Beförderung

Elternversammlung im Kindergarten einer Elterninitiative. Die Mutter DES JUNGEN ist dort besonders engagiert. Sie trägt sich regelmäßig zu den Kochdiensten ein und arbeitet in der Finanzgruppe des Fördervereins mit. Das ist viel Arbeit, aber auch nett.
Der Junge fühlt sich sehr wohl im Kindergarten. Er versteht sich gut mit den anderen Kindern und hat viele Freunde gefunden. Es war gar nicht so einfach gewesen, einen barrierefreien  Kindergarten zu finden, der dann auch noch bereit war, ein Kind im Rollstuhl aufzunehmen. Auch deswegen nimmt sich die Mutter so viel Zeit für die Mitarbeit dort. Denn eigentlich ist sie mit den vielen Arzt- und Therapieterminen und all den Anträgen an Kranken- und Pflegekasse schon mehr als ausgelastet.
In der Versammlung heute geht es die Fahrtkostenzuschüsse der Kommune. Bislang hatte die immer freiwillig allen Eltern, die aus der weiteren Umgebung kommen, einen kleinen Teil der  entstandenen Fahrtkosten erstattet. Jetzt wurde dieser Zuschuss gestrichen. Die Mutter berichtet: “Wir von der Finanzgruppe haben wirklich alles versucht. Aber es gibt nun einmal keine Rechtsgrundlage und damit auch keinen Anspruch. Unser Vorschlag ist, dass ihr euch noch mehr als bislang zu Fahrgemeinschaften zusammenschließt, um eure Kosten zu senken.“
Nach dem Ende der Versammlung stehen die Eltern noch zusammen und unterhalten sich. Da kommt ein Vater auf die Mutter zu und sagt: “Ihr wart einfach nicht hartnäckig genug bei den Verhandlungen mit der Kommune! Aber klar, wenn ich das so gut hätte wie du… Dein Kind wird ja jeden Morgen mit dem Taxi von zu Hause abgeholt und nachmittags wieder zurückgebracht.”

Die Geschichte vorgelesen …

7 Kommentare

  1. Anonym sagt:

    Sorry, bin zu spät dran, lese hier nur selten nach. Aber zum Thema der Geschichte kann ich nur sagen "Willkommen mitten im richtigen Leben", dem Ziel der Inklusion. Solche unschönen Erlebnisse kennen wohl alle engagierten Eltern. Blöde Sprüche von Eltern, die sich niemals einbringen, nichts organisieren, niemals mithelfen. Nur die Angriffs-Aussage variiert…."Ihr könnt euch das ja leisten", "Bei euch zahlt doch das Amt" , "Eure Zeit hätte ich gern, dann würde ich auch..".

  2. Anonym sagt:

    Ob man einem Kind die Behinderung ansieht oder nicht, sagt noch nicht viel aus. Eltern, die ein Kind mit Doppeldiagnose Down Syndrom/Autismus haben, sagen oft:"Wenn ich doch nur ein'normales' Down Syndrom Kind hätte!" Ja, das kommt mir auch oft in den Sinn, wenn wir wieder sehr unter dem Autismus unseres Kindes leiden.

  3. Anonym sagt:

    Das finde ich besonders perfide. Die Leistung einer anderen Person abzuerkennen. Auch ein beliebter Spruch: "Andere Eltern haben auch autistische Kinder." Na und? Das macht des doch nicht leichter oder besser. Jeder Mensch hat doch unterschiedliche Belastungsgrenzen.

  4. Anonym sagt:

    Ja, solche Neidsprüche habe ich auch schon gehört. Fehlt nur noch "Was?! Ihr habt ein behindertes Kind? Wir nicht! Wir wollen auch eins!"
    Vielleicht sage ich dann:"Was?! Ihr wollt ein besonderes Kind? Das geht gar nicht! Das bekommen nur besondere Eltern!"

  5. Anonym sagt:

    Einfach nur unverschämt, dieser Vater. Abgesehen davon, dass er sich ja auch in der Finanzgruppe einbringen hätte können, ist er neidisch auf den (wahrscheinlich hart erkämpften) Fahrdienst?! Selbst wenn man ihn mal einladen würde, damit er sieht, was es bedeutet, ein behindertes Kind angemessen zu unterstützen. Er würde es nicht sehen wollen. Aber letztendlich lohnt es sich nicht, sich über solche Leute aufzuregen, eigentlich können einem neidische Menschen nur leid tun.

  6. Anonym sagt:

    Mit solchen Eltern wie der Vater in der Geschichte habe ich auch so oft zu tun gehabt. Sätze wie“Du hast es gut! Bist Hausfrau und darfst dich Zuhause jeden Morgen ausruhen, während dein Kind in der Schule ist“,oder,“Freue dich, dass dein Kind Autismus hat. Dein Kind hat es nicht so schlimm! Guck dir die Kinder mit Down Syndrom an! Die haben es schwer! Bei denen sieht man die Behinderung an!“. Viele können nicht nachvollziehen, wie schwer es behinderte Menschen und deren Angehörige es haben. Dass Eltern von behinderten Kindern nachts mit ihren Kindern wach sind, von einer Therapie zur anderen laufen,oder ihre Kinder noch im Erwachsenenalter füttern müssen ,begleiten müssen, weil sie Gefahren im Strassenverkehr nicht erkennen,oder Windel wechseln müssen…das wird leider nicht gesehen. Viele sehen nicht dass viele Eltern von behinderten Kindern schon längst ihr eigenes Leben aufgegeben haben!Viele sind sogar noch alleinerziehend!Solchen Eltern wie der Vater in der Geschichte ,frage ich ob sie als Familie bereit wären für ein Monat unsere Kinder auszutauschen.Wäre eine tolle Gelegenheit für mich Urlaub zu machen, den ich seit der Geburt meines behinderten Kindes NIE hatte! Es wäre auch eine tolle Gelegenheit für mich endlich mal länger als drei Stunden die Nacht durchzuschlafen!

  7. Anonym sagt:

    Diese Mutter kenne ich sooo gut! Sie ist genauso wie ich und viele andere Mütter mit behinderten Kindern aus meinem Bekanntenkreis! Man ist als Mutter SO DANKBAR, dass überhaupt nach zig missglückte Versuche das eigene Kind in einer Einrichtung unterzubringen, endlich eine Einrichtung gefunden zu haben, die das Kind so akzeptiert wie es ist.Viele Mütter sind dann sehr aktiv im Schulleben ihrer Kinder und immer hilfsbereit! Man hat dann Angst ,dass das Kind wieder abgeschoben wird, dass das Kind als eine Last empfunden wird! Also,man tut alles, damit das Kind in der Einrichtung nicht als „Plage“ nachempfunden wird.Man hat keine andere Wahl, sonst droht der Rausschmiss auf einer Förderschule! Ich habe sogar die Schulbegleitung bei meinem Kind übernommen in Zeiten,wo mein Kind kein Schulbegleiter hatte! Und Fortbildungen habe ich auch schon besucht (die Pädagogen meines Kindes nicht!!!!). Oh ja! Was tut man nicht aus Liebe zum Kind! Eltern haben eine emotionale Bindung zum eigenem Kind! Man leidet mit wenn das eigene Kind leidet!

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