aber das fanden wir nicht so toll.“
Jetzt, an der weiterführenden Schule hat er eine Lehrerin aus einem anderen Bundesland. An ihrer alten Schule wurde ganz spezielles Rechenmaterial entwickelt. Das möchte sie jetzt auch mit dem Jungen machen. Der Abakus verschwindet im Schrank. Doch nach einem Schuljahr lässt sie sich an eine andere Schule versetzen.
Die nächste Mathelehrerin ist ein großer Fan von Montessori-Material. Sie schafft erst einmal Rechenperlen an. Doch mit denen spielt der Junge lieber als er rechnet.
Gut, dass bald schon wieder ein neuer Sonderpädagoge kommt. Bei ihm wird grundsätzlich mit dem Zahlenstrahl gerechnet. Fingerrechnen ist verpönt. Der Junge bekommt nur dann ein Lob, wenn er ohne Finger gerechnet hat. Leider versteht der Junge nicht, dass er bei „Minus“ auf dem Strahl in die andere Richtung rücken muss. Mit den Fingern hatte das immer gut geklappt. Doch als die Mutter es mit ihm zu Hause so machen will, schüttelt er den Kopf: „Keine Finger!“, sagt er streng.
Die Mutter gibt schließlich auf, setzt sich aufs Sofa und blättert in einer Fachzeitschrift. Dort fällt ihr Blick auf einen Artikel, in dem ein Experte zitiert wird. Er sagt: „Die meisten Kinder mit Down-Syndrom sind in Mathematik eben doch sehr sehr schwach“.

Die Geschichte vorgelesen …

20 Kommentare

  1. Anonym sagt:

    Na das Fingerrechnen schädlich sei, sollte eigentlich eine längst überholte Ansicht sein. Die Finger sind gerade im Anfangsunterricht die wichtigste Hilfe im Rechnen. Man hat sie immer dabei! Finger können einem helfen ein Mengenverständnis aufzubauen, wenn man sie denn richtig einsetzt. Nicht selten wird auch in der Therapie von Rechenschwäche das Fingerrechnen eingesetzt.
    Der Zahlenstrahl hat Vor- und Nachteile. Um ein grundsätzliches Mengenverständnis aufzubauen, wenn das noch nicht verhanden ist, ist er aber nicht geeignet.
    Erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Minusrechnen z.B. im Zahlenraum bis 100 gelehrt wird, kann er auch nützlich sein.
    Das sagt eine Mutter, die selbst ein Kind hat, das sich mit Rechnen schwer tut und die sich, um ihren Kind zu helfen, selbst stark mit dem Thema beschäftigt hat.

  2. Anonym sagt:

    Manche Pädagogen rechnen mit dem Zahlenstrahl. Und bei manchen Pädagogen ist der Zahlenstrahl verpönt, weil sie behaupten,die Kinder würden zum Beispiel die Zahlzusammenhänge nicht verstehen. Manche Kinder lernen zum Beispiel dass 9 aus 5 und 4 zusammengesetzt wird, und dann bei der Minusaufgabe auf einen Blick schnell erkennen, wenn sie die Operation des Wegnehmens verstanden haben, dass 9 – 5 die Zahl 4 ergibt. Die Kinder behandeln die Zahl neun als Zusammensetzung aus 5 und 4.Dies wird durch Montessori Material gut vermittelt.Manchen Kindern wird beigebracht mit dem Zahlenstrahl zu rechnen.Sie lernen auf dem Zahlenstrahl Schrittweise zurück zu gehen(Es wird dann kein Zahlenraster mit 5 Punkte oben und vier Punkte unten benutzt). Die Kinder denken die 9 nicht als Gesamtheit und die 5 nicht als ein Teil den man wegnehmen kann, sondern sie lernen auf dem Zahlenstrahl immer weiter zu rücken, bzw in die andere Richtung zu zählen.Für ein Kind mit Behinderung, wie in der Geschichte oben, kann das schon irritierend sein, wenn es auf Pädagogen trifft die nach unterschiedlichen Methoden Mathematik unterrichten.Kein Wunder, dass das Kind in Mathematik dann schwach ist.Die ärmste Mutter findet sich damit ab und schiebt die Rechenschwäche der Behinderung ihres Kindes ab.

  3. Anonym sagt:

    Mein Sohn hat auch seit der 2.Klasse den gleichen Schulbegleiter (seit 5 Jahren) und seit 2 Jahren die gleiche Klassenlehrerin, die er auch noch zwei Jahre behalten soll. Problem sind die Sonderpädagogen, die das Unterrichtsmaterial vorbereiten sollen- aber die haben für ihn keine Bedeutung für ihn, da sie garnicht sondern nur über Dritte mit ihm arbeiten.
    Obwohl er schweres ADHS, eine geistige Behinderung und einiges mehr hat, funktioniert es, dass er immer mit in der Klasse ist und eine große Entwicklung im sozialen Bereich gemacht hat. Meiner Meinung nach, wäre es für ihn an einer Sonderschule "chaotischer" und er würde selbst entprechend reagieren. Ich rate unbedingt dazu, auch Kindern mit größeren Problemen die Inklsion zu ermöglichen!

  4. Anonym sagt:

    Antwort auf"An Regelschulen mit üblichem Wechsel der Lehrer nach spätestens zwei Jahren gibt es logischerweise für die betroffenen Schüler im Durchschnitt mehr Wechsel." Es kommt darauf an wie die Schule organisiert ist. Bei meinem Kind in der Regelschule(Stadtteilschule) wurde Rücksicht genommen. Er hatte die ganze Schulzeit die gleiche Klassenlehrerin! Da er eine Bezugsperson brauchte, wurde auch der gleiche Schulbegleiter über drei Jahre eingesetzt.Wenn neue Fachlehrer, Sozialpädagogen dazu kamen, haben sie sich über den Schulbegleiter an meinem Kind "herangetastet".Die Pädagogen passen sich so viel es geht meinem Kind an. Demnächst wird in der Schule neu gebaut.Ein Wechsel des Klassenzimmers steht bevor. Die Schulleitung informierten mich, dass die Lehrer die neue Klasse ,wo sie einziehen werden genauso ausstatten werden, wie mein autistischer Sohn es in seiner alten Klasse gewohnt ist.Man kann auch auf Regelschulen Bedingungen schaffen, damit sich behinderte Kinder integrieren können. Man muss es nur wollen!!!!!!

  5. Anonym sagt:

    In der Sonderschule meiner Tochter (Sonderschule für Geistig Behinderte)wechselte dass Lehrer/Betreuerteam alle drei Jahre. Tatsächlich hat dieses System fast immer geklappt bis auf ein paar Ausnahmen. Das hatte viele Vorteile, es fielen zum Beispiel lange Gewöhnungszeiten an neue Bezugspersonen und unbekannte Methoden weg, solche Zeiten können bei Menschen mit schwerer Behinderung, z.B. Down Syndrom plus Autismus, schon mal mehrere Monate dauern. Da geht extrem viel Zeit verloren, in der der Schüler nicht nur nicht vorwärts kommt, sondern auch Rückschritte machen kann. An Regelschulen mit üblichem Wechsel der Lehrer nach spätestens zwei Jahren gibt es logischerweise für die betroffenen Schüler im Durchschnitt mehr Wechsel.

  6. Anonym sagt:

    Mein autistischer Sohn besuchte vor ein paar Jahren eine Förderschule Schwerpunkt geistige Entwicklung.Er hatte Probleme sich dort zu integrieren.Hier hatte kein einziger Pädagoge eine Fortbildung im Autismus Institut gemacht. Dies wurde mir schriftlich vom Schulleiter der Schule bestätigt! Als ich Druck bei der Schulbehörde machte, unternahm der Schulleiter endlich was, und schickte zwei Sonderpädagogen der Förderschule zur Fortbildung zum Autismus Institut.Drei Monate später erhielt ich schriftlich die Info vom Schulleiter , dass die zwei Sonderpädagoginnen, Frau R… und Frau R… , nach den Sommerferien die Schule wechseln .Es war zum Verzweifeln! Das erstaunliche dabei war, dass diese Förderschule 50 Jahre feierte! War mein Kind das einzige Kind in den 50 Jahren mit Autismus? NEIN! So viel zu der Qualifikation der Sonderpädagogen,die mein Kind hatte!

  7. Anonym sagt:

    Bitte nicht das Niveau einer deutschen Erzieherausbildung unterschätzen. Die Ausbildung ist sehr umfangreich und praxisorientiert und mittlerweile Lichtjahre von der "Kindergärtnerin" entfernt
    Viele Bundesländer stellen in allen Lehrämtern bevorzugt "Landeskinder" ein. Da mittlerweile überall Lehrer/innen fehlen, ist diese Praxis etwas aufgeweicht. Theoretisch muss aber ein Abschluss in ganz Deutschland anerkannt werden.

  8. Anonym sagt:

    Naja der häufige Lehrerwechsel kann einem an jeder Schule passieren. Ich kenne auch Kinder an der Förderschule, die in 4 Jahren 4 Lehrer hatten. Ehrlichgesagt scheint mir hier der Wechsel sogar häufiger zu sein, aber das mag ein subjektiver Eindruck sein.
    Ob dort eher die gleichen Methoden unterrichtet werden weiß ich nicht.

  9. Anonym sagt:

    Es ist die Hilflosigkeit der Pädagogen! Ich erlebe es auch bei meinem Kind, dass Pädagogen ratlos sind! Wenige Pädagogen in Regelschulen und Sonderschulen greifen zum passendem Lernmaterial für die Kinder mit erhöhtem Förderbedarf! Im Internet auf Seiten wie Amazon findet man zig Arbeitsmaterial zum Thema Inklusion. Was kommt in Sonderschulen oder Regelschulen an? Kaum was! Erlebe es bei meinem Kind und bei den Kindern in meinen Bekanntenkreis! In vielen Sonderschulen in Deutschland kriegen die Kinder keine Schulbücher! Von Bildung kann da kaum die Rede sein!

  10. Anonym sagt:

    Antwort zum Kommentar „…. Seltsam auch, dass manche Menschen mit Down Syndrom schon vor vielen Jahren rechnen gelernt haben, auf Sonderschulen“. Dass Menschen mit Down Syndrom vor vielen Jahren auf Sonderschulen rechen gelernt haben mag sein. Das muss aber vor vielen, vielen, vielen Jahren gewesen sein. Dadurch, dass man die Ansprüche in der Pädagogik in Sonderschulen von Jahr zu Jahr immer tiefer und tiefer gesenkt hatte, hat man in Sonderschulen die Kinder in der Bildung vernachlässigt. In Förderschulen Schwerpunkt geistige Entwicklung, wo die meisten Kinder mit Down Syndrom abgeschoben werden, werden vier Jahrgänge( 12-15 Schüler) in einer Klasse unterrichtet. Die Kinder haben unterschiedliche Behinderungen und Grad der Behinderung. Diese Kinder werden von einer EINZIGEN Sonderpädagogin unterrichtet. Meinen Sie, dass EINE Sonderpädagogin es schafft diesen 12 Kindern in der Förderung gerecht zu werden? Die Lernbedingungen in Sonderschulen sind noch katastrophaler als in Regelschulen!

  11. Anonym sagt:

    In Sonderschulen geht es genauso vor.Ständig ist ein Sonderpädagoge krank! Habe es bei meinem Kind in der Sonderschule erlebt. Kinder müssen sich ständig auf neue Pädagogen einstellen.

  12. Anonym sagt:

    Das Problem liegt daran, weil man die Bildung der Länder überlässt. Schon bei der Ausbildung der Sonderpädagogen wird es von Land zu Land unterschiedlich gehandhabt! Manche Sonderpädagogen dürfen nur in Bundesländer unterrichten wo sie studiert haben(wurde mir von einer Sonderpädagogin erzählt). Dass dann Sonderpädagogen ,wie in der Geschichte oben, unterschiedlich unterrichten, ist dann nicht verwunderlich! Inklusion müsste eine Angelegenheit des Bundestages sein.Die Bildung in Deutschland müsste einheitlich sein! Aber der Bundestag hat Inklusion den Ländern abgeschoben nach dem Motto“Wascht euch auf den Kopf damit!“ Länder die finanziell gut da stehen oder Politiker haben, die hinter Inklusion stehen sind weiter, und in Länder wo Politiker sich gegen Inklusion stellen, da wird dann kaum was für Inklusion getan, und viele Pädagogen haben auch keine Motivation Inklusion in Regelschulen zuzulassen!Die moralische und finanzielle Unterstützung fehlt damit Inklusion durchgesetzt wird!

  13. Anonym sagt:

    Nicht nur in den Schulen erlebt man eine Hilfelosigkeit der Pädagogen. Eine Studie hat gezeigt, dass in vielen anderen Ländern die Erzieher mindestens ein College Abschluß haben. Sie haben die Qualifikation eine Sozialpädagogen. Dadurch, dass man jahrelang in der Bildung gespart hat und weiterhin spart, stehen viele Pädagogen hilflos da und wissen sehr oft nicht, wie sie behinderte Kindern fördern sollen.

  14. Anonym sagt:

    Ich sehe hier auch keine hilflosen Pädagogen, sondern das Problem, sich jährlich auf einen neuen Lehrer einstellen zu müssen. Jede Herangehensweise hat mit ihren Stärken und Schwächen ihre Berechtigung, aber alle gleichzeitig sind wohl etwas viel des Guten.

  15. Anonym sagt:

    Habe die gleichen Erfahrungen mit wechselnden Pädagogen und Methoden. Hab nur einmal was gesagt, als er in der sechsten Klasse die Raupe Nimmersatt lesen sollte.In der siebten hat er dann immerhin den Kondomführerschein gemacht (Veranstalter kamen von außerhalb, Aids-Hilfe).

  16. Anonym sagt:

    Hilflosigkeit der Pädagogen? Das Hauptproblem ist eher der häufige Lehrerwechsel. Das ganze war vorhersehbar: viele Fachlehrer, kürzere Klassenlehrerperioden als in Sonderschulen, und dann noch die üblichen Gründe für vorzeitiges Abgeben einer Klasse. Für mich ein Hauptgrund, weshalb ich Inklusion für schwerer Behinderte sehr kritisch gegenüber stehe. Wenn es schon auf Sonderschulen heißt, ich wende andere Gebärden an als meine Vorgängerin, wie soll es dann auf Regelschulen besser sein? Seltsam auch, dass manche Menschen mit Down Syndrom schon vor vielen Jahren rechnen gelernt haben, auf Sonderschulen.

  17. Kirsteneins sagt:

    Danke! Der Illustrator freut sich sehr über das Lob!

  18. Unknown sagt:

    Ein großes Lob an den Illustrator!!!! Vor ständig wechselnden Lehrmethoden habe ich auch schon Angst…

  19. Anonym sagt:

    Wie schön, dass es auch heute eine Geschichte gibt.
    Ja, ich finde es auch schade, dass viele Pädagogen so auf ihren Konzepten beharren und wenig offen für andere Wege sind.
    Es ist halt schwierig " die Kraft der 5 " zu nutzen, wenn man nur 2 Elemente simultan erfassen kann.
    Rechnen dem Zahlenstrahl? Oh weia!Das Ordinalverständnis ist bei Menschen mit Down Syndrom ja noch schlechter ausgeprägt als das Kardinalverständnis.

  20. Fan des Illustrators sagt:

    Wow! Klasse Zeichnung!
    Der hilflose Junge, umrahmt von vielen Zahlen, Punkten und Rechenzeichen…

    Das Hauptproblem ist hier wohl die Hilflosigkeit der Pädagogen!
    Wissenschaftliche Studien haben erwiesen, dass Lernende mit Besonderheiten in der Aufmerksamkeit auf ganz bestimmte Unterrichtsmaterialien angewiesen sind, um eine Zahlen- und Mengenvorstellung entwickeln zu können. (www.mathildr.de)

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