Goldene Wasserhähne

DER JUNGE will Skifahren lernen.
Die Eltern sind skeptisch und versuchen, es ihm auszureden.
Sie haben Angst, dass keine Skischule bereit ist, ihn zu unterrichten.
Dann ist Jubiläumsfest des Sportvereins im Stadtteil.
Die Skiabteilung verkauft Softeis und zeigt Videos von ihren Skikursen.
Die Eltern geben sich einen Ruck und fragen, ob sie den Jungen zum Anfängerkurs anmelden können.
Sie bieten an, gleich zwei oder drei Plätze zu buchen.
Der Skischulleiter schaut sie verwundert an: „Aber dann müssten Sie ja auch den doppelten oder dreifachen Preis bezahlen…“
Die Eltern nicken und erklären: Das wäre, um den Mehraufwand auszugleichen. Der Junge braucht  bestimmt eine intensive Anleitung und viele Wiederholungen.
Da lacht der Skischulleiter: „Das brauchen viele! Wenn wir von allen Anfängern mit wenig Talent mehr Geld verlangen würden, könnten wir uns die Wasserhähne vergolden lassen!“
Dann wird er kurz ernst: „Ich glaube Ihnen schon, dass es mehr Arbeit macht, Ihrem Sohn etwas Neues beizubringen. Aber wenn Sie das als Familie schaffen, dann können wir das doch auch probieren!“
Und so einigt man sich, es mit dem Jungen einfach einmal zu versuchen.
Inzwischen saust der übrigens mit Bravour alle Hänge hinunter und will im Winter immer nur eins: In die Berge fahren!

Die Geschichte vorgelesen …

7 Kommentare

  1. Kirsteneins sagt:

    Danke! Es ist auch eine unserer absoluten Lieblingszeichnungen!

  2. Fan des Illustrators sagt:

    Wow, tolle Zeichnung!

    In Anbetracht der Abfahrt wird mir ganz schwindlig!

  3. Anonym sagt:

    Tolle Einstellung eines Skischulleiters. Die Geschichte zeigt „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“. Wie soll man überhaupt herausfinden welches Potenzial ein behindertes Kind auch hat, wenn man es nicht mal versucht, ihm die Chance gibt es herauszufinden! Als mein autistischer Sohn 5 Jahre alt war, war er von Ballett begeistert. Seine ein Jahr ältere Schwester besuchte in ein Sportverein eine Ballettschule. Die Ballettlehrerin wollte aber behinderte Kinder in ihrer Gruppe nicht aufnehmen.Ich konnte die Haltung dieser Lehrerin nicht nachvollziehen. Es ging mir einfach nur darum, dass mein Sohn Spaß an Ballett haben kann. Ich versuchte mehrmals die Ballettlehrerin davon zu überzeugen und ihr verständlich zu machen, dass es mir nicht darum ging ,dass mein Sohn für die Balschoi Ballettschule in Moskau ausgebildet werden soll.Sie lehnte meine Bitte immer wieder ab. Sie hatte es leider nicht mal versucht!Sie schlug uns dann vor den Kurs „Handball mit Handicap“ zu besuchen. Hier konnte sich mein Sohn überhaupt nicht integrieren. Er hat sich mit dieser Sportart nicht identifizieren können. Wir hatten uns bei mehreren Ballettschulen beworben, leider ohne Erfolg.

  4. Anonym sagt:

    Auch für unsere geistig behinderte Tochter war es noch nie einfacher ein inklsives Freizeitangebot zu finden als beim Skikurs. Sie hat seit sie 4 Jahre ist jedes Jahr eine Skischule besucht und fährt mitlerweile ganz ordentlich Ski.

  5. Anonym sagt:

    Ich danke Kirstenmalzwei für die mit grosser sprachlicher Kompetenz und spitzer Feder verfassten, knappen Texte. Manchmal bin ich empört, ob der Gedanken- bzw. Lieblosigkeit der Akteure, manchmal tut es gut, dass es einfach auch willkommenheissende, lustige oder ganz und gar überraschende Geschichten gibt. Die Verfasserinnen sind beseelt vom menschenrechtlich begründeten Anspruch nach Anerkennung, Teilhabe und Selbstbestimmung für alle. -Gut, dass es diesen Blog gibt. Danke zweimal!

  6. Eine wirklich schöne Weihnachtsgeschichte. 🙂

  7. Anonym sagt:

    Das ist ja mal eine schöne Geschichte. Echtes Weihnachtsgeschenk. Danke. Bin ganz gerührt.

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