Der Ausflug

Die Klasse will einen Ausflug machen.
Dienstag zunächst einmal mit der S-Bahn quer durch die Stadt.
Ob das auch etwas für DEN JUNGEN ist, fragt die Sonderpädagogin.
Was ist, wenn ihn die vielen Menschen erschrecken?
Was ist, wenn er beim Umsteigen überfordert ist?
Was ist, wenn er die Gefahren eines Bahnhofs nicht erkennt?
Die Hauptschullehrerin schüttelt den Kopf.
Der Hauptschullehrer hebt an: „Also, ich hab‘ da eigentlich keine Bedenken…“
Ein strenger Blick der Sonderpädagogin stoppt ihn.
„Diese Diskussion hatten wir doch schon öfter…“, sagt sie.
Sie sei schließlich die Expertin für solche Kinder.
Nachmittags telefonieren die beiden Hauptschullehrer miteinander.
Sie verlegen den Ausflug auf Donnerstag.
Donnerstags kann die Sonderpädagogin nie.
„Absolut unabkömmlich“, ist sie da an der Sonderschule, betont sie.
Der Ausflug wird ein voller Erfolg.

Die Geschichte vorgelesen …

7 Kommentare

  1. Fujolan sagt:

    Danke für euer Blog. Bitte bloggt weiter. Auch wenn wir bei jedem zweiten BEitrag kopfschüttelnd da sitzen.

    Mehr gefällig? Ich bring euch gerne in Kontakt mit anderen, die solche Geschichten auch haben.

    Beispiel: Die G-Sonderschule informiert die Eltern nach einer Woche nach den Ferien, dass das Kind (14) mit Ganztagsunterricht überfordert sei. Das Kind müsse mittags abgeholt werden.
    Die Eltern bitten nach 4 Wochen um erneute Beurteilung. Nein. Nach 6 Wochen, nach 8 Wochen, nach 10 Wochen. Die Eltern mögen bitte endlich die Kompetenz der Schule anerkennen. Eine Neubewertung sei nicht notwendig.

    Ach was – meines Wissens drehen 90% aller Schulkinder in der ersten Nachferienwoche frei.

  2. Anonym sagt:

    Was mich immer wieder verwundert und auch selbst erlebe ist , dass keine Partei auf die Idee kommt, die Eltern (die ihren Sohn am besten einschätzen können) zu fragen, was sie glauben, was ihr Kind braucht, damit der Ausflug für ihn gelingen kann.

  3. Anonym sagt:

    …ich gehe davon aus, dass sehr wohl auch die Hauptschullehrerinnen den Ausflug akribisch geplant und Verantwortung – selbstverständlich auch für ihren Schüler mit Behinderung – übernommen haben.

    Auch wenn manch einer das nicht wahrhaben will:
    Overprotection ist sehr wohl ein reales Phänomen in Heil- und Sonderpädagogik!

  4. Anonym sagt:

    Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen, teils auch mit Behinderung. Tatsächlich plane ich Ausflüge akribisch; dadurch, dass ich den worst case mitdenke, verhindere ich ihn am effektivsten;
    es erschreckt mich jedesmal etwas, wenn ErzieherInnen und LehrerInnen als negative Bedenkenträger oder schlimmer noch als AblehnerInnen der Integration (die es davon unabhängig natürlich gibt) dargestellt werden, wo
    tatsächlich Verantwortung übernommen wird, auch im Benennen dessen, was nicht möglich ist.
    Die Ernstnahme der Aufsichtspflicht dient dem Interesse aller Kinder (ob behindert oder nicht) und wird von LehrerInnen nicht als Spaßbremse missbraucht.
    LehrerInnen , die mit schwierigen (weil große Gruppen, hilfsbedürftige Kinder ect.) Kindergruppen unterwegs sind am Ende des Tages jedesmal froh, wenn alles gut gelaufen ist – auch und gerade sehr erfahrene LehrerInnen.

    Gegenbeispiel:
    Ein Arzt soll die Narkose bei 3 Mandeloperationen von Kindern gleichzeitig überwachen. Er lehnt ab.
    Verantwortungsbewusst oder peinlicher Bedenkenträger ?

    LG

  5. Anonym sagt:

    Und was wenn tatsächlich etwas schief gegangen wäre, möglicherweise mit dramatischen Folgen?

    • Freiheit sagt:

      Wenn man nichts ausprobiert, am Besten immer im Bett bleibt, passiert garantiert nichts. Aber was ist das dann
      für ein Leben? Im Zweifelsfall einfach noch einen Erwachsenen mehr mitnehmen, der Notfalls mit dem Jungen zurückgeht.

  6. Anonym sagt:

    Es steht und fällt halt immer mit den beteiligten Personen. Schön das der Ausflug so gut geklappt hat.

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