Träume

Die Mutter DES MÄDCHENS bekommt Besuch von einer Freundin. Gemeinsam trinken sie Kaffee: Die Mutter, die Freundin, das Mädchen im E-Rolli, und ihre nicht behinderte Schwester.
Die Freundin fragt das Mädchen, wie denn ihr Schnupper-Praktikum im Baumarkt war. Und das Mädchen fängt an zu schwärmen: Von den vielen wundervollen Pflanzen in der Gartenabteilung, den tollen Kollegen, netten Kunden und dem super Chef, der ihr sogar eine Liege zum Ausruhen organisiert hatte, weil sie wegen der starken Schmerzen nur immer kurze Zeit in ihrem Rollstuhl sitzen kann.
„Ich finde das sowieso den idealen Job für dich“, plappert ihre Schwester fröhlich drauf los: „Du begrüßt die Kunden am Eingang und suchst ihnen eine Pflanze aus, die zu ihnen passt!“ Die Mädchen kichern. „Aber sie dürfen dann doch noch kaufen, was sie eigentlich wollen…“, ergänzt das Mädchen. Ihre Schwester nickt: „Ja, und du saust mit deinem Rolli dann so schnell zum richtigen Regal, dass nur noch die Sportlichsten hinterherkommen!“ Wieder Gekicher.
Doch plötzlich wird das Mädchen ernst: „Ich weiß, dass das Quatsch ist. Ich weiß, dass ich für alle nur eine große Belastung bin. Ich kann das  Leben, das alle anderen führen, nicht mitmachen. Aber im Baumarkt war es einfach so schön, weil ich wenigstens den anderen beim ganz normalen Leben zuschauen durfte.“
Die Mutter springt vom Tisch auf und rennt hinaus. Die Freundin folgt ihr und findet sie weinend in der Küche. Sie nimmt die Mutter in den Arm. „Es ist doch nur so ein kleiner, ein so bescheidener Traum“, schluchzt die Mutter, „aber niemand, wirklich niemand, wird sie dabei unterstützen, dass er wahr wird!“

Die Geschichte vorgelesen …

12 Kommentare

  1. kipa sagt:

    Genau so ist es! Ich könnte mit der Mutter mitweinen!- Es ist nur ein schöner Traum – für das Mädchen und die Mutter …

  2. Freiheit sagt:

    Das Mädchen scheint rein körperbehindert zu sein. Da gibt es genug Berufe, die auch im E-Rollstuhl oder liegend möglich sind. Man braucht mehr Geduld bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, aber zumindest aus meinem Abiturjahrgang eines dieser ach so bösen Behindertenzentren haben alle auf dem ersten Arbeitsmarkt einen ihrer Qualifikation entsprechenden Arbeitsplatz gefunden und auch behalten. Uns hat im Internat allerdings auch keiner eingeredet, daß wir eine große Last wären und vor pessimistischen, heulenden Müttern waren wir zumindest Werktags geschützt. Auch die von uns mit hohem Pflegegrad leben weder bei den Eltern noch in einer Einrichtung, sondern in der eigenen Wohnung. Vielleicht braucht es manchmal auch Exklusion, um erkennen zu können, was alles geht.

  3. Anonym sagt:

    Gute Geschichte. Sie berührt sehr, aber es gibt Jobs auch im Rollstuhl. Aber frau oder mann müssen dafür sehr kämpfen. Ich bin selber Rollifahrerin und habe mit juristischem Beistand meinen Job behalten können. Oft führt der Weg in die berufliche Inklusion nur über die juristische Schiene.
    Danke für diesen Blog.

  4. Anonym sagt:

    traurige Tatsache: die Anzahl an arbeitslosen Akademiker/innen sinkt, die Anzahl an arbeitslosen Akademiker/innen mit Behinderung steigt. Wann setzt sich endlich die Einstellung durch, dass wir uns das absolut nicht leisten können?! Von einer inklusiven Grundeinstellung ganz abgesehen.

  5. Anonym sagt:

    Danke, es ist gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Ihre Zuversicht gibt mir die Zuversicht, dass es trotz allem gelingen kann und Kraft, sodass ich einen Beitrag dazu leisten kann.

  6. Anonym sagt:

    Wenn die Geschichte wirklich war ist dann hört sich das MÄDCHEN doch nach einer Intelligenten jungen Frau an! Ob da das Bauhaus dann das richtige ist wage ich eh zu bezweifeln ; )

  7. Fan des Illustrators sagt:

    Sehr einnehmend stellt der Zeichner das Mädchen während des Praktikums dar.

    Die Mutter des MÄDCHENS weiß, wie wichtig es ist, dass junge Menschen Träume haben, die von der Hoffnung getragen werden, dass sie irgendwann einmal Realität werden.

  8. Anonym sagt:

    Wow, ja die Story geht wirklich ans Herz. Ich weiß es ist schwer etwas zu bewegen und es kostet seeeehr viel Arbeit aber es geht. Es gibt so viele Projekte wo es funktioniert! Man muss sich aber leider selbst in Bewegung setzen und die Sache in die Hand nehmen. Engagierte Euch, gründet Initiativen, Projekte, intressensgemeinschaften, machen, machen, machen … . Vielleicht nicht Heute und vielleicht auch noch nicht Morgen aber irgendwann ist es das normalste der Welt. Wir Eltern oder die die sich dazu berufen fühlen müsse loslegen – niemals aufgeben!!!

  9. Unknown sagt:

    Ich wünsche der Familie, dass sie Menschen findet, die sie dabei unterstützen, den Traum des Mädchens zu verwirklichen!

  10. Thomas Leuchs sagt:

    Wer denn? Ich sehe weit und breit niemanden der wirklich helfen will. Alles nur Alibi Hilfe.

  11. Anonym sagt:

    Die Geschichte treibt mir echt die Tränen in die Augen. So traurig, so wahr.
    Ich arbeite in der Beruflichen Rehabilitation. Meine Erfahrungen, wenn wir ausgelernte Azubis in Lohn und Brot bringen wollen: Arbeitgeber sind häufig nur bereit einen Arbeitnehmer mit Beeinträchtigung einzustellen, wenn er die gleiche Leistung bringt. Gleichzeitig werden die wenigen Arbeitgeber, die sich auf einen weniger leistungsfähigen Mitarbeiter einlassen, nicht ausreichend unterstützt und können sich um notwendige Unterstützung selber kümmern. Wenn der Staat sich nicht einbringt mit finanziellen Anreizen wird sich das nicht ändern.

  12. Christian Münch sagt:

    Zum letzten Satz:
    Doch.

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